Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Der Umstieg wird teuer - Leitartikel von Walter Bau

Essen (ots)

Kaum verkündet die Kanzlerin, die eben noch längere Laufzeiten für Uralt-Reaktoren durchboxte, dass sie sieben Atommeiler vorerst abklemmen will, da überbieten sich CDU-Ministerpräsidenten in eiligen Verlautbarungen: Stefan Mappus kündigt das endgültige Aus für Neckarwestheim an, Peter Harry Carstensen will gar zwei Reaktoren vom Netz nehmen. Wer bietet mehr? Man reibt sich schon verwundert die Augen, wer da alles urplötzlich zum Atom-Skeptiker mutiert ist. Eben noch galten die Reaktoren als unverzichtbar für die Energieversorgung im Lande, jetzt kann man es sich leisten, gleich mehr als ein halbes Dutzend vom Netz zu nehmen, ohne dass die Lichter ausgehen. Eine atemberaubende Volte. Die Frage lautet: Wie lange hält der neue Atomkurs? Vorerst, so hat die Kanzlerin gestern betont, werde man die Meiler abklemmen - für drei Monate. So kauft sich Merkel, die die atomkritische Stimmung im Lande registriert hat, Zeit. Denn nach Ablauf dieser Frist sind die Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gelaufen. Sollte dann noch eine Neuwahl in NRW anstehen, kann man ja noch mal ein, zwei Monate dranhängen. Eine zynische Betrachtungsweise, finden Sie? Mag sein. Tatsächlich aber wird Merkel erst noch den Beweis antreten müssen, dass es ihr ernst ist mit der Energiewende - und dass mehr dahinter steckt, als wahltaktisches Kalkül. Die Energiekonzerne scheinen sich zähneknirschend mit den Stilllegungen ihrer Profitbringer abzufinden. Aber auch hier gilt: vorerst. Die AKW-Betreiber werden schon bald im Kanzleramt anklopfen, um neue Konditionen zu verhandeln. Doch an einem Umbau der Energieversorgung in Deutschland führt kein Weg vorbei. Und der kostet Geld. Viel Geld. Ein forcierter Ausstieg aus der Atomenergie wird die Summe sicher vergrößern. Wer die Zeche am Ende zahlt ist auch klar: die Stromkunden und die Steuerzahler. Immer vorausