Alle Storys
Folgen
Keine Story von Technische Universität München mehr verpassen.

Technische Universität München

App-Angebot schrumpft nach Verbot personalisierter Werbung

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

PRESSEMITTEILUNG

Erste empirische Studie zu Wirkung von „Targeted Advertising“-Bann

App-Angebot schrumpft nach Verbot personalisierter Werbung

• Datenauswertungen in kostenlosen Apps sollen reguliert werden• Verbot führte bei Kinderprodukten zu deutlich weniger Apps

• Forscher empfehlen, Zahlungsbereitschaft der Nutzer:innen zu erhöhen

Ein Verbot, mit Apps Daten zu erfassen und damit Werbung zu personalisieren, würde das App-Angebot und die Zahl der Updates deutlich reduzieren. Dies zeigt eine Studie der Technischen Universität München (TUM) anhand des Verbots bei Kinder-Android-Apps. Die Ergebnisse können den Unternehmen bei ihren Geschäftsmodellen und der Politik bei der Regulierung des „Targeted Advertising“ helfen.

Die meisten Smartphone-Apps sind kostenlos, die Anbieter:innen finanzieren sie mit Werbung – vielfach mit sogenanntem Targeted Advertising. Die Apps werten Daten wie das Nutzungsverhalten und den Standort bis hin zu Fotos und Nachrichten aus, um dann Werbung anzuzeigen, die auf die Personen zugeschnitten ist. Diese Praxis steht als Eingriff in die Privatsphäre in der Kritik, ihr Verbot wird vielfach gefordert. Die EU wird Targeted Advertising mit dem Digital Services Act ab 2024 stärker regulieren, in den USA gibt es ähnliche Pläne. Unternehmen wenden sich gegen Einschränkungen und argumentieren, ohne Einnahmen aus personalisierter Werbung könnten viele Apps nicht mehr angeboten werden und fehle der Anreiz, neue Produkte zu entwickeln.

Prof. Jens Förderer und Tobias Kircher von der Professur für Innovation und Digitalisierung am TUM Campus Heilbronn haben deshalb erstmals empirisch untersucht, wie sich ein Wegfall von personalisierter Werbung auf das App-Angebot auswirkt. Dafür analysierten sie die Folgen des Verbots von Targeted Advertising, das Google 2019 in seinem Play Store für Android-Apps erließ, die sich an Kinder richten. Die Forscher verglichen den Zeitraum ein Jahr vor und zehn Monate nach dem Bann.

Neue Angebote um ein Drittel reduziert

Die Studie zeigt, dass nach dem Verbot personalisierter Werbung weniger neue Apps auf den Markt kamen, mehr Apps als zuvor eingestellt wurden und weniger Updates in bestehenden Apps angeboten wurden als vor dem Bann:

• Die Zahl neuer Apps, die pro Anbieter:in veröffentlicht wurde, ging um mehr als ein Drittel zurück.

• Die Wahrscheinlichkeit, dass eine App vom Markt genommen wurde, stieg um gut 10 Prozent.

• Die Betreiber:innen spielten 17 Prozent weniger Updates ein. Dabei handelte es sich nicht nur um Weiterentwicklungen der Apps, sondern auch um Wartungs- und Sicherheitsupdates.

Die Forscher stellten diese Entwicklung bei nahezu allen Anbieter:innen fest. Besonders ausgeprägt war sie bei kleinen und jungen Firmen, also vor allem bei Start-ups. Ausgenommen waren lediglich außerordentlich beliebte Apps, auf deren Weiterentwicklung sich die Unternehmen offenbar konzentrierten. Die Forscher gehen davon aus, dass es einen ähnlichen Rückgang des App-Angebots nach einem Verbot von Targeted Advertising auch bei Apps für Erwachsene geben würde.

„Herausfinden, wofür Nutzer:innen zahlen würden“

„Besserer Datenschutz bei Smartphone-Apps ist ein wichtiger Schritt, gerade bei Kindern“, betont Jens Förderer. „Die Frage ist: Wie finden wir einen Weg aus der Falle, dass die Verbraucher:innen gewohnt sind, Apps kostenlos zu nutzen, und die Unternehmen ihr Geschäftsmodell auf personalisierter Werbung aufgebaut haben? Und zwar ohne das Angebot bei innovativen Apps zu verringern, die für die Verbraucher:innen sehr nützlich sind? Unsere Erkenntnisse bieten sowohl für die Politik als für die Wirtschaft eine Entscheidungsgrundlage.“

Unternehmen sollten sich rechtzeitig auf gesetzliche Regulierungen einstellen. „Für den Fall eines Targeted-Advertising-Verbots müssen Unternehmen mit gravierenden Folgen für ihren Umsatz rechnen“, sagt Tobias Kircher. „Sie sollten deshalb dringend herausfinden, für welche App-Funktionen Nutzer:innen zahlen würden. Mehr noch: Sie sollten Strategien entwickeln, die Zahlungsbereitschaft zu erhöhen.“

Publikation:

Tobias Kircher, Jens Foerderer (2023) Ban Targeted Advertising? An Empirical Investigation of the Consequences for App Development. Management Science 0(0)

https://doi.org/10.1287/mnsc.2023.4726

Weitere Informationen:

Am TUM Campus Heilbronn forschen und lehren Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Management und Informatik zur digitalen Transformation und zu Familienunternehmen.

https://www.chn.tum.de/de/

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Jens Förderer

Technische Universität München (TUM)

Professur für Innovation und Digitalisierung

Tel.: +49 7131 264 18 808

jens.foerderer@tum.de

https://www.mgt.tum.de/center-for-digital-transformation/prof-dr-jens-foerderer

Kontakt zum TUM Corporate Communications Center:Tel.: +49 89 289 22778

presse@tum.de

https://www.tum.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 600 Professorinnen und Professoren, 50.000 Studierenden sowie 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.

Weitere Storys: Technische Universität München
Weitere Storys: Technische Universität München
  • 27.09.2023 – 17:33

    THE-Ranking: TUM ist beste Universität in Deutschland und EU

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN PRESSEMITTEILUNG Spitze im THE-Uni-Ranking TUM ist beste Universität in Deutschland und EU - Rang 30 in der Welt - Präsident: Alle an der TUM dürfen stolz sein - Zukunftsstrategie aber nicht durch Rankings bestimmt Die Technische Universität München (TUM) ist erneut die beste Hochschule in Deutschland und der EU. Das ergibt das Ranking des renommierten britischen Magazins „Times ...

  • 20.09.2023 – 11:31

    TUM bekommt neues Testfeld für vernetzte Mobilitätssysteme

    TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN PRESSEMITTEILUNG Freistaat unterstützt TUM mit Freilandlabor für automatisierten und vernetzten Verkehr Neues Testfeld für vernetzte Mobilitätssysteme - Verkehrsforschung unter Laborbedingungen bald möglich - Fokus der Anlage liegt auf unterschiedlichen Forschunsgfeldern - Freistaat Bayern förder das Projekt finanziell Die Technische Universität München (TUM) wird für ihre ...