Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Gepflegte Profite, Kommentar zu Private Equity in der Altenpflege von Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots)

Ein großer Teil der Menschen in Deutschland vertritt die Meinung, dass mit der Pflege alter Menschen keine Profite erzielt werden sollten. Sie haben entweder alte Eltern oder sind selbst bald alt und fürchten sich davor, dass an der Qualität der Pflege zugunsten der Gewinne gespart wird. Sieben von zehn der größten Pflegeheimbetreiber in Deutschland sind nicht gemeinnützig, sondern in privater Hand. Deshalb dürfte die Nachricht, dass der zweitgrößte Pflegeheimbetreiber in Deutschland, Alloheim, bald zum Verkauf steht, Aufmerksamkeit und teils auch Besorgnis wecken. Dabei ist es für den Eigentümer, den schwedischen Finanzinvestor Nordic Capital, ein ganz normaler Vorgang. Schon bevor die Schweden Alloheim 2017 kauften, gehörte es einem Finanzinvestor, nämlich Carlyle, und davor Star Capital. Auch der nächste Eigentümer könnte wieder ein Finanzinvestor werden.

Gerade im Bundestagswahlkampf wird von allen Parteien betont, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden sollten. Selten wird dazu gesagt, das die Pflegeheime dennoch mindestens schwarze Zahlen schreiben müssen. Viele Pflegeheimbetreiber, darunter auch und gerade gemeinnützige, kratzen aber an der schwarzen Null und würden bei erhöhten Löhnen, die den Löwenanteil der Kosten ausmachen, Verluste schreiben. Wer eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte fordert, muss also die Wahrheit darüber sagen, woher das Geld kommen soll: Entweder die Pflegeheimbewohner selbst müssen mehr bezahlen, was viele nicht können, oder die Pflegekasse muss höhere Pflegesätze zahlen. Das bedeutet, dass die Beiträge steigen müssten.

Am wenigsten nützt pure Empörung darüber, dass mit der Pflege Gewinn erzielt wird. Gerade die größeren privaten Pflegeheimbetreiber werden oft professioneller geführt. Sie können durch Größenvorteile in Einkauf, Verwaltung und anderen Bereichen, die nicht direkt die Pflegequalität berühren, Kosten senken. Der größere Teil dieser Kostensenkung findet sich dann zwar als Gewinn beim Finanzinvestor wieder. Operative Gewinnmargen von mehr als 10 % sind keine Seltenheit. Doch ein Teil der Kostensenkung in der Verwaltung wird auch für eine gute Qualität in der Pflege eingesetzt.

Das ist so, weil es einen Wettbewerb um zahlungskräftige Bewohner gibt. Alloheim betreibt zwar 225 Einrichtungen mit 22 000 Pflegeplätzen. Aber auch so kommt das Unternehmen nur auf 2,5 % Marktanteil. Wem die Pflegeheimbewohner am Herzen liegen, der sollte auf Wettbewerb und höhere Beiträge zur Pflegeversicherung setzen

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 31.08.2021 – 19:30

    3,0, Kommentar zur Inflation von Mark Schroers

    Frankfurt (ots) - Die Inflation im Euroraum hat im August wieder einmal alle Erwartungen übertroffen und mit einem regelrechten Sprung von 2,2 % auf 3,0 % den höchsten Stand seit einer Dekade erreicht. Damit ist sie zwar noch deutlich entfernt von Niveaus wie in den USA, wo seit Monaten eine Fünf vor dem Komma steht. Und weiter spricht vieles dafür, dass es schon Anfang 2022 wieder moderatere Raten geben wird. Der ...

  • 30.08.2021 – 20:21

    Zwiebelsuppe, Kommentar zur DZ Bank von Silke Stoltenberg

    Frankfurt (ots) - Wie bei der Zwiebel muss man bei der DZ Bank erst viele Häute abschälen, bis man zum verwendbaren Kern, dem operativen Geschäft, kommt. Die Kapitalmärkte sowie die IFRS-Rechnungslegung summieren sich beim Zentralinstitut der Genossen schnell auf 1 Mrd. Euro hoch oder runter beim Ergebnis. Doch selbst nach Abzug dieser Volatilität und von Einmaleffekten muss man schon sehr genau hinschauen in diesem ...

  • 26.08.2021 – 20:15

    Grün, grün, grün, Kommentar zur DWS von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - Vertrauen, so lautete lange ein Slogan der Deutschen Bank, ist der Anfang von allem. Die Fondstochter DWS hat nun schmerzhaft zu spüren bekommen, was es bedeutet, wenn am Vertrauen genagt wird. Die Tatsache, dass Aufsichtsbehörden sondieren, was es mit Vorwürfen einer früheren Managerin gegen die Fondsgesellschaft auf sich hat, ließ die Aktie der DWS um annähernd 14 % einbrechen. Natürlich wäre ...