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Börsen-Zeitung: HVB sucht die Offensive, Kommentar von Michael Flämig zur Strategie der HypoVereinsbank

Frankfurt (ots)

Die HypoVereinsbank (HVB) hat im zweiten
aufeinander folgenden Jahr mehr als 10% des haftenden Eigenkapitals
der AG verbrannt. Mit der Bekanntgabe der Jahresergebnisse 2004 ist
dies offiziell. Noch ein Fehlschlag dieser Größenordnung, dann darf
die Finanzaufsicht der HVB die Banklizenz entziehen – so will es das
Kreditwesengesetz. Natürlich ist dies eine theoretische Gefahr. Aber
das Beispiel zeigt, wo die geschäftlich mit dem FC Bayern eng
verbandelte Bank steht: ziemlich in der Defensive.
Die Vorstandsmannschaft, die sich in Teilen gerne im Münchner
Olympiastadion bei der Champions League trifft, hat die Konsequenzen
gezogen. Die Devise nach jahrelangem Preisverfall auf dem
Immobilienmarkt: Mauern hilft nicht mehr, eine neue Spielanlage muss
auf den Tisch. Die im Januar verkündete Sonderabschreibung über 2,5
Mrd. Euro ist die Abkehr von dem Typus Immobilienbank. Die HVB möchte
sich, wenn auch Immo-Kredite weiter eine große Rolle spielen werden,
in ein normales Kreditinstitut verwandeln.
Doch Fußballfans wissen, dass das Papier der Trainer geduldig ist.
Die Entscheidungen fallen auf dem Spielfeld. Konkret: Hat die HVB
wirklich für alle Altlasten Vorsorge getroffen? Die Befürchtung, die
in dieser Frage steckt, konnte die HVB-Führung nun erfolgreich
zerstreuen. Das Immobilienportfolio von gut 15 Mrd. Euro ist so gut
abgesichert, dass es ohne relevante Buchverluste verwertet werden
kann. Natürlich dürfen die Immobilienmärkte nicht nochmals
einbrechen. Doch ein Baisse-Szenario ist nach Urteil der meisten
Branchenprofis, von Lone Star bis Hypo Real Estate Group,
unwahrscheinlich.
Der gewaltige Kurssprung der HVB-Aktie reflektiert die
Erleichterung des Kapitalmarktes, dass weitere Altlasten auf mittlere
Sicht nicht erkennbar sind. Auch das Münchener-Rück-Paket bildet mit
130 Mill. Euro eine moderate stille Last. Die Börse honorierte auch
das überraschend starke vierte Quartal und schaute dabei gnädig über
Sondereinflüsse hinweg.
Doch die Kursreaktion sollte nicht täuschen: Wer zuvor im eigenen
Strafraum stand, der ist zwar schon weit vorangekommen, wenn er die
Mittellinie erreicht. Aber vom Toreschießen ist er noch weit
entfernt. Künftig punkten kann die HVB nur im Geschäftsfeld
Deutschland. Durchschlagende Angriffszüge sind aus den Zahlen des
vierten Quartals 2004 nicht herauszulesen.
(Börsen-Zeitung, 25.2.2005)

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