Molukken: World Vision beantwortet Gewalt muslimischer Fundamentalisten mit humanitärer Hilfe und Versöhnungsarbeit
Ternate/Friedrichsdorf (ots)
- Präsident Wahid fordert zum Unabhängigkeitstag mehr Versöhnungsbereitschaft
- Deutscher Mitarbeiter zurück von den Molukken
Dem Vormarsch muslimischer Fundamentalisten in Indonesien stellt World Vision die humanitäre Hilfe und Versöhnungsarbeit entgegen. Gerade auf den Molukken, wo es seit Beginn letzten Jahres wiederholt zu Auseinandersetzungen mit über 3000 Toten kam, will das christliche Hilfswerk mit Hilfsangeboten die Verständigung zwischen Muslimen und Christen fördern. "Zur Versöhnung zwischen den Religionen und zum Dialog zwischen den Kulturen gibt es keine Alternative," sagte Wolfgang Jamann, Konfliktforscher und Leiter der Humanitären Hilfe von World Vision Deutschland, nach seiner Rückkehr aus den Molukken.
Auf den Molukken sah Jamann Zerstörungen, die ihn an Ost-Timor erinnerten. "In manchen Dörfern waren hunderte von Häusern, einschließlich der Kirchen und Moscheen, niedergebrannt. Die Bilder von Massakern und die Berichte der Flüchtlinge sind erschütternd." Nach Aussage von Jamann ist die momentane Situation für die Christen im Augenblick zwar weniger bedrohlich als noch vor einem Monat , weil sich die aus Java eingereisten, schwer bewaffneten Jihad-Kämpfer vorübergehend zurückgezogen haben. Dennoch seien die gewaltsam ausgetragenen religiösen Konflikte und Machtkämpfe zwischen verfeindeten Sultans noch nicht unter Kontrolle. Generell leide die muslimische Bevölkerung darunter nicht weniger als die christliche, auch wenn es in den letzten Monaten wiederholt christliche Opfer gegeben habe. Den internatinal häufig geforderten Einsatz von Blauhelmsoldaten der UNO hält Jamann nicht für sinnvoll, weil so die Autorität der Zentralregierung untergraben würde. Aber, so der promovierte Konfliktforscher: "Die Zentralregierung von Indonesien kann und muß mehr tun, um die Bevölkerung zu schützen".
Unterdessen hat Staatspräsident Wahid zum bevorstehenden 55. Unabhängigkeitstag Indonesiens am Donnerstag eine nationale Agenda der Versöhnung gefordert. "Es ist traurig, dass auch nach mehr als 50 Jahren Unabhängigkeit die ethnischen und religiösen Gruppen noch immer nicht friedlich zusammen leben können. Wahid machte in seiner Rede vor dem Parlament allerdings "schmutzige Hände" für die zahlreichen Konflikte verantwortlich, von denen derjenige auf den Molukken der zur Zeit heftigste ist.
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und weiterer Geber hat World Vision in den Flüchtlingslagern von Ternate und Jailolo an die dort lebenden 80.000 Menschen Nahrungsmittel verteilt und auch eine medizinische Grundversorgung sowie sanitäre Not-Einrichtungen bereit gestellt. Um einen konstruktiven Beitrag zur Verständigung zu leisten, hatte sich das christliche Hilfswerk World Vision gegenüber den lokalen Behörden bereit erklärt, zunächst den muslimischen Lagern zu helfen. Inzwischen hilft World Vision christlichen und muslimischen Opfern gleichermaßen. Auf den Molukken hatten die militärischen Kämpfe zu Fluchtbewegungen geführt, die wiederum die Tendenz verstärken, die Insel-Provinz in christliche und muslimische Regionen aufzuteilen. Auch die meisten Flüchtlingslager, in denen mindestens 140.000 Bewohner leben, sind nach Religionen getrennt. Es gibt allerdings auch gemischte Lager wie das Lager Jailolo.
Jamann, der weltweit Kurse in Konfliktprävention durchführt, beschreibt, wie auf den Molukken die humaniäre Hilfe mit Versöhnungsarbeit verknüpft wird: "Wir sorgen dafür, dass die Verteilung zu Begegnungen zwischen Muslimen und Christen führt und werden demnächst eine Zeitschrift für Lehrer und Schüler herausgeben, die vor allem Frieden und Versöhnung thematisieren wird." Das von Jamann mitbetreute Projekt 'Local Capacities for Peace', an dem sich World Vision zusammen mit 11 anderen internationalen Hilfswerken beteiligt, wurde 1997 gestartet, um den schädlichen Einfluss humanitärer Hilfsprojekte auf Konflikte zu mindern. Die darin enthaltene Analyse-Methode bietet aber auch die Möglichkeit, positive Auswirkungen der Hilfe auf lokale Konflikte zu identifizieren und zu nutzen. "Indem man gemeinsame Interessen fördert, die über Kriegsgrenzen hinausgehen, zum Beispiel Schulen und Gesundheitseinrichtungen, kann man zur Verständigung beitragen", hat Jamann beobachtet. Local Capacities for Peace wird von World Vision außer in Indonesien auch im Südsudan, im Kosovo, und auf den Philippinen eingesetzt.
Hinweis für Redaktionen: Dr. Wolfgang Jamann steht für Interviews zur Verfügung (Tel. 06172-763 230 oder 0172-916 0838)
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