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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Gewalt gegen Brasiliens Indigene: Neuer Report bestätigt Befürchtungen

Neuer Report über Gewalt gegen Brasiliens Indigene:

  • Befürchtungen bestätigt: Gewalt hat massiv zugenommen
  • Zahl der Übergriffe und Invasionen je mehr als verdoppelt
  • Gewalt häufig in Zusammenhang mit industrieller Landwirtschaft oder illegaler Goldsuche

Am gestrigen Mittwochnachmittag deutscher Zeit wurde im Rahmen einer Online-Veranstaltung der jährliche Report über Gewalt gegen die indigenen Völker Brasiliens vorgestellt. Die Zahlen beziehen sich auf 2019, das erste Regierungsjahr Jair Bolsonaros. Der Anstieg der Gewalt, Invasionen und Enteignungen indigener Gebiete bestätige "das Bild einer perversen und äußerst besorgniserregenden Realität für die Indigenen in Brasilien", wie es dort heißt. "Was wir über das vergangene Jahr hinweg bereits beobachtet hatten, bestätigt sich in den neuen Zahlen", berichtet Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "In fast allen erfassten Kategorien hat die Gewalt gegen Indigene besorgniserregend zugenommen."

In 16 der 19 Gewalt-Kategorien im Bericht nahmen die Fälle verglichen mit dem Vorjahr zu. Es wurden 276 Fällen von physischer Gewalt gegen Indigene registriert, zweieinhalbmal so viele wie 2018 (110 Fälle). Von diesen Gewalttaten waren 113 Morde. "Besonders die indigene Bevölkerung von Mato Grosso do Sul wurde zum Ziel ständiger gewalttätiger Übergriffe. In diesem Bundesland alleine gab es 40 Morde und zahlreiche Fälle von Folter, sogar bei Kindern", so Miyazaki.

Im Berichtsjahr wurden 256 Invasionen auf mindestens 151 indigene Gebiete in fast allen Bundesstaaten registriert. Das entspricht einer Zunahme von 135 Prozent. "Diese Invasionen bedeuten nicht nur eine Entrechtung der Indigenen: Sie stehen fast immer mit massiver Umweltzerstörung in Zusammenhang", erklärt Miyazaki. "Die größten Treiber der Invasionen sind illegale Rodung und Landraub durch das Agrobusiness, das dort Rinderherden ansiedelt und Mais und Soja anpflanzt - oft für den Export. Auch illegale Goldsuche ist oft ein Grund für Invasionen. Dadurch werden Flüsse mit giftigen Chemikalien verseucht."

Das Eindringen in indigene Territorien hinge direkt mit der Regierung Bolsonaro zusammen: "Er will den Indigenen ihre Rechte und ihr Land nehmen, um sie in die nicht-indigene Gesellschaft zu assimilieren. Zugleich kann er diese Gebiete, eigentlich öffentliches Land, seinen mächtigen Verbündeten zur privatwirtschaftlichen Ausbeutung überlassen", erläutert Miyazaki. "Diese Strategie hatte er bereits im seinen Wahlkampf erklärt und verfolgt sie seitdem zielstrebig: Er hat die Umwelt- und Indigenenschutzbehörden entmachtet, gewährt den Indigenen keine Landrechte, lässt Umweltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen unbestraft, verbreitet Lügen und ermutigt so durch seine Politik weitere Invasionen, die noch mehr Gewalt mit sich bringen." Leider müsse man befürchten, dass die Zahlen für 2020 noch düsterer aussehen werden.

Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.

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