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Aachener Nachrichten: Kommentar Armutsfalle Mini-Job Gutachten zur sozialen Lage bietet realen Blick

Aachen (ots)

Der Paritätische Gesamtverband warnt vor einer wachsenden sozialen Spaltung in Deutschland. Auf den ersten Blick will dieser Vorwurf nicht zu den Zahlen passen, mit denen die Bundesrepublik in den vergangenen Monaten auftrumpfte. 300 Millionen Euro mehr eingenommen als ausgegeben haben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen im vergangenen Jahr. Über etwa 30 Milliarden Euro an Reserven verfügten Krankenkassen und Gesundheitsfonds zum Ende des Jahres, bei 32 Milliarden Euro lag die Rücklage der Rentenversicherung. Als einziges Land in der Eurozone hat Deutschland 2013 einen Haushaltsüberschuss erzielt. Zu guter Letzt ist die Zahl der Arbeitslosen deutlich zurückgegangen. Wissenschaftler der Agentur für Arbeit erwarten, dass sie im Laufe des Jahres weiter sinkt.

Und jetzt behauptet der Sozialverband, die Schere zwischen Arm und Reich klaffe weiterhin dramatisch auseinander. Unkenrufe notorischer Miesmacher oder realitätsferner Sozialromantiker, die so etwas schließlich immer behaupten? Mitnichten. In seinem Gutachten mit dem Titel " Das Soziale - in der Krise?" schaut der Paritätische ganz genau hin. Und kommt ebenfalls zu der Erkenntnis, dass Deutschlands Wohlstand wächst. Allerdings profitieren davon auch immer weniger Menschen.

Am deutlichsten wird das an der Realität auf dem Arbeitsmarkt. Vom Jobwunder und einer Belebung durch den brummenden Konjunkturmotor war in den vergangenen Monaten gerne die Rede. Tatsächlich ist aber vor allem eins erkennbar: ein deutlicher Trend, dass der Anteil sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung abnimmt. Mini- und Midi-Jobs, jahrelange Leiharbeit, befristete Verträge und unfreiwillige Teilzeitarbeit sind längst keine Ausnahmen mehr. Es sind Armutsfallen, denen oft nur schwierig zu entkommen ist. Denn, so heißt es ja gerne: immer noch besser so einen Job als keinen. Und das wissen eben auch die Arbeitgeber. Die wiederum tun nichts anderes, als die Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen das Gesetz bietet.

Das wahre Gesicht des "Jobwunders" zeigt sich wesentlich besser am Arbeitsvolumen als an den Arbeitslosenzahlen. Laut Statischem Bundesamt ist die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden innerhalb von zwölf Jahren kaum gestiegen: 2000 lag sie bei 57,7 Milliarden, 2012 bei 58 Milliarden. Das Wunder ist also eher ein Märchen. Gut, dass Sozialverbände nicht müde werden, darauf hinzuweisen.

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