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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bildungspolitik

Bielefeld (ots)

»Gute Lehrer gesucht.« Unter diesem Motto läuft
das Wettrennen der Bundesländer um die qualifiziertesten 
Hochschulabsolventen. Wo, wie in Deutschland, Bodenschätze Mangelware
sind, werden qualifizierte Arbeitskräfte zum wichtigsten »Rohstoff«. 
Zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, brauchen wir 
eine möglichst hohe Zahl gut ausgebildeter junger Menschen. Hierfür 
legt Schule, hierfür legen die Lehrer den Grundstein. Eine wichtige 
Aufgabe, die aus dem Beruf Berufung werden lässt.
Zusätzlich machen vernünftige Verdienstmöglichkeiten und der 
Beamtenstatus den Job attraktiv. Doch warum sind die Abiturienten 
nicht in Scharen in die Lehramtsstudiengänge geströmt?
Zuerst ist da die fatale Fehleinschätzung zu nennen, die bis weit in 
die 90-er Jahre hinein an den Unis die Runde machte. »Lehramt? Damit 
kriegst du nie einen Job«, mussten sich Interessenten sagen lassen. 
Die so entstandene Ausbildungslücke ist nur schwer zu schließen.
 Fehler in der Lehrerausbildung kommen hinzu. Das immer noch stärker 
am Wissenschaftsbetrieb als an pädagogischer Kompetenz orientierte 
Studium schreckt manch hoffnungsvollen Kandidaten ab und beschert 
anderen den Praxisschock: Wer Mathematik und Physik liebt, der kann 
den Auftritt vor einer Schulklasse trotzdem fürchten. Umso wichtiger,
dass NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) aus Bielefeld eine 
längst überfällige Kurskorrektur veranlasst hat und die 
Lehramtsanwärter nun sehr viel früher in die Schulen schickt.
In ihrem Arbeitsalltag erleben leistungsbereite Lehrer später dann 
immer noch zu oft, dass doch nach Dienstjahren und nicht nach 
Befähigung befördert wird. Neben Leistungsanreizen fehlt es auch an 
Leistungskontrolle. Was hinter der Klassentür passiert, bestimmt 
jeder Lehrer weitgehend für sich. Die Gefahr des Machtmissbrauchs ist
da. Das Abhängigkeitsverhältnis, in dem sich Schüler und Eltern 
befinden, tut sein Übriges. Die seltenen Besuche der 
»Schulinspektoren« haben daran nichts ändern können. So bleibt es bei
dem Missstand, dass Lehrer Kontrolle durch ihre Vorgesetzten weit 
weniger fürchten müssen als Internetportale wie spickmich.de, in 
denen regelrechte Verleumdungskampagnen keine Seltenheit sind.
 Schließlich trägt unsere Gesellschaft großen Anteil daran, dass der 
Lehrerberuf deutlich an Attraktivität eingebüßt hat. Als Gerhard 
Schröder die Pädagogen pauschal als »faule Säcke« diffamierte, haben 
viele geklatscht. Das Zerrbild vom überbezahlten Beamten mit 
unkündbarem Halbtagsjob und zwölf Wochen Jahresurlaub ist schon lange
salonfähig. Vielleicht auch deshalb, weil jeder Schule erlebt hat, 
glaubt mancher, er könnte auch selbst unterrichten. In jedem Fall 
aber über »die Lehrer« richten.
Dabei ist Schule längst zu einem Reparaturbetrieb für all das 
geworden, was Elternhäuser nicht mehr leisten können oder wollen. Ein
Anspruch, dem Lehrer kaum gerecht werden können und der ihnen 
gegenüber nicht gerecht ist.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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