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dpa-Faktencheck

Menschen verursachen viel mehr CO2 als Vulkane

Berlin (ots)

Auf einem in sozialen Netzwerken verbreiteten Sharepic wird behauptet, dass beim Ausbruch des Vulkans Merapi am 14. Oktober mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt sei, «als wir in 200 Jahren einsparen könnten». Trotzdem habe die Tagesschau nicht über den Ausbruch berichtet, sondern «angestrengt weggesehen». (http://dpaq.de/5qW7y)

BEWERTUNG: Nach dem Ausbruch des Merapi am 14. Oktober 2019 hat die Tagesschau auf eine Berichterstattung verzichtet. Wie bei jeder Eruption eines Vulkans gelangte auch in diesem Fall CO2 (Kohlenstoffdioxid) in die Atmosphäre, jedoch weit weniger, als in Deutschland innerhalb eines Jahres von Menschen verursacht wird. Die CO2-Emissionen aller Vulkane betragen weniger als ein Prozent der menschengemachten.

FAKTEN: Auf dem Gebiet Indonesiens, das auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring liegt, gibt es 130 aktive Vulkane. Der Merapi gilt als einer der gefährlichsten. Ein Video zeigt den neuesten Ausbruch vom 14. Oktober 2019 (http://dpaq.de/27bgI).

Auch das örtliche Katastrophenzentrum berichtete darüber: Auf dem offiziellen Twitter-Account ist von einer rund 3000 Meter hohen Rauchsäule die Rede. (http://dpaq.de/qiyEQ)

Das British Geological Survey hat den Anteil vulkanischer Aktivität am globalen CO2-Kreislauf untersucht. Ergebnis der Geowissenschaftler: Alle Vulkane zusammengenommen setzen pro Jahr rund 300 Millionen Tonnen CO2 frei. (http://dpaq.de/Z1xQj)

Zum Vergleich: Die vom Menschen verursachte Menge lag 2018 laut Internationaler Energieagentur bei 33,1 Milliarden Tonnen (http://dpaq.de/b8LXD). Zu einem ähnlichen Ergebnis von knapp 34 Milliarden Tonnen kommt eine Studie des Mineralölkonzerns BP (http://dpaq.de/N2yaL). Beide Werte entsprechen dem mehr als Hundertfachen des von Vulkanen freigesetzten CO2.

Selbst der Anteil Deutschlands ist mit 700 bis 800 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr (http://dpaq.de/naeU7) mehr als doppelt so hoch wie der weltweite vulkanische Kohlendioxid-Ausstoß. Wenn Deutschland die CO2-Emissionen halbieren würde, wäre damit also mehr eingespart, als alle Vulkane zusammen ausstoßen.

Das derzeit bei Eruptionen freigesetzte CO2 habe keinen messbaren Einfluss auf die Erderwärmung, betont die US-Erdbebenwarte USGS (http://dpaq.de/oAoUh). Die Aktivität von Vulkanen ist zudem in den vergangenen 200 Jahren nicht gestiegen (http://dpaq.de/CVSkX).

Deutsche Medien verzichteten weitgehend auf eine Berichterstattung über den Ausbruch des Merapi am 14. Oktober 2019. (http://dpaq.de/0Yq3I) Die Tagesschau berichtete zuletzt vor rund neun Jahren über den indonesischen Vulkan. (http://dpaq.de/cos33)

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Links:

Beitrag: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=398051781115851&set=a.130783731175992&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/SPhwj)

Bericht und Video vom Ausbruch am 14. Oktober 2019: https://jateng.tribunnews.com/2019/10/14/video-gunung-merapi-keluarkan-awan-panas-pada-14-oktober-2019

Das örtliche Katastrophenzentrum zum Vulkanausbruch: https://twitter.com/BPPTKG/status/1183684094112067588 Google-Suche nach Berichterstattung zu Ausbruch des Vulkans Merapi: https://www.google.com/search?q=Merapi&rlz=1C1GCEV_en&tbm=nws&source=lnt&tbs=lr:lang_1de&lr=lang_de&sa=X&ved=0ahUKEwi0jeil8a_lAhXKRBUIHUsdAzMQpwUIIA&biw=1513&bih=849&dpr=1.1

Suche bei tagesschau.de nach Begriff «Vulkan Merapi»: http://www.tagesschau.de/suche2.html?query=vulkan+merapi&sort_by=date

Studie des British Geological Survey zum CO2-Anteil von Vulkanen: https://www.bgs.ac.uk/downloads/start.cfm?id=432

Studien zu vom Menschen verursachten CO2: https://www.iea.org/geco/emissions/ und https://www.bp.com/content/dam/bp/business-sites/en/global/corporate/pdfs/energy-economics/statistical-review/bp-stats-review-2019-co2-emissions.pdf

US-Erdbebenwarte USGS zu CO2 durch Vulkanausbrüche: https://volcanoes.usgs.gov/vhp/gas_climate.html

Aktivität von Vulkanen in den vergangenen 200 Jahren: https://volcano.si.edu/faq/index.cfm?question=historicalactivity

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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