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Börsen-Zeitung: Kein Kavaliersdelikt, Kommentar von Gerhard Bläske zum Verdacht gegen Alstom auf umfangreiche Schmiergeldzahlungen

Frankfurt (ots)

Nach Siemens ist jetzt auch Alstom in den
Verdacht umfangreicher Schmiergeldzahlungen gekommen. Zwar ist der 
französische Energie- und Transportkonzern bis zum Beweis des 
Gegenteils als unschuldig zu betrachten. Doch dass nun nach Siemens 
auch andere in den Korruptionssumpf geraten, kann niemanden 
überraschen.
Man mag es bedauern, doch Schmiergeldzahlungen sind bei vielen 
Unternehmen und in vielen Ländern nach wie vor an der Tagesordnung, 
vor allem wenn es um Geschäfte in Südamerika, Afrika und Asien geht. 
So mancher Manager meint augenzwinkernd, man müsse sich eben 
geschickt genug anstellen, um nicht entdeckt zu werden.
Dass in diesem Zusammenhang in den letzten Monaten praktisch nur 
Siemens am Pranger stand, hat den Blick davon abgelenkt, dass 
Korruption beileibe kein Einzelfall ist. Es ist im Gegenteil noch 
eine weit verbreitete Praxis.
Entsprechende Vorwürfe gibt es gegen BAE Systems, EADS, den 
französischen Werftenkonzern DCN, den Rüstungskonzern Thales und 
viele andere mehr. Es wäre naiv, zu glauben, mit Appellen und 
Hinweisen darauf, dass Korruption letztlich nicht nur den Käufern, 
sondern auch den Unternehmen schadet, viel bewirken zu können. Wie 
schädlich solche Praktiken sind, ist bekannt.
Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan, weil 
internationale Organisationen wie die OECD mit der Ächtung der 
Korruption und entsprechendem Regelwerk mit gutem Beispiel 
vorangegangen sind. Neue Kommunikationstechniken verschaffen zwar 
neue Möglichkeiten für solche Praktiken, eröffnen aber teilweise auch
neue Zugriffsmöglichkeiten. Zudem verschärfen sich die Kontrollen, 
auch wenn meist eher der Zufall bei der Aufklärung Pate steht.
Viel wichtiger ist es jedoch, dass Korruption heute nicht mehr als
Kavaliersdelikt gilt. Jedes Unternehmen, das schmiert, um Aufträge zu
bekommen, muss heute nicht nur schwere Sanktionen und Strafen 
fürchten, es droht ihm auch ein enormer Imageschaden. Es mag sein, 
dass in vielen Ländern nach wie vor wenig geht ohne Korruption und 
die Versuchung groß ist. Doch heute kann sich niemand darauf 
herausreden, nichts gewusst zu haben. Jeder Manager, der dies tut, 
muss um Posten und Ruf fürchten, und er kann persönlich belangt 
werden. Das ist der richtige Ansatz, um Korruption in den Griff zu 
bekommen.
(Börsen-Zeitung, 7.5.2008)

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