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Börsen-Zeitung: Bärenmarkt, Kommentar von Christopher Kalbhenn zum Kurseinbruch am deutschen Aktienmarkt im Gefolge der transatlantischen Schuldenkrise

Frankfurt (ots)

Nach einer nicht offiziellen, aber weithin anerkannten Definition liegt ein Bärenmarkt vor, sobald ein Aktienindex um 20% und mehr gefallen ist. Mit dem gestrigen Sturz des Dax bis auf 5911 Punkte hat der deutsche Aktienmarkt diesen Status erreicht. Denn gegenüber dem am 8. Juli erreichten Hoch von 7524 Zählern hat der Index rund 21,5% eingebüßt.

Wann der Sturz enden bzw. wo der Boden gefunden wird, kann niemand seriös prognostizieren, denn derzeit führt die Angst Regie. Sicher ist nur, dass die Turbulenzen noch eine Weile anhalten werden und trotz der bereits erheblichen Verluste noch Risiken nach unten bestehen. Zwei Faktoren drohen den Märkten in nächster Zeit weiter zuzusetzen. Zum einen wird die Angst vor einem Rückfall in die Rezession weitere Verluste zur Folge haben, wenn Konjunkturdaten erneut enttäuschen. Zumal dann die Gewinnerwartungen deutlich reduziert werden müssten, nachdem bereits die Berichtssaison zum zweiten Quartal die - ziemlich hochgesteckten - Erwartungen nicht erfüllt hat.

Zum anderen werden wahrscheinlich von der transatlantischen Schuldenkrise weiterhin Irritationen ausgehen. Die Märkte haben das Vertrauen in die Fähigkeit bzw. den Willen der Politik, die Schuldenproblematik in angemessener Form anzugehen, vollkommen verloren. Es wird Zeit, dass die Politik auf eine Weise handelt, die den Marktteilnehmern das Gefühl gibt, dass die Probleme im Kern angepackt werden. Kurzum: Ein nachvollziehbarer, überzeugender Plan zur Sanierung der öffentlichen Finanzen muss her. Das ist zugegebenermaßen leichter geschrieben als getan. Aber es führt nun mal kein Weg daran vorbei.

Zusammen mit den neuen Rettungs- und Stützungsmaßnahmen könnte das zur Beruhigung an den Märkten führen. Dann würden auch die positiven Fakten wieder eine Chance kriegen. Noch ist die Rezession nur eine Befürchtung und kein unausweichliches Schicksal. Fakt ist dagegen, dass es den Unternehmen - sowohl in Bezug auf Profitabilität als auch auf Verschuldung - viel besser geht als vor der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009. Vor allem sind die Bewertungen jetzt sehr niedrig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax auf Basis der Prognosen für das Jahr 2012 erreichte gestern ein Tief von 7,8. Damit würde sich die Bewertung auf dem aktuellen Kursniveau selbst dann noch in einem moderaten Bereich bewegen, wenn die Gewinnschätzungen für die Dax-Unternehmen um 25% reduziert würden.

(Börsen-Zeitung, 9.8.2011)

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