Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Welt-Aids-Tag 2025
Rückschritt auf Kosten der Frauen und Kinder
Massive Kürzungen gefährden die Bekämpfung von HIV und Aids - und zahllose Menschenleben
Hannover (ots)
Immer noch stirbt jede Minute ein Mensch an HIV-bedingten Ursachen. 40,8 Millionen Menschen auf der Welt lebten 2024 mit HIV, mehr als die Hälfte von ihnen in Afrika südlich der Sahara. Weltweit fielen 45 Prozent aller Neuinfektionen auf Frauen und Mädchen, in Subsahara-Afrika sind es 63 Prozent. "Ausgerechnet sie werden von den weltweiten Kürzungen im Bereich der Globalen Gesundheit besonders hart getroffen", erklärt Angela Bähr, Vorständin Programme der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) anlässlich des heutigen Weltaidstages. So konnten auf der gerade beendeten Wiederauffüllungskonferenz des Globalen Fonds zur Finanzierung von HIV-, Tuberkulose- und Malaria-Programmen, lediglich 63 Prozent der erforderlichen Summe gesichert werden. Es fehlen 6,6 Milliarden US-Dollar um den errechneten Bedarf zu decken, womit das von der UN ausgegebene Ziel, HIV und Aids bis 2030 weltweit zu besiegen wieder in weite Ferne rückt.
"Dabei sind bereits erhebliche Fortschritte erreicht worden, nicht zuletzt in der Bekämpfung der Mutter-Kind-Übertragung, die auch in Afrika als fast beseitigt galt", betont Bähr. 84 Prozent der schwangeren Frauen mit HIV hatten im Jahr 2024 Zugang zu antiretroviralen Medikamenten, um die Übertragung von HIV auf ihr Kind zu verhindern. Durch weltweite Kürzungen in der Gesundheitsfinanzierung und nicht zuletzt die Schließung von USAID drohen hier jedoch massive Rückschritte.
Bis Ende 2025 prognostiziert die OECD, dass die externe Gesundheitsfinanzierung im Vergleich zu 2023 um 30-40 % sinken wird, was zu unmittelbaren und schweren Störungen der Gesundheitsdienste in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen führt: Kliniken mussten schließen, Personal wurde entlassen, Lieferketten sind unterbrochen, Medikamente bleiben aus. In Subsahara-Afrika haben bereits 450.000 Frauen keinen Zugang mehr zu mother2mother-Mentorinnen, die sie beratend durch Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit begleiten, um einer Mutter-Kind-Übertragungen vorzubeugen. Über 60% der frauengeführten HIV Organisationen haben ihr Funding verloren, so dass viele von ihnen ihre Arbeit einstellen mussten. Allein in Uganda ist die Versorgung mit der lebenswichtigen Prä-Expositions-Prophylaxe um 38 Prozent zurückgegangen, in Burundi waren es 64 Prozent und in Nigeria sank die Zahl der verteilten Kondome bereits im ersten Quartal 2025 um 55 Prozent. Prognosen von UNAIDS zufolge wird diese Entwicklung bis 2030 zu 3,9 Millionen zusätzlichen HIV-Neuinfektionen führen.
Mit dem einst vom republikanischen Präsidenten George W. Bush ins Leben gerufenen President's Emergency Plan for Aids Relief (PEPFAR) waren die USA im Bereich der HIV/Aids-Forschung, -Behandlung und -Bekämpfung Vorreiter und der mit Abstand größte Geldgeber. Die Lücke, die durch die Einstellung von PEPFAR und Abwicklung von USAID entstanden ist, werde keine andere Nation schließen können, weiß Angela Bähr. Doch läge es nun in der Verantwortung der jeweiligen Länder und der internationalen Gemeinschaft und damit auch Deutschlands und Europas, dafür zu sorgen, dass die erreichten Fortschritte nicht zerstört und damit zahllose Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden. Jetzt gelte es nicht zu sparen, sondern nachhaltig in neue Modelle zu investieren, fordert Bähr: "Wir dürfen nicht zulassen, dass aus einer fast besiegten Krankheit wieder eine Epidemie wird."
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