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Börsen-Zeitung: Trägheit überwunden, Kommentar zu Immobilienfonds von Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots)

Mit einem verwalteten Volumen von fast 89 Mrd.
Euro hat die Immobilienfonds-Branche eine Masse erreicht, die auch
einige Trägheit mit sich bringt. Anfang 2005 zeichnete sich durch den
Korruptionsskandal, die schlechte Wertentwicklung und die Rückflüsse
bei der Deka ab, dass es Reformbedarf gibt. Damals reichte das aber
nur für Debatten. Auf eine gemeinsame Linie für neue Regeln konnten
sich Anbieter und Gesetzgeber nicht einigen. Es brauchte erst dreier
Fondsschließungen wegen Illiquidität innerhalb der letzten sechs
Wochen und fast einer halben Million Anleger, die vorübergehend nicht
an ihr Geld können, um eine nennenswerte Bewegung zu erzeugen.
Jetzt hat sich die Branche dem Vernehmen nach unter anderem darauf
geeinigt, dass alle Anbieter die von Gutachtern ermittelten
Verkehrswerte für jedes einzelne Gebäude veröffentlichen. Zugriff auf
die Daten haben dann nicht mehr nur ausgewählte Analysten, sondern
jedermann. Die Anleger können sich also selbst ein genaueres Bild von
der Lage ihres Fonds machen – und sind für ihre Entscheidung weniger
als bisher auf zweifelhafte Ratings angewiesen, deren
Fehlinterpretation ja die jüngste Krise ausgelöst hat. Außerdem, so
ist zu hören, soll es Haltefristen für größere Beträge bei Neuanlagen
geben. Auch das ist sinnvoll. Denn institutionelle Großanleger waren
für einen Löwenanteil der Volatilität bei den Mittelzu- und
-abflüssen verantwortlich. Sie nutzten die Fonds wie ein höher
rentierliches Geldmarktprodukt, obwohl sie für langfristige
Investments gedacht sind. Wünschenswert wäre deshalb eine strikte
Trennung der beiden Klassen von Anlegern.
Sein gesamtes Reformpaket, das rund 20 Punkte umfasst, stellt der
Investmentverband BVI am Dienstag vor. Was optimistisch stimmt, ist
die Tatsache, dass die Branche die meisten Reformen ohne politische
Unterstützung aus Berlin umsetzen kann. Das sorgt für Beschleunigung.
Hilfestellung brauchen die Anbieter nur bei wenigen Punkten – etwa
wenn es darum geht, ob die Fonds einer Gesellschaft sich auch
gegenseitig Immobilien verkaufen dürfen. Zwar hätte diese Neuerung
die aktuellen Fondsschließungen nicht verhindert. Sie ändert auch
nichts am Leerstand in deutschen Bürotürmen. Aber sie mildert das
grundsätzliche Problem: Fondsanteile sind per Gesetz täglich
liqudierbar, die Immobilien jedoch nicht.

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