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Börsen-Zeitung: Postwendend, Kommentar von Walther Becker zum Wechsel in der Position des Finanzchefs bei der Deutschen Post

Frankfurt (ots)

Erneut verliert die Deutsche Post ein Stück
Glaubwürdigkeit. Nur wenige Tage nachdem dementiert wurde, dass 
Finanzvorstand Edgar Ernst den Konzern verlässt, wird eben dies ad 
hoc mitgeteilt. Mit Ernst geht der am längsten amtierende Finanzchef 
im Dax, ein Duzfreund von Konzernchef Klaus Zumwinkel, den er bei der
Umgestaltung von der Bundespost in einen internationalen 
Logistikriesen begleitete. Auf Ernst folgt John Allan, der seit der 
Exel-Übernahme im Vorstand die Logistik verantwortet.
In seiner neuen Funktion wird der Brite auch zuständig sein für 
die künftige Kapitalmarktstrategie, die am 8. November präsentiert 
werden soll. Allans Posten als Vorstand für Logistik geht an Frank 
Appel, der diese Aufgabe zusätzlich zur Verantwortung für das 
ausländische Briefgeschäft und das Qualitäts- und 
Kundenorientierungsprogramm First Choice übernimmt. Appel gilt als 
Zumwinkels Kronprinz, ohne dass sich der Aufsichtsrat unter 
Ex-Lufthansa-Chef Jürgen Weber je dazu äußerte. Allan wird nächstes 
Jahr 60 - als Mann der Zukunft kann er kaum punkten.
Einen radikalen Schnitt markiert der Wechsel nicht - sonst wäre 
ein externer CFO verpflichtet worden. Allan will die Struktur nicht 
antasten. Das bedeutet, dass die Postbank - auch nicht mehr 
Everybody's Darling - im Konzern bleibt.
Investoren begrüßen den neuen Herrn der Post-Zahlen - wenn auch 
nicht euphorisch. Der Kurs legte am Freitag knapp 2% zu. Analysten 
bescheinigen Allan, er habe als Exel-Chef ein gutes Händchen für den 
Kapitalmarkt gehabt, und der Brite komme in der Londoner City an. Das
ist auch nötig, denn die Post steht unter Druck. Ihr werden mangelnde
Transparenz, zu wenig Augenmerk auf Cash-Generierung, 
Express-Verluste in den USA und der Konglomeratsabschlag angekreidet.
Die Aktie notiert unter dem IPO-Preis von 2000.
Keine gute Figur macht Zumwinkel, der sich ja auch als 
Telekom-Aufsichtsratschef nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ernsts 
Weggang muss insofern als Bauernopfer gelten. Einleuchtend ist, dass 
der seit 1990 amtierende Vorsitzende bei seinem für Ende nächsten 
Jahres ins Auge gefassten Wechsel in den Ruhestand gerne Applaus von 
allen Seiten ernten möchte. Der Kapitalmarkt lässt die Hände in den 
Taschen, eine solche Rochade wie jetzt wirkt verzweifelt. Zumwinkel 
sollte seinem Nachfolger früher den Weg freimachen.
(Börsen-Zeitung, 15.9.2007)

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