Alle Storys
Folgen
Keine Story von NDR Norddeutscher Rundfunk mehr verpassen.

NDR Norddeutscher Rundfunk

Gabriel will Export von Überwachungstechnologie stoppen

Hamburg (ots)

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will den Export von Überwachungstechnologie in Unrechtsstaaten unterbinden. Sein Ministerium hat nach Informationen von NDR, WDR und SZ den Zoll angewiesen, die Ausfuhr von Überwachungstechnologie streng zu kontrollieren. "Das wollen wir nicht mehr zulassen", sagt Gabriel.

In problematischen Fällen soll der Export künftig verboten werden, bis auf EU-Ebene eine strengere Exportkontrolle beschlossen wird. Zudem hat die Regierung alle deutschen Firmen, die solche Produkte herstellen, bereits im April vor weiteren Geschäften mit Unterdrückerstaaten gewarnt. Autoritäre Regime unterdrücken ihre Bevölkerung schon lange nicht mehr nur mit Panzern und Maschinengewehren, sondern zunehmend auch mit Internet-Überwachungstechnologie.

"Wer die Freiheit des Internets verteidigen will, darf solchen Regimen keine Technologien an die Hand geben, um die Internetnutzer rücksichtslos auszuspionieren und dabei ohne Grund ihre elementaren Grundrechte zu verletzen", begründete Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Schritt. Die EU-Kommission will bis Herbst strengere Regelungen zum Export von Spähtechnologie beschließen, die dann automatisch auch in der Bundesrepublik gelten.

Deutsche Firmen gehören weltweit zu den Marktführern für Überwachungstechnologie. Während des Arabischen Frühlings war deutsche Software auch gegen politische Aktivisten und Oppositionelle eingesetzt worden, kritisierten Menschenrechtler. So wurde Software "made in Germany" unter anderem in Bahrain, Syrien und Ägypten entdeckt.

Bislang gab es so gut wie keine gesetzlichen Beschränkungen für die Ausfuhr von Staatstrojanern, Internetkontrollzentren und ähnlicher Spähtechnologie. Lediglich der Export nach Syrien und Iran wurde 2012 verboten. Die Bundesregierung unterstützte das Geschäft mit der Überwachung sogar mit Exportbürgschaften. Exporte nach Russland und Malaysia wurden mit einer so genannten Hermes-Bürgschaft abgesichert.

Menschenrechtsorganisationen begrüßten den Kurswechsel der Bundesregierung. Der Schritt sei "längst überfällig", sagte Alaa Shehabi von der Nichtregierungsorganisation bahrainwatch. Die Aktivistin wurde vor nicht allzu langer Zeit selbst Opfer einer deutsch-britischen Spähsoftware. "Was mich wirklich geschockt hat, ist, dass es sich um europäische Firmen handelt, die Software also aus Ländern stammt, die angeben, dass sie die Menschenrechte verteidigen. Aber die Regierungen dieser Länder haben bewusst solche Exporte erlaubt - in Länder wie Bahrain."

Noch hat das Wirtschaftsministerium keine endgültige Liste der unerwünschten Abnehmer deutscher Spähtechnologie erarbeitet. Im Gespräch mit NDR, WDR und SZ deutete Wirtschaftsminister Gabriel aber an, dass auch der Nato-Partner Türkei sowie Russland künftig nicht mehr beliefert werden sollen.

Pressekontakt:

Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040-4156-2304

http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: NDR Norddeutscher Rundfunk
Weitere Storys: NDR Norddeutscher Rundfunk
  • 16.05.2014 – 14:18

    NDR Verwaltungsrat: Finanzlage zwingt NDR zu weiteren Kürzungen / Wichtige Personalentscheidungen

    Hamburg (ots) - Der NDR wird in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt rund 37 Millionen Euro in seinem Etat kürzen. Über diesen Plan hat NDR Intendant Lutz Marmor den NDR Verwaltungsrat in dessen Sitzung am 16. Mai informiert. Die Kürzungen werden notwendig, da die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) der ARD und damit auch dem NDR in ...

  • 15.05.2014 – 17:00

    Bund fordert von IT-Firmen Garantie: Keine Daten an ausländische Geheimdienste

    Hamburg (ots) - Nach der öffentlichen Diskussion um den US-Spionagedienstleister CSC hat die Bundesregierung die Vergaberegeln für IT-Aufträge verschärft. Nach Informationen von NDR, WDR und SZ sollen Firmen künftig bei der Vergabe sicherheitsrelevanter IT-Aufträge belegen, dass sie nicht zur Weitergabe vertraulicher Daten an ausländische Geheimdienste und ...

  • 14.05.2014 – 18:30

    Arzt leitete Brustkrebsvorsorge im Ruhrgebiet jahrelang ohne vorgeschriebene Qualifikationen

    Hamburg (ots) - Ein Essener Radiologe hat über Jahre das Brustkrebs-Vorsorgeprogramm für die Region ohne eine erforderliche Qualifikation geleitet. Der Verantwortliche für das Mammographie-Screening in Essen/Mülheim/Oberhausen, Dr. K., konnte nach Recherchen von NDR/WDR und Süddeutscher Zeitung wiederholt nicht die geforderte Anzahl von Biopsien nachweisen. Das ...