Universitätsklinikum Essen AöR
BARMER sichert ihren Mitgliedern Zugang zu innovativer, digitaler Sepsis-Diagnostik
Aufgrund der Ergebnisse der DigiSep-Studie hat die BARMER einen Selektivvertrag mit dem Universitätsklinikum Essen und dem Diagnostikunternehmen Noscendo GmbH geschlossen. Bei Verdacht auf Sepsis können BARMER-Versicherte seit dem 1. August 2025 zusätzlich zu den Standardtests eine Präzisionsdiagnostik erhalten, die innerhalb von 24 Stunden die im Blut vorhandenen Erreger bestimmt. Dadurch sollen die Patientinnen und Patienten von einer gezielteren Therapie, kürzeren Behandlungszeiten und verbesserten Behandlungsergebnissen profitieren – bei vergleichbaren Kosten. Der Selektivvertrag ist für den Beitritt weiterer Kliniken und Krankenkassen offen.
Pressemitteilung
Selektivvertrag: BARMER sichert ihren Mitgliedern Zugang zu innovativer, digitaler Sepsis-Diagnostik
Aufgrund der Ergebnisse der DigiSep-Studie hat die BARMER einen Selektivvertrag mit dem Universitätsklinikum Essen und dem Diagnostikunternehmen Noscendo GmbH geschlossen. Bei Verdacht auf Sepsis können BARMER-Versicherte seit dem 1. August 2025 zusätzlich zu den Standardtests eine Präzisionsdiagnostik erhalten, die innerhalb von 24 Stunden die im Blut vorhandenen Erreger bestimmt. Dadurch sollen die Patientinnen und Patienten von einer gezielteren Therapie, kürzeren Behandlungszeiten und verbesserten Behandlungsergebnissen profitieren – bei vergleichbaren Kosten. Der Selektivvertrag ist für den Beitritt weiterer Kliniken und Krankenkassen offen.
In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis; mindestens 85.000 sterben an oder mit der sogenannten „Blutvergiftung“. Selbst wenn die Patientinnen und Patienten überleben, werden sie oft mitten aus dem Leben gerissen, liegen lange auf der Intensivstation oder leiden unter schweren Folgeerkrankungen. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist es, den Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren. Dies wird mit der klassischen Blutkultur, dem aktuellen Standardverfahren, häufig nicht erreicht. Eine neue, digitale Methode zur Erregerbestimmung ist nun in der Lage, die Diagnostik und damit auch die Therapie sowie die Behandlungsergebnisse signifikant zu verbessern, was durch die kürzlich vorgestellte Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ gezeigt werden konnte1.
Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse haben nun drei Partner der DigiSep-Studie einen Selektivvertrag unterzeichnet: das Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer des DigiSep-Projekts, die BARMER als eine der beteiligten Krankenkassen sowie die Noscendo GmbH, die ihren digitalen Präzisionstest DISQVER beisteuerte. „Der Einsatz der BARMER für DigiSep und den Selektivvertrag zeigt, wie innovative Krankenkassen die medizinische Versorgung zum Wohl der Patientinnen und Patienten vorantreiben. Wir freuen uns, dass wir die Studienergebnisse mit Hilfe des Selektivvertrags schnell in die alltägliche Praxis überführen und den von Sepsis betroffenen BARMER-Versicherten die digitale Präzisionsdiagnostik anbieten können“, erklärt Prof. Dr. Thorsten Brenner, Leiter des DigiSep-Forschungsprojekts und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. Auch weitere Krankenkassen können dem deutschlandweit gültigen Vertrag beitreten.
DigiSep-Studie belegt Vorteile von Präzisionsdiagnostik
Grundlage des Selektivvertrags sind die Ergebnisse der DigiSep-Studie, an der fast 400 Patientinnen und Patienten sowie 24 namhafte deutsche Kliniken der German Society of Anaesthesiology and Intensive Care (GSAIC) Trials Group, hochkarätige Institute, führende Krankenkassen und das Diagnostikunternehmen Noscendo GmbH beteiligt waren. Sie erforschten, wie sich der Einsatz von digitaler Diagnostik auf die Sterblichkeit von Sepsis-Patienten, die Dauer ihrer Antibiotika-Therapie und ihre Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt.
Dafür wurde bei der Hälfte der Studienteilnehmer das Blut zusätzlich zu den Standardverfahren mit der digitalen Präzisionsdiagnostik analysiert. Mit Hilfe von Next-Generation Sequencing (NGS) und Bioinformatik können innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben identifiziert werden, darunter 1.500 Pathogene (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten). Innerhalb weniger Stunden herrscht so Klarheit über Art und Menge der Krankheitserreger im Blut, sodass eine passgenauere antiinfektive Therapie durchgeführt werden kann.
Dabei führte das NGS-Verfahren im Vergleich zur Blutkultur 4-mal häufiger (zum Zeitpunkt des Sepsisbeginns) bzw. 10-mal häufiger (3 Tage nach Sepsisbeginn) zu einem positiven Ergebnis. Beim sog. „DOOR/RADAR-Score“, der Intensivliegezeit, Antibiotikaverbrauch, Mortalität und akutes Nierenversagen als Komplikation zusammenfasst, wurde zwar kein signifikantes Ergebnis erreicht, dennoch konnten zahlreiche Studienendpunkte wie die Beatmungsdauer oder die Schockdauer signifikant verbessert werden. Dementsprechend wurden die Kosten des teureren NGS-Verfahrens beispielsweise durch eine kürzere Beatmungsdauer sowie eine Intensiv- und Krankenhausbehandlung aufgewogen, so dass die Gesamtkosten in den beiden Studiengruppen vergleichbar waren. Zudem konnte durch die Anwendung des neuen Diagnostikverfahrens eine signifikante Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zum Zeitpunkt 90 Tage nach Sepsisbeginn beobachtet werden.
1 Brenner T et al.: Beneficial effects of a clinical metagenomics intervention on clinical outcomes, healthcare economics, and quality of life in patients with sepsis/septic shock: results of the DigiSep-trial. ESCMID Global 2025. L0025
Über die DigiSep-Studie
An der DigiSep-Studie waren neben der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer 24 weitere deutsche Kliniken der German Society of Anaesthesiology and Intensive Care (GSAIC) Trials Group, der Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und das Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie die Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und Techniker Krankenkasse beteiligt. Das Diagnostikunternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seinen digitalen Präzisionstest DISQVER bei.
Weitere Informationen unter https://www.digisep.de/.
Sepsis
Bei einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion, z. B. mit Bakterien oder Viren, so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis; mindestens 85.000 sterben an oder mit Sepsis.
Weitere Informationen zu Sepsis:
Innovationsfondsprojekt, das zur Aufklärung über Sepsis beitragen will
https://www.deutschland-erkennt-sepsis.de/
Kampagne des Aktionsbündnisses Patientensicherheit
DigiSep für MSD-Gesundheitspreis 2025 nominiert
Das DigiSep-Projekt gehört zu den zehn Finalisten des MSD-Gesundheitspreises 2025. Der Preis fördert Projekte, die nachweislich eine Verbesserung der medizinischen und/oder ökonomischen Ergebnisqualität zeigen. Über die ersten Plätze und Sonderpreise entscheidet eine Fachjury. Für den Publikumspreis kann noch bis zum 6. Oktober 2025 unter https://www.msd.de/gesundheitspreis/voting/ abgestimmt werden.
Universitätsmedizin Essen Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2021 behandelten unsere rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialisten mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Onkologie, Transplantation, Herz-Gefäß-Medizin, Immunologie/Infektiologie und Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften.