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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Gaspreisurteil

Bielefeld (ots)

Oft schon ist die Bindung des Gaspreises an das
Heizöl totgesagt worden. Jetzt ist es wohl soweit. Das gestrige 
Urteil des Bundesgerichtshofs ist geeignet, ein Relikt der 
Planwirtschaft endlich ins Museum zu schicken. Voraussetzung: Die 
Gaslieferanten akzeptieren ihre Niederlage und beginnen nun nicht 
einen weiteren Kleinkrieg gegen die Verbraucher. Und die Verbraucher 
nehmen die Macht, die sie haben, auch wahr.
Bisher überließen es die meisten Gaskunden der Bundesnetzagentur und 
den Gerichten, für ihre Rechte und für niedrigere Preise einzutreten.
Trotz des Oligopols von Eon, RWE, Vattenfall und ENBW haben sie schon
seit geraumer Zeit die Möglichkeit, ihre jährlichen Gasrechnung durch
Wechsel des Anbieters um etwa 100 Euro zu drücken. Doch davon machen 
viel zu wenige Gebrauch. Wenn die Bereitschaft zum Wechsel nicht 
steigt, werden die Preise auch künftig zu hoch sein.
Neben den deutschen Energiekonzernen haben in der Vergangenheit vor 
allem die russischen Gaskombinate und die von Oligarchen geführte 
halbstaatliche Wirtschaft dank der Ölpreisklausel gut gelebt. Mit dem
Argument, Versorgungssicherheit sei nur mit hohen und kalkulierbaren 
Preisen zu gewährleisten, weil sonst niemand in die teure 
Erschließung neuer Gasfelder und den Bau neuer Pipelines investiere, 
wurde schon in den sechziger Jahren ein Preisfindungssystem 
installiert, bei dem die deutschen Verbraucher die Dummen waren. Denn
anders als beim Heizöl, bei dem man selbst über den Zeitpunkt des 
Einkaufs und das Ausmaß der eigenen Bevorratung entscheidet, konnten 
die Kunden vor der Liberalisierung auf Preiserhöhungen kurzfristig 
allenfalls durch das Absenken der Wohnungstemperatur reagieren.
Inzwischen hängt die Versorgungssicherheit weniger von der Menge des 
Angebots als vielmehr vom Wohlverhalten Russlands und der Länder ab, 
durch die das Gas nach Mitteleuropa transportiert wird. Der 
zunehmende Gastransport auf Schiffen führt auf den Spotmärkten der 
Welt zeitweise zu einem Überangebot. Hinzu kommen große neue 
Gasfelder in den USA, die Russland vor kurzem als weltweit größten 
Gasanbieter überholt haben. Neue Verfahren machen die Gewinnung aus 
dichten Ton- und Schieferschichten plötzlich profitabel.
Schon bisher haben die Anbieter immer größere Billigmengen in 
Rotterdam und an den anderen Spotmärkten aufgekauft. Bei 
gleichzeitiger Beibehaltung der Ölpreisbindung sorgte dies für sehr 
gute Gewinne. Mit dem Wiederanziehen der Konjunktur nach der Krise 
werden die Preise für Heizöl und Sprit wieder steigen. Kein Wunder, 
dass sich die Gasanbieter diese Chance nicht entgehen lassen wollen.
Ob es ihnen gelingt, den Verbrauchern noch mehr Geld aus der Tasche 
zu ziehen, wird sehr stark von den Kunden selbst abhängen. Nie war 
Sparen so einfach wie jetzt beim Gas.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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