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Amnesty International

10 Jahre amnesty in Ostdeutschland

Dresden / Berlin (ots)

Bitte Sperrfrist beachten: 24.03.2000 11.00 Uhr
Vorstand zieht bei Sitzung in Dresden Bilanz
Gründungsmitglied bescheinigt "reibungslose Integration" in die
   Sektion der Bundesrepublik  Deutschland
31 ai-Gruppen und 750 Aktive
Besondere Verantwortung Deutschlands für den Kampf gegen
   Menschenrechtsverletzungen
Zehn Jahre nach der Gründung von "amnesty international in der
DDR e.V." ist die Menschenrechtsorganisation bundesweit zu einem
einheitlichen, weit verzweigten Netzwerk gewachsen. Diese Bilanz zog
der Vorstand der Menschenrechtsorganisation bei seiner Tagung in
Dresden. "Dass wir uns heute hier in Dresden zu einer
Vorstandssitzung treffen können, ist auch ein Zeichen der Hoffnung:
40 Jahre lang wurden den Bürgern in der DDR wesentliche
Menschenrechte vorenthalten - vor allem Reisefreiheit, Bewegungs- und
Meinungsfreiheit. Durch den Fall der Mauer wurde 17 Millionen
Menschen der Zugang zu diesen elementaren Menschenrechten
ermöglicht." erklärte Barbara Lochbihler, Generalsekretärin der
deutschen Sektion von amnesty international.
Bis zum November 1989 war amnesty international in der DDR nicht
zugelassen und wurde ab 1967 als "Feindorganisation" von der
Staatssicherheit beobachtet. Sektionen aus aller Welt betreuten
zwischen der ai-Gründung 1961 und 1989 mehr als 2.000 in der DDR
Inhaftierte, von denen angenommen werden konnte, dass sie aus
politischen Gründen verhaftet worden waren. Gruppen in 27 Ländern
haben sich um die Freilassung der Inhaftierten bemüht.
Im Januar 1990 fand die erste öffentliche
Informationsveranstaltung mit 150 Teilnehmern in Berlin-Weißensee
statt. Die Interessenten schlossen sich zu ersten Gruppen zusammen.
Im März fand in der Berliner Golgotha-Kirche mit Vertretern des
internationalen Sekretariats eine Gründungsveranstaltung statt, in
Karl-Marx-Stadt wurde "amnesty international in der DDR e.V." ins
Vereinsregister eingetragen,  der erste siebenköpfige Vorstand wurde
gewählt und ein Büro in Ost-Berlin eröffnet.
"Es war spannend zu beobachten, wer sich bei amnesty international
engagiert," erzählt Martin Hoffmann, einer der "Gründungsväter". Eine
wichtige Basis waren in der Anfangszeit die Mitglieder der
Bürgerrechtsbewegungen der DDR. "Ich persönlich habe sehr schnell
erkannt, dass sich unglaublich viele Leute um Reformen in der DDR
kümmern. amnesty international bot mir die Möglichkeit, mich
international zu engagieren. Zunächst kamen die Aktiven aus allen
Bevölkerungs- und Berufsschichten. Die ersten Gründer von amnesty
waren sehr aktionsorientiert. Inzwischen ist ai auch in den neuen
Ländern ein bisschen ein Intellektuellenunternehmen geworden. Das
liegt vielleicht daran, dass sich niemand vorstellen konnte, wie
anstrengend das Erlernen der westdeutschen Gesellschaft ist. Die
meisten Menschen können sich um gar nichts anderes mehr kümmern."
Die Dresdner Gruppe gehörte zu den ersten in den neuen Ländern.
Zurzeit arbeitet sie mit 25 aktiven Mitgliedern. "Anfangs gab es in
Dresden viel mehr Engagierte. amnesty international hatte so etwas
wie einen oppositionellen Anstrich. Viele von ihnen wollten sich
jedoch nicht nur für Gefangene in anderen Ländern einsetzen, sondern
