Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Leo XIV. reist in die Türkei (27.11.): Papst soll sich für Minderheiten und Frieden einsetzen
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ruft Papst Leo XIV. vor seiner Reise in die Türkei dazu auf, klare Worte zugunsten verfolgter Minderheiten, für Frieden und für die Einhaltung grundlegender Menschenrechte zu finden. GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido betont die Dringlichkeit des Appells: „Wir hoffen, dass der Papst seine einzigartige moralische Autorität nutzt, um auf Gerechtigkeit zu drängen und den Schutz religiöser und ethnischer Gemeinschaften einzufordern. Die Lage vieler Menschen bleibt prekär – und die Türkei trägt dafür innen- wie außenpolitisch Verantwortung.“
Im Zentrum des Appells steht die Forderung nach Aufklärung des Schicksals der beiden 2013 entführten Bischöfe von Aleppo: „Erzbischof Mor Gregorius Yohanna Ibrahim und Erzbischof Boulos Yazigi wurden unweit der türkischen Grenze verschleppt; seither fehlt jedes Lebenszeichen. Ihre Familien und Freunde warten bis heute auf Gewissheit. Die Türkei kann und muss ihren Einfluss auf Akteure in Syrien nutzen, um endlich Klarheit zu schaffen“, mahnt Sido. Es gibt Hinweise deuteten, dass radikale syrische Islamisten, die von der Türkei unterstützt wurden und werden, an der Entführung beteiligt waren.
Darüber hinaus verweist Sido auf die weiterhin angespannte Menschenrechtslage in der Türkei selbst. „Kurdische Aktivisten und demokratische Oppositionelle werden nach wie vor verfolgt. Ein gerechter Frieden zwischen Kurden und Türken wäre ein Wendepunkt – auch für das Leben von Christen und anderen Minderheiten.“ Ein politischer Ausgleich und eine positive Reaktion des türkischen Staates auf die Friedensangebote der kurdischen PKK und ihres seit 26 Jahren inhaftierten Gründers Abdullah Öcalan wären seiner Ansicht nach entscheidende Schritte für Stabilität in der gesamten Region.
Die Menschenrechtsorganisation ermutigt den Papst zudem, bei seiner Reise nicht allein Istanbul zu besuchen, sondern auch den Tur Abdin, die historische Heimat der syrisch-orthodoxen Christen. „Ein Besuch des Klosters Mor Gabriel wäre ein starkes Zeichen der Unterstützung. Dieses uralte religiöse Erbe steht seit Jahren unter Druck und braucht internationale Aufmerksamkeit, um bestehen zu können“, so Sido.
Die Organisation verbindet ihren Appell mit weiteren Forderungen an die türkische Regierung – darunter die Freilassung politischer Gefangener, die Gleichstellung aller religiösen Gemeinschaften, Rückkehrrechte für vertriebene Christen, Kurden und Yeziden sowie ein Ende der Unterstützung islamistischer Milizen in Syrien.
Die GfbV begleitet die Situation der Minderheiten in der Türkei seit den späten 1960er-Jahren. Sie ruft Papst Leo XIV. auf, während seiner Reise ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Entrechteten und Bedrängten zu setzen.
Den Appell im Wortlaut finden Sie hier.
Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.
Gesellschaft für bedrohte Völker Postfach 2024 D-37010 Göttingen Tel.: +49 551 499 06-21 Fax: +49 551 580 28 E-Mail: info@gfbv.de www.gfbv.de Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat