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Mikrokredite bekämpfen Armut

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Hösbacher Verein hilft Kleinunternehmen in Südostasien - Nicht immer läuft alles nach Plan.

Hösbach/Südostasien. Regelmäßig berichtet Global Micro Initiative e.V. (GMI) von den TeilnehmernInnen ihrer Mikrokreditprojekte. Es sind Erfolgsgeschichten darüber, wie Kleinunternehmen dank des zusätzlichen Kapitals und der Beratungen gegründet oder ausgebaut werden können. Und es sind Berichte, wie diese Mikrokredite, welche das Leben der InhaberInnen und das ihrer Familien dauerhaft verbessern. Aber auch wenn eine überwiegende Mehrheit der TeilnehmerInnen ihre Mikrokredite vollständig zurückzahlt, gibt es bei inzwischen über 160 vergebenen Krediten auch einige, die nicht oder nicht vollständig zurückbezahlt werden konnten. Was passiert dann?

Kulturelle Aspekte

Wie wichtig es ist, die Kultur des jeweiligen Landes im Blick zu behalten und auf die richtige Auswahl der KandidatInnen zu achten, zeigt sich an einem traurigen Beispiel in den Philippinen. Hier wollte eine übermotivierte Mitarbeiterin der Partnerorganisation Project Life Subic dem Vorstand von GMI besonders gefallen und die Sponsoren glücklich machen, indem sie möglichst viele Mikrokredit-Empfehlungen aussprach. Sie wusste genau, welche Vergabekriterien die Hösbacher Organisation hatte. So konnte sie perfekte KandidatInnenprofile erstellen und Geschäftspläne beifügen. Leslie Nabong, die Projektleiterin von Project Life Subic wurde schließlich misstrauisch, als es Unstimmigkeiten bei den Tagesplänen und Besuchsprotokollen der Mitarbeiterin gab. "Erst als wir uns von ihr getrennt hatten, stellte sich heraus, dass sie auch die Geschäftspläne der TeilnehmerInnen selbst geschrieben hatte - und die angeblichen KleinunternehmerInnen nie ein eigenes Unternehmen gegründet hatten", erklärt Tobias Schüßler, Vorstandsvorsitzender von GMI. Umgerechnet ca. 180 EUR konnten nicht zurückbezahlt werden. Für das verbleibende Team der Partnerorganisation war dies ein sehr eindrückliches Lernerlebnis und die Sorgfalt, mit der sie seitdem an die Vergabe von Kleinkrediten herangehen, ist beispielhaft.

Sensibel auf Lebensumstände reagieren

Manchmal sind es jedoch auch tragische Umstände, die dazu führen, dass ein Kredit nicht vollständig zurückbezahlt werden kann. Bei Nur Walidayah aus Indonesien verstarb ein Familienmitglied, als sie fast den gesamten Mikrokredit zurückgezahlt hatte. Für sie bedeutete das, dass sie sofort ihren Wohnort Denpasar verlassen und damit auch ihre Bäckerei aufgeben musste, um sich fortan um ihre Eltern zu kümmern. Angelo, der sich auf den Philippinen mit einem Friseurladen das tägliche Brot erarbeitete, musste erleben, dass erst sein Geschäft und dann seine Hütte dem Erdboden gleichgemacht wurden, weil sie direkt an der Hauptstraße standen, an der ein Bauverbot galt. Das hatte nur in den vergangenen Jahrzehnten niemand eingehalten und niemanden aus der Ortsverwaltung interessiert und Angelo konnte sich einfach keine andere Gegend leisten. Obwohl er sichtlich geschockt von der Situation war, kommunizierte er direkt mit Mitarbeitern von GMI's Partnerorganisation und sein Kredit wurde gestundet.

"So wie wir jede/n Teilnehmerin/er vor der Kreditvergabe und während der Rückzahlung individuell behandeln, geschieht das auch, wenn Probleme auftreten," berichtet Schüßler. "Wir helfen den Menschen, denen eine Bank niemals Geld leihen würde, da ist klar, dass es auch mal zu Ausfällen kommt. In den Fällen, in denen die TeilnehmerInnen offensichtlich nie ein Kleinunternehmen aufgebaut hatten und das auch nicht wollten, konnten wir nichts tun, außer ab und zu vorbeizuschauen und sie an ihre Verpflichtung zu erinnern. Bei einigen half das und sie zahlten Teile davon zurück. In Krisensituationen ist die Lage eine ganz andere. So war bei Nur Walidayah gleich klar, dass wir sie nicht zur Rückzahlung der verbleibenden paar Euro zwingen würden. Angelo suchte selbst Auswege aus der Situation. Er kann vorübergehend bei Freunden wohnen und macht Hausbesuche."

Die Menschen, denen Global Micro Initiative e.V. hilft, sind nicht zu KleinunternehmerInnen geworden, weil sie schon immer ein eigenes Geschäft haben wollten. "Sie haben einfach keine anderen Möglichkeiten, um Geld zu verdienen", erklärt Schüßler. "Wir helfen unter anderem Menschen, die Ende 60, Anfang 70 sind. Sie betreiben ihr Kleinunternehmen, weil es keine Rente und keine sozialen Absicherungen gibt. Sie wissen, wenn sie aufhören zu arbeiten, haben sie kein Geld mehr und damit auch nichts mehr zum Essen."

Für Not leidende Menschen da sein

Viele Menschen, die schon ein Kleinunternehmen haben, stehen vor der Herausforderung, dass ihnen nicht viel Geld zur Verfügung steht. Sie würden ohne die Hilfe eines Mikrokredites nicht in der Lage sein, ihr Geschäft zu vergrößern, weil sie kein Kapital haben. Deshalb werden von GMI bei unvorhersehbaren, schwierigen Situationen keine Strafzinsen oder Gebühren berechnet. Der Verein versteht sich als Organisation, die dazu da ist, den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. "Wenn wir das erreichen, indem ein Mikrokredit erst nach einem Jahr statt nach 6 Monaten zurückbezahlt wird, sind wir damit auch zufrieden," bekräftigt Schüßler. So wie bei Sunariyah aus Indonesien, die mehr als doppelt so lange brauchte, um den Mikrokredit für ihre Nähmaschine zurückzuzahlen. Am Ende hatte sie jedoch trotzdem eine sehr erfolgreiche Änderungsschneiderei aufgebaut.

Text: Tobias Schüßler, Vorstandsvorsitzender

Silvia Schüßler, Öffentlichkeitsarbeit
Global Micro Initiative e. V.
Vorstandsvorsitzender Tobias Schüßler
Weißenbergerstraße 6
63768 Hösbach
www.global-micro-initiative.de 
info@global-micro-initiative.de
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