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Boersen-Zeitung: Hoffen auf die Hedgefonds, Kommentar zum Übernahmekampf um Euronext von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots)

Respekt! Bei der Konsolidierung der globalen
Börsenlandschaft geht die New York Stock Exchange (Nyse) ebenso zügig
wie raffiniert zu Werke. Seit gut drei Monaten erst ist die Nyse 
Group börsennotiert, da legt Chief Executive John Thain schon eine 
Offerte über gut 10 Mrd. Dollar für Euronext vor.
Eine Übernahme hätte für ihn mehrere Vorzüge. Erstens: Thain spart
sich einen teuren Bieterstreit mit dem Rivalen Nasdaq um die London 
Stock Exchange (LSE). Zweitens: Anders als die LSE brächte Euronext 
einen Terminmarkt ein, der die Produktpalette des Big Board 
entscheidend erweiterte. Drittens: Mit einer Listing-Plattform im 
Ausland könnte die Nyse ausländische Emittenten locken, die das in 
den USA geltende Sarbanes-Oxley-Gesetz abschreckt. Viertens: Mit der 
Integration von Euronext hätte die Nyse eine ihr potenziell 
gefährliche Allianz zwischen der Euronext und der Deutschen Börse 
verhindert.
Um den Aktionären des Börsenbündnisses die Übernahme schmackhaft 
zu machen, hat sich das Management der Nyse aus der Fusion Synergien 
von sage und schreibe 375 Mill. Dollar zusammengerechnet. Großteils 
entfallen die Einsparungen zwar auf eine Flurbereinigung im Wildwuchs
der Handelssysteme an der Nyse, die am Big Board ohnehin überfällig 
ist.
Thain aber muss zumindest auf dem Papier etwas bieten, um die 
Euronext-Aktionäre davon abzulenken, dass eine Fusion der Nyse viel, 
ihnen aber wenig brächte. Den Anteilseignern des paneuropäischen 
Handelsplatzes wird nicht nur ein deutlicher Abschlag auf ein 
zugegebenermaßen heißgelaufenes Kursniveau zugemutet, sondern auch 
eine Bezahlung vor allem in Nyse-Aktien, deren Bewertung sich im 
Vergleich zur Branche überdurchschnittlich stark aufgebläht hat.
Dass Euronext die Offerte der Nyse, die einen Marktbetreiber mit 
juristischem Sitz im US-Bundesstaat Delaware vorsieht, am Montag 
trotz alledem als die attraktivste Variante bezeichnet hat, zeigt, 
dass die Debatte um den Unternehmenssitz in den Fusionsgesprächen mit
der Deutschen Börse nur vorgeschoben war. Dem Frankfurter 
Marktbetreiber bleibt die Hoffnung, dass auf der Hauptversammlung von
Euronext dieselben Hedgefonds, die schon den Zusammenschluss von 
Deutscher Börse und LSE verhinderten, abermals eine Börsenfusion 
vereiteln werden.

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