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Polizeiakademie Niedersachsen

POL-AK NI: Erinnerungskultur und polizeiliche Bildungsarbeit - Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der letzten Jüdinnen und Juden aus Nienburg

POL-AK NI: Erinnerungskultur und polizeiliche Bildungsarbeit - Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der letzten Jüdinnen und Juden aus Nienburg
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Nienburg (ots)

Rund 60 teils hochrangige Gäste aus Politik, Gesellschaft und der Polizei folgten am vergangenen Montag der Einladung der Polizeiakademie Niedersachsen zu einer besonderen Veranstaltung im Rahmen der Themenwoche zur Erinnerung an die Deportation der letzten Nienburger Jüdinnen und Juden vor genau 80 Jahren. Im Rahmen von Vorträgen und eines Podiumsgesprächs wurden die besondere Bedeutung einer aktiven Gestaltung der Erinnerungskultur sowie die historische Verantwortung im Rahmen demokratiegeschichtlicher, aber auch polizeilicher Bildungsarbeit diskutiert.

In seiner Begrüßung betonte der Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen, Carsten Rose, dass die Erinnerungskultur im Rahmen einer sich verändernden Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat, um die deutsche Geschichte und die damit einhergehende Verantwortung anzunehmen. Die Bildungsarbeit in diesem Bereich ist nicht nur Wissens-, sondern vielmehr auch Demokratievermittlung und als solche ein gemeinsames Anliegen von Polizei und Zivilgesellschaft. Vergangenes muss vergegenwärtigt werden, denn nur so bleibt das Schicksal vieler Menschen in unserem kollektiven Bewusstsein und ermöglicht es uns, Fragen an die Geschichte zu stellen.

Thomas Gatter, Vorsitzender des "Arbeitskreises Gedenken e.V." der Stadt Nienburg, schilderte in seiner Rede eindrucksvoll die Deportation derjenigen 18 Nienburger*innen jüdischen Glaubens, die geblieben waren und nicht rechtzeitig hätten fliehen können. Zunächst seien sie am 28. März 1942 auf den Schloßplatz befohlen worden - also direkt vor die Tür des heutigen Gebäudes der Polizeiakademie - bevor von dort ihre unfreiwillige Reise begann, die sie durch die NS-Gräueltaten mit ihrem Leben bezahlen mussten. Erst der Transport in das Sammellager nach Hannover-Ahlem, danach die Deportation in verschiedene Todeslager. Jede Person hatte einen Koffer mit Bekleidung und Verpflegung mitzunehmen. Bargeld, Wertgegenstände und Haustürschlüssel mussten separat verpackt und mitgebracht werden. Alles sollte den Anschein einer Umsiedlung und den Aufbau einer neuen Existenz erwecken.

Der Niedersächsische Kultusminister, Grant Hendrik Tonne, lobte in seinem Grußwort das vielfältige Engagement in Stadt und Landkreis Nienburg: "Erinnerungsarbeit hat nicht nur eine historische Dimension, sondern ist vor allem mit gegenwartsorientierten Fragestellungen verbunden."

Dr. Franz Rainer Enste, Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, unterstrich wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Geschichte wach zu halten und daraus moralische und politische Konsequenzen für unser Handeln zu ziehen. Mit dem historischen Erfahrungswissen könne auch für den Schutz des jüdischen Lebens und gegen Antisemitismus in der heutigen Gesellschaft sensibilisiert werden. "Der Erhalt der Erinnerungen an das Leidvolle der NS-Zeit sehe ich als eine wichtige Aufgabe im Kampf gegen den erstarkenden Antisemitismus an. Angesichts einer immer größer werdenden zeitlichen Distanz zu den Geschehnissen scheint sich langsam ein Verblassen der Geschichte einzustellen. Wir müssen dem entgegenwirken! Daher gilt es, immer und immer wieder an die Ereignisse zu erinnern und deutlich zu machen: "Nie wieder!"", so Dr. Franz Rainer Enste.

Mit der veranstaltungsbegleitenden Roll-Up-Ausstellung "Ordnung und Vernichtung. Die Polizei in der NS-Zeit." des Polizeimuseums Niedersachsen wurde erschreckend deutlich, dass die Vergangenheit niemals vergessen werden dürfe, und dass eben auch die damalige Polizei in die Gräueltaten des NS-Staates eingebunden war.

Nach Meinung aller Beteiligten hat die Veranstaltung gezeigt, wie wichtig es gerade in der aktuellen Situation ist, den Schulterschluss zu einem gemeinsamen Einsatz aller demokratischen Kräfte für eine lebendige Demokratie zu suchen.

Hintergrund:

Die Namen der 18 Nienburger*innen, die damals deportiert wurden: - Frieda, Leopold und ihre Tochter Elisabeth Weinberg - Johanne Beermann - Berthold und Sophie Hess - Albert Hünerberg - Johanne Jacobs - Eva de Jonge - Jaenette Löwenstein - Grete und Rosa Marcus - Sophie Schragenheim - Erna, Alfred, Julius sowie die Kinder Hanns und Walter Birkenruth

Rückfragen bitte an:

Polizeiakademie Niedersachsen
Jan-Niklas Kansteiner
Telefon: 05021 844 1026
E-Mail: pressestelle@akademie.polizei.niedersachsen.de
http://www.pa.polizei-nds.de

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