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Börsen-Zeitung: ... wäre da nicht die Inflation, Kommentar zur Zinspolitik der EZB von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Die internationalen Geldmärkte funktionieren
nicht mehr eigenständig. Der Finanzkrise fallen die Banken diesseits 
wie jenseits des Atlantiks reihenweise zum Opfer. In den USA wird 
gerade versucht, das wirtschaftspolitische Kriegsrecht einzuführen. 
Und die Eurozone schlittert ziemlich sicher in die Rezession. Was 
Wunder, dass die Forderungen nach Zinssenkungen im Euroraum lauter 
werden und immer mehr Anhänger finden? Die Trennung zwischen 
Funktionssicherung der Märkte und Geldpolitik, die die Europäische 
Zentralbank (EZB) gebetsmühlenartig betont, sei nicht länger 
aufrechtzuerhalten, schallt es aus den Banken.
Gerade der letzte Punkt ist Humbug. Die EZB kann als Kreditgeber 
der letzten Instanz ("lender of last resort") die Wirtschaft nur so 
lange mit Liquidität versorgen, wie es funktionsfähige Banken gibt. 
Deren offenkundige Solvenzprobleme lassen sich wiederum nicht durch 
einen niedrigen Leitzins beheben. Gefragt sind vielmehr echte 
Kapitalspritzen von privaten oder öffentlichen Geldgebern. Damit hat 
die Notenbank aber nichts zu tun.
Das heißt wiederum nicht, dass Geldpolitik im luftleeren Raum 
stattfände. Im Gegenteil: Die Finanzkrise stellt einen Angebotsschock
biblischen Ausmaßes dar. Dieser geht nicht an dem Datenkranz vorbei, 
der die Zinsentscheidungen der EZB bestimmt. Die Konjunktur bremst 
deutlich ab - nicht zuletzt wegen der drohenden Kreditklemme. 
Zumindest eine "technische Rezession", also zwei aufeinanderfolgende 
Quartale mit einer schrumpfenden Wirtschaft, erscheint unvermeidlich.
Die Konjunkturdaten rechtfertigen inzwischen klar eine Zinssenkung.
Allerdings gibt es da noch ein nicht zu unterschätzendes Problem: 
Die Inflationsgefahren lassen nicht so schnell nach, wie es der 
konjunkturelle Abschwung nahelegt. Sowohl die Inflationserwartungen 
als auch die Zuwächse bei den Lohnkosten bereiten den Währungshütern 
nach wie vor Kopfschmerzen. Lediglich der Ölpreis, der deutlich 
gesunken ist, gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Teuerung im Euroraum
im Verlauf des nächsten Jahres wieder in den Zielkorridor von knapp 
unter 2% eintaucht. Verlassen kann man sich darauf aber nicht. Für 
Entwarnung ist es aus Sicht der Notenbank noch zu früh. Mit einer 
Zinssenkung der EZB ist daher weder am morgigen Donnerstag noch im 
November zu rechnen.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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