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Börsen-Zeitung: Zetsches Überforderung, Kommentar zum Rücktritt von Eckhard Cordes bei DaimlerChrysler von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Drei Wochen, die zwar nicht die Welt, auch nicht
eine Welt AG, aber immerhin doch ein Weltunternehmen verändert haben.
Drei Wochen, in denen DaimlerChrysler kräftig an Börsenwert gewonnen
und an Reputation verloren hat. Denn wie dieser Konzern seine
Spitzenpersonalien regelt, ist provinziell. Da behauptet der
Vertreter der „kritischen“ Daimler-Aktionäre und Autor eines Buchs
über Jürgen Schrempp, Jürgen Grässlin, als Externer bereits zwölf
Tage vorab vom bevorstehenden Schrempp-Rücktritt gewusst zu haben,
während der mit der Mercedes-Sanierung betraute und bis dato als
Kronprinz für eine „normale“ Schrempp-Nachfolge geltende Vorstand
Eckhard Cordes erst am Abend vorher davon erfahren haben will. Da
reagiert der in der Nachfolge-Konkurrenz Dieter Zetsche unterlegene
Cordes nicht unerwartet mit Rücktrittsankündigung – und der
Aufsichtsrat ist nicht vorbereitet.
Immerhin hat der Aufsichtsrat nun nach drei Wochen den
sommerlichen Zeitvertreib mancher Zeitungsredaktion beendet, immer
neue Namen als mögliche Mercedes-Chefs ins Rennen zu schicken und
anschließend nicht minder ausführlich darzulegen, warum just jene
Kandidaten für diesen Job nicht zur Verfügung stehen. Über Personen
und Termine herrscht jetzt zwar Klarheit, nicht jedoch über die
entscheidende Frage: Was soll Zetsches Aufgabe in Zukunft denn sein?
Lenker eines weltweit tätigen Konzerns mit Pkw-, Nutzfahrzeug-,
Finanzdienstleistungs- und Luftfahrtaktivitäten oder Chef einer Pkw-
Marke? Bei allem Respekt vor Zetsches Schaffenskraft: Diese
Doppelfunktion kann nicht gut gehen.
Zum einen erfordert jede der beiden Aufgaben selbst in weniger
schwierigen Zeiten den ganzen Mann. Zum anderen gibt es zwischen den
beiden künftigen Aufgaben Zetsches – im Konzern und bei Mercedes –
natürliche Interessenkonflikte, die eine personelle Trennung
gebieten. Deshalb wird die Entscheidung des Aufsichtsrats Mercedes
nicht die erhoffte Ruhe bringen, auch wenn Zetsche Mercedes rund ein
Jahr lang führen sollte. Mit dem gestrigen Tag wurde die externe und
interne Spekulation darüber eröffnet, wer ihm in einem Jahr
nachfolgt. Intern dürften mögliche Kandidaten, die gerade noch das
Cordes-Sanierungskonzept umsetzen, abwarten, was davon unter Zetsche
noch bleibt – und sich mehr auf ihre eigene Positionierung
konzentrieren.

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