Weniger Tierärzte in Sachsen-Anhalt
Halle (ots)
Fehlendes Personal und immer mehr Patienten: In Sachsen-Anhalt mangelt es an Tierärzten. So ist die Zahl der Tierarztpraxen in Sachsen-Anhalt gesunken. Gab es 2013 noch 343 feste Anlaufstellen für Halter, sank die Zahl auf aktuell 300. "Wir haben ein deutlich erhöhtes Patientenaufkommen, gerade bei Kleintieren. Im Verhältnis dazu gibt es zu wenig Tierärzte", sagt Wolfgang Gaede, Präsident der Tierärztekammer, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montagausgabe). Vor allem die Notdienste seien schwieriger abzudecken. Der Engpass werde sich in kommenden Jahren verschärfen.
Dabei praktizieren wieder mehr Tierärzte in Sachsen-Anhalt: Aktuell sind es 546, ein Anstieg um 23 Prozent seit 2001. "Das hört sich erstmal gut an, aber bundesweit ist der Zuwachs größer." Und: Der Nachwuchs will überwiegend lieber angestellt als in der Selbstständigkeit arbeiten. "Viele wollen eine Teilzeitbeschäftigung. Die bei vielen niedergelassenen Tierärzten übliche 60-Stunden-Woche ist kein erstrebenswertes Ziel mehr." Etwa 85 Prozent der Veterinärmedizin-Studenten seien Frauen, ihnen sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig, sagt auch Katharina Gratzke, Vorständin des Landesverbands der Freien Berufe und Tierärztin in Gommern (Jerichower Land).
Gleichzeitig gibt es einen Boom bei Haustieren. Gratzke geht von einer Zuspitzung der Engpässe aus. "Das Problem vergrößert sich, wenn die Generation der Baby-Boomer in den Ruhestand geht." In der Notversorgung außerhalb der Praxisöffnungszeiten ist der Mangel schon sichtbar. "Die Last liegt auf wenigen Schultern", sagt Gaede. Die Kammer vergrößert deshalb Bezirke, Praxen decken größere Bereiche ab. Seit Juli existiert eine Plattform, auf der für Halter die Notdienste aufgelistet sind. "Aber wenn eine Klinik nötig ist, müssen Halter auf andere Bundesländer ausweichen. In Sachsen-Anhalt gibt es keine Tierklinik mehr, die rund um die Uhr arbeitet", so Gaede.
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