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Börsen-Zeitung: Wagoners Offenbarungseid, Kommentar zum General-Motors-Sanierungsplan von Peter Olsen

Frankfurt (ots)

Bei den Kongressanhörungen Ende 2008 sind die
Chefs der drei amerikanischen Autokonzerne nach allen Regeln der 
(Verhör-)Kunst ausgefragt worden. Wie sich spätestens jetzt zeigt, 
war die Skepsis bezüglich des wahrscheinlichen Mittelbedarfs der 
angeschlagenen Hersteller mehr als berechtigt. Jetzt sind es bereits 
30 Mrd. Dollar, mit denen beispielsweise allein General Motors vom 
Staat gestützt werden muss, um die verpönte Insolvenz zu vermeiden.
Auf 117 Seiten Sanierungskonzept hat GM-Chef Rick Wagoner im 
Grunde den Offenbarungseid seiner Amtszeit niedergelegt. Ein Fünftel 
der weltweit Beschäftigten soll gehen, die einst zu teuer erworbene 
schwedische Marke Saab hat wohl unter dem GM-Dach keine Zukunft mehr,
und für Opel, immerhin seit 80 Jahren integraler Teil des einst 
weltgrößten Automobilkonzerns, wird fast schon verzweifelt nach einer
Zukunft außerhalb von GM gesucht. Wagoner hat erstmals selbst 
angedeutet, für die europäischen Aktivitäten und damit für Opel auch 
Partnerschaften oder Beteiligungen von Dritten als Option zu erwägen.
Vor allem setzt GM natürlich auf staatliche Hilfen in Schweden und 
Deutschland. Aber kann man Opel mit seinen vier deutschen Standorten 
wirklich aus GM herauslösen und allein am Leben halten? Das wäre ein 
schwieriges Unterfangen, denn die deutsche Marke ist in ein enges 
europäisches Beziehungsgeflecht eingebunden, das letztlich von GM 
Europe in Zürich gesteuert wird.
Eine Abnabelung von der Mutter in Detroit wäre deshalb am ehesten 
mit einer Verselbständigung von GM Europe zu erreichen. Dann aber 
würden sich staatliche Hilfen noch mehr komplizieren, weil neben 
deutschen Bundesländern auch Regierungen anderer EU-Länder wie 
Spanien, Großbritannien, Österreich oder Polen mithelfen müssten. Das
politische Gerangel bei absehbaren Kapazitätskürzungen mag man sich 
gar nicht ausmalen.
Als europäische Marke wäre GM Europe/Opel auf Dauer zu klein und 
würde in die gleiche strategische Bredouille geraten wie PSA 
Peugeot-Citroën und Fiat, die bislang ebenfalls europazentriert sind.
Als Brückenkopf für einen aufstrebenden chinesischen Hersteller 
herzuhalten, würde das Selbstwertgefühl beschädigen, aber wohl den 
geringsten Aderlass bedeuten. Am besten passt Opel weiterhin zu GM - 
wenn der US-Konzern denn doch noch die Kurve kriegt.

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