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Börsen-Zeitung: Grimmige Entschlossenheit, Kommentar zur Deutschen Bank von Björn Godenrath

Frankfurt (ots)

Ganz oben in den Zwillingstürmen werden jetzt die Messer gewetzt. Nicht aus Bosheit, sondern aus Notwendigkeit. Denn John Cryan ist die Zeit des halbherzigen Durchwurschtelns leid und will die Deutsche Bank endlich auf den Pfad der Tugend und der Effizienz führen. Mit jedem Brief an die Mitarbeiter und dann im direkten Dialog mit den Investoren wird die grimmige Entschlossenheit des 54-jährigen Briten deutlich, mit der er die Bank schlagkräftiger aufstellen will. Und wenn er auf die Ursachen der Krise zu sprechen kommt und nach den strukturellen Kostenproblemen die "antiquierte Technologieplattform" anprangert, dann weiß man, dass er die Renovierung nicht mit bestehendem Vorstandspersonal angehen wird.

Was Cryan in bestechender analytischer Klarheit vorträgt, ist eine Ohrfeige für Vorgänger Anshu Jain, der simple Dinge der operativen Umsetzung versäumte wie den Abbau des bilanzintensiven Geschäfts im Investment Banking. "Was zählt sind Taten, nicht Worte." Mit diesem Motto schreitet Cryan voran und stimmt die knapp 100.000 Mitarbeiter auf harte Einschnitte ein, die Teile der Belegschaft empfindlich treffen werden. 19.000 müssen gehen bei Barclays, wie viele werden es bei der Deutschen Bank sein?

Diese Frage dürfte bis zur Präsentation der Details im Oktober im Vordergrund stehen. Cryan geht das mathematisch kühl an und will feststellen, welche Ertragssegmente den Anforderungen einer Zielmarke von 65% Cost-Income-Ratio entsprechen. Um den operativen Kosten beizukommen, soll ein "Reengineering" der Bankprozesse vorgenommen werden, sprich manuelle Prozesse eliminiert und stattdessen mit IT automatisiert werden. Das ist der Kern der Umsetzungsprobleme an der Taunusanlage, welche die Bank so komplex haben werden lassen. Cryans Botschaft, dass man sich bereits im Implementierungsmodus befinde, macht Hoffnung auf stringentes Management.

Angesichts des anhaltenden Gegenwinds regulatorischer Kapitalvorschriften sowie schwer kalkulierbarer Rechtskosten will Cryan auch gar nicht ausschließen, dass eine Kapitalerhöhung noch mal auf die Agenda rückt. Um das Ziel bei der ungewichteten Verschuldungsquote zu erreichen, müssten gegenüber dem Plan noch zusätzliche 100 Mrd. Euro Bilanzsumme verschwinden oder aber dementsprechend Kapital nachgetankt werden. Kann Cryan der Bank schnell genug Thesaurierungskraft verschaffen und damit gegen externe Lasten anverdienen, dann muss er die Aktionäre nicht mit Verwässerung belästigen.

Pressekontakt:

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Telefon: 069--2732-0
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