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Schwäbische Zeitung: "Das Geschäft in Ordnung bringen" - Leitartikel zu Winterkorns Rücktritt und Volkswagen

Ravensburg (ots)

Da schimpfe noch jemand über Fußballer-Statements: Was der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Berthold Huber und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil an Worthülsen drechselten, war die hohe Kunst der Phrasendrescherei. Im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn fielen Begriffe wie "rückhaltlos und schonungslos", und natürlich durfte der "Respekt" gegenüber Winterkorn nicht fehlen.

Viel war darüber spekuliert worden, ob sich Winterkorn auf seinem Chefsessel werde halten können. Aber selbst dem Wohlmeinendsten wie Aufsichtsrat Wolfgang Porsche musste klar werden: Der Betrug um Dieselabgase in den USA hat so enorme Dimensionen angenommen, dass selbst ein VW-Boss nur noch zum Bauernopfer werden konnte.

Der Schaden ist weit höher als die Milliardenverluste des Autokonzerns an den Börsen, die zukünftigen Strafzahlungen oder Rückstellungen. Das Ansehen von Volkswagen ist weltweit dahin. Darunter dürften die deutsche Industrie und die Bundesrepublik insgesamt leiden. Über systemrelevante Banken wurde während der Finanzkrise viel debattiert, Volkswagen ist systemrelevant für Deutschland. Auch deshalb muss ein personeller Neuanfang her.

Ein kleineres Unternehmen hätte sich vielleicht die Zeit nehmen und dem Chef die Möglichkeit geben können, aufgrund seiner intimen Firmenkenntnis persönlich aufzuräumen. Für Volkswagen gilt das nicht. Dass Winterkorn im Vergleich zu manch anderem Topmanager so schnell die Konsequenzen zog oder ihnen zumindest nicht im Wege stand, ist weit über den Konzern hinaus die richtige und einzig mögliche Entscheidung.

Dass sich Winterkorn "keines Fehlverhaltens" bewusst und über "Verfehlungen dieser Tragweite" entsetzt sei, gehört zu den Rücktrittsfloskeln, die offensichtlich bei Konzernlenkern dazugehören, wenn in ihrem Verantwortungsbereich etwas ganz kräftig schief gegangen ist. Gefragt ist jetzt nicht zwingend ein Automanager, sondern jemand, der das Geschäft in Ordnung bringt.

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