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Börsen-Zeitung: Immobilienfonds-Phobie, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Bilanzbressekonferenz der DekaBank

Frankfurt (ots)

Krise – welche Krise? Nein, diese Frage stellt
der Vorstand der DekaBank nicht; das würde ihm als Arroganz
ausgelegt. Aber die Frage wäre legitim. Beim Ergebnis vor
Risikovorsorge hat das Institut im vorigen Jahr einen Rekordwert
erzielt. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern ist zwar um drei Punkte
gesunken, liegt aber noch gut über jener – beispielsweise – der
Deutschen Bank. Und die Stützung des angeschlagenen
Deka-ImmobilienFonds war bisher eine Transaktion zwischen linker und
rechter Tasche: Fast der gleiche Betrag, den die Stabilisierung des
Fonds an Risikovorsorge, Provisionsverzicht und
Refinanzierungsaufwand 2004 kostete, kam in diesem Jahr als
Ausschüttung auf die von der Bank übernommenen Fondsanteile wieder
herein – und das zu 60% steuerfrei.
Verwendet – noch nicht verbraucht – hat die DekaBank zur weiteren
Sanierung des Fonds einen kleinen Teil ihrer üppigen stillen Reserven
in Wertpapieren. Die Rückstellung von 300 Mill. Euro wurde im
Abschluss 2004 verarbeitet – auch steuerlich, was das niedrigere
Ergebnis unterm Strich erklärt. Aber ungeachtet dieser Aktion dürfte
das seit der Zeit, als die DekaBank noch Deutsche Girozentrale hieß
und nur das Wholesale Banking betrieb, gut bestückte Schatzkästlein
am Jahresende noch praller gefüllt gewesen sein als zwölf Monate
zuvor. Das alles hat mit Krise wenig zu tun.
Eine hartnäckige Krise erlebt der deutsche Immobilienmarkt. Das
bereitet den deutschlandlastigen offenen Immobilienfonds Probleme. Es
sind zum großen Teil Probleme, die sich durch eine kluge Strategie
des Managements, vertrauensbildende Maßnahmen sowie nicht zuletzt
frühzeitige und adäquate Aufklärung der Geldanleger hätten vermeiden
lassen und auch heute noch zu bewältigen sind. Anleger, die mit einem
offenen Immobilienfonds in Deutschland Geld verloren haben, werden
kaum zu finden sein. Trotzdem herrscht mitunter eine Aufgeregtheit,
als grassierten hier Verhältnisse wie in der Endzeit des Neuen
Marktes! Für die Phobie sind vor allem die provisionshungrigen
Vertriebe – im Fall der Deka-Fonds also die Sparkassen –
verantwortlich, die ihre Kunden erst bis zum Gehtnichtmehr in
Immobilienfonds hineinberaten und ihnen wenig später die Flucht aus
der jahrzehntelang bewährten Assetklasse empfohlen haben. Schlechte
Beratung und miserable Kommunikation: das ist es, was die Krise
ausmacht.
(Börsen-Zeitung, 19.3.2005)

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