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Börsen-Zeitung: London dreht am Rad, Kommentar zur Regulierung von Hedgefonds von Walther Becker

Frankfurt (ots)

In London geht die Angst um. Die City fürchtet
die harte Hand Brüssels, wittert eine Verschwörung, mit der Berlin 
und Paris bezwecken, das Finanzzentrum in Gefahr zu bringen, und 
hofft auf die EU-Ratspräsidentschaft Schwedens, um das Schlimmste zu 
verhindern. Den Aufschrei der Empörung rufen insbesondere Vorschläge 
der EU-Kommission zur Regulierung von Hedgefonds hervor, die unter 
anderem Vorschriften zur Mindestkapitalausstattung und eine 
Verschuldungsgrenze enthalten.
Die Hedgefonds-Lobby malt das Schreckgespenst eines 
transatlantischen Regulierungskrieges an die Wand, denn die Regeln 
aus Brüssel führten dazu, dass Hedgefonds aus Europa - gemeint ist 
London - in anderen Regionen, vornehmlich in den USA, ihre Produkte 
nicht vermarkten dürften. Massenflucht aus der City? Laut der Lobby 
sind die EU-Vorschläge stümperhaft und bedrohen alternative 
Investments signifikant. Zwar schützt die vom Volkszorn über gierige 
Banker durchaus beeindruckte Politik nicht mehr in blindem Vertrauen 
die City. Doch die Administration hat prompt die Argumente der Lobby 
übernommen und moniert, der EU-Entwurf sei kurzsichtig und ähnele 
Protektionismus.
Worum geht es? Registrierte Hedgefonds-Manager sollen Investoren 
die Anlagestrategie und eingesetzte Hebel offenlegen. 
Aufsichtsbehörden könnten bewirken, den Fremdkapitaleinsatz zu 
verringert, wenn dies zur Wahrung der Finanzmarktstabilität 
unumgänglich erscheint. Für Fonds, die ihren Sitz außerhalb der EU 
haben, aber in der Union ihre Produkte anbieten, soll es - von 2014 
an! - eine Art "EU-Pass" geben, der sie zur Einhaltung von 
Vorschriften verpflichtet.
Was London nahezu als Untergang des Abendlandes beschwört, sind 
angesichts der Dimension der Finanzkrise laxe Auflagen für die Fonds,
die bislang ihre zig Milliarden unbehelligt von irgendwelchen 
Transparenzvorschriften anlegen können. Was von Brüssel gefordert 
wird, sollte für "ehrbare Kaufleute" selbstverständlich sein. Zwar 
graben ein wieder erstarkendes New York, neue Zentren in Asien und 
Nahost oder gar die Schweiz der Metropole an der Themse etwas Wasser 
ab. Doch wer in der City glaubt, der Finanzplatz könne von außen in 
den Grundfesten erschüttert werden, hat zu wenig Vertrauen in die 
eigenen Fähigkeiten: Denn den Ruf und das Standing ruinieren kann 
London selbst am besten.

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Telefon: 069--2732-0

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