Missstände in der DDR und später in den neuen Bundesländern
aufarbeiten. Sie haben sich dann andere Betätigungsfelder gesucht."
erzählte Peter Feige, Gründungsmitglied von amnesty international in
Dresden. "Außerdem braucht man für die Arbeit in unserer Organisation
besonders viel Durchhaltevermögen. Die Erfolge sind eben nicht so
schnell greifbar." Die Dresdner Gruppe betreut den gewaltlosen
politischen Gefangenen Yu Dongyue. Der chinesische Journalist wurde
im August 1989 in Peking verhaftet und 20 Jahren Gefängnis
verurteilt, weil er eine Wandzeitung aufgehängt und Farbe auf das
Porträt Mao Zedongs am Tiananmen-Platz geworfen hat.
Seit Mai 1991 gibt es "ai in der DDR e.V." nicht mehr, die 17
bestehenden Ortsgruppen und die Einzelmitglieder wurden in die
ai-Sektion der Bundesrepublik Deutschland integriert. "Ich habe
tiefste Hochachtung davor, wie behutsam der Vorstand der Sektion der
Bundesrepublik Deutschland mit diesem Thema umgegangen ist. Er ließ
uns in den neuen Ländern selbstständig arbeiten, war aber immer da,
wenn wir Unterstützung brauchten," so Martin Hoffmann. Seit November
1994 kümmern sich zwei hauptamtliche Mitarbeiter vom ai-Regionalbüro
Ost aus um den Ausbau des ai-Netzwerkes in Ostdeutschland.
In den neuen Bundesländern gibt es zurzeit 31 ai-Gruppen: vier im
Ostteil von Berlin, sieben in Brandenburg, fünf in
Mecklenburg-Vorpommern, sieben in Sachsen, zwei in Sachsen-Anhalt und
sechs in Thüringen. Eine Reihe dieser Gruppen haben allerdings nicht
mehr als fünf bis sieben Mitglieder. Insgesamt hat amnesty
international in Ostdeutschland 750 aktive ehrenamtliche Mitglieder.
"Im Vergleich zu den alten Bundesländern ist diese Struktur
sicherlich noch ausbaufähig. amnesty international leidet hier unter
einem Trend, den auch andere Organisationen zu spüren bekommen: Die
Ostdeutschen sind offensichtlich deutlich weniger bereit, sich
politisch oder sozial zu engagieren als die Westdeutschen."
erläuterte Nils Geißler, Vorstandsvorsitzender der deutschen Sektion
von amnesty international. " Wir haben inzwischen auch zahlreiche
Unterstützer, zum Beispiel für unsere Briefaktionen, gefunden.
Allerdings suchen wir weiterhin dringend Förderer in den neuen
Ländern. Einige Gruppen sind immer noch auf finanzielle Unterstützung
durch die Sektion angewiesen."
Die Erfahrungen in Deutschland verpflichten zum Kampf für die
weltweite Verwirklichung der Menschenrechte: "Wir als Deutsche haben
hier eine ganz besondere Verantwortung. Wir haben in unserem Land
viel erreicht." meinte Barbara Lochbihler. "Der Weg wurde aber durch
viele Unterstützer außerhalb Deutschlands bereitet - durch die
Danziger Demonstrationen, durch die Reformen Gorbatschows, durch die
Öffnung der Grenze in Ungarn. Deshalb sind wir heute besonders
gefordert, Menschenrechtler in anderen Ländern zu unterstützen. Wir
dürfen nicht tatenlos zusehen, wie zum Beispiel in Tschetschenien und
im Kosovo die Menschenrechte verletzt werden."
Wenn Sie Nachfragen haben oder Interviewpartner suchen, 
wenden Sie sich bitte an:
amnesty international   + 49 - (0)30 - 420248-12
- Generalsekretariat -  + 49 - (0)30 - 42024830
- Eva Gutmann -         E-Mail:  press-de@amnesty.de
Greifswalder Straße 4   Internet: www.amnesty.de
10405 Berlin

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