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Betrieb des FRM II mit niedrig angereichertem Uran möglich - Bahnbrechende Berechnungen an der TUM

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PRESSEMITTEILUNG

Bahnbrechende Berechnungen von Forschenden der TUM:

Betrieb des FRM II mit niedrig angereichertem Uran möglich

Die Forschungs-Neutronenquelle (FRM II) der Technischen Universität (TUM) kann aus wissenschaftlicher Sicht auf ein Brennelement mit niedrig angereichertem Uran (LEU) umgerüstet werden. Das haben Forschende der TUM berechnet, die Ergebnisse wurden von Experten aus den USA unabhängig bestätigt. Damit ist nun die theoretische Grundlage für die Umsetzung der Vorgaben der staatlichen Genehmigungsbehörden vorhanden, auf hoch angereichertes Uran (HEU) als Brennstoff am FRM II in der Zukunft zu verzichten.

Erstmals haben Forschende an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz mit aufwändigen Computersimulationen eine Umrüstungsoption identifiziert, die mit einem Brennstoff mit einer Anreicherung unter 20 % des spaltbaren Uran-235 funktionieren soll. Das vorgeschlagene LEU-Brennelement erfüllt die Sicherheitsanforderungen, ist mit dem derzeitigen Brennelement kompatibel und erhält den für die Forschung notwendigen Neutronenfluss des FRM II aufrecht.

Der Präsident der TUM, Prof. Thomas F. Hofmann, betont die große Bedeutung des FRM II für Wissenschaft und Innovation: „Forschende aus aller Welt kommen nach Garching und nutzen die Neutronen für wissenschaftliche Untersuchungen. Dazu gehört zum Beispiel die Analyse von Energiespeichermaterialien und Batterien oder von Werkstoffen für Gasturbinen. Sogar bei der mRNA-Impfstoffentwicklung war der FRM II beteiligt. Ich bin sehr froh, dass nun rechnerisch die Grundlage erbracht ist, den FRM II auf einen LEU-Brennstoff umzurüsten und damit die Basis für einen Weiterbetrieb der Neutronenquelle vorhanden ist.“

Mit Supercomputer und Deep Learning zum Ergebnis

In einer aufwendigen Parameterstudie hat Dr. Christian Reiter, Reaktorphysiker am FRM II und Leiter der Theorie Division des TUM Center for Nuclear Safety and Innovation, mit seiner Gruppe viele mögliche Änderungen am FRM II Brennelement durchgerechnet. Es waren dafür eigene Rechencluster am Leibniz-Rechenzentrum und neu entwickelte Software mit Deep Learning im Einsatz. Das Ergebnis: Ein LEU-Brennelement für den FRM II ist reaktorphysikalisch möglich und lässt sich mit den vorhandenen Systemen betreiben; ein großer Umbau der Neutronenquelle ist nicht erforderlich. „Der Neutronenfluss des vorgeschlagenen LEU-Brennelements wird gemittelt über alle wissenschaftlichen Instrumente und über einen 60 Tage Betriebszyklus nicht mehr als 10% niedriger sein als beim derzeitigen Brennelement“, sagt Reiter.

Die Simulationen der TUM-Forschenden hat das Argonne National Laboratory (ANL) in den USA, das weltweit bereits seit 1978 an der Umrüstung von Forschungsreaktoren beteiligt war, unabhängig und mit anderen Computercodes ebenfalls berechnet. Reiter betont, dass er als Voraussetzung für die Berechnungen in seiner Studie von der Annahme ausgeht, dass der neue Brennstoff in Deutschland zulassungsfähig sein muss und die neuen Brennelemente mit den vorgeschlagenen Änderungen hergestellt werden können. Über die tatsächliche technische Erfüllbarkeit dieser Bedingungen trifft die Studie keine Aussage.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Eine Nebenbestimmung in der dritten Teilgenehmigung des FRM II sieht eine Umrüstung auf einen „Brennstoff mit höchstens 50% Uran-235 Anreicherung“ vor, „sobald der neue Brennstoff entwickelt, qualifiziert und industriell verfügbar ist“. In einer Vereinbarung aus dem Jahr 2020 haben die Wissenschaftsministerien von Bund und Bayern festgelegt, im Jahr 2023 aufgrund der bis dahin vorliegenden Forschungsergebnisse über die Brennstoffvariante zu entscheiden. Bis 2025 soll das Genehmigungsverfahren für den neuen Brennstoff eingeleitet werden. Der Wissenschaftliche Direktor des FRM II, Prof. Dr. Peter Müller-Buschbaum, sagt: „Wir haben gezeigt, dass es reaktorphysikalisch möglich ist, den FRM II mit einem LEU-Brennelement zu betreiben. Jetzt ist ein Grundstein für die Entscheidung gelegt.“

Mehr Informationen:

Die Berechnungen/Simulationen führten Forschende der Technischen Universität München und des Argonne National Laboratory, USA, durch. Die Forschung an der TUM wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) finanziert. Die Arbeit des Argonne National Laboratory finanziert das US Department of Energy, Office of Material Management and Minimization in the US National Nuclear Security Administration, Office of Defense Nuclear Nonproliferation.

Weblinks:

Wissenschaftlicher Kontakt:

Dr. Christian Reiter

Leiter des TUM Center for Nuclear Safety and Innovation

Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)

Technische Universität München

E-Mail: christian.reiter@frm2.tum.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 600 Professorinnen und Professoren, 50.000 Studierenden sowie 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.

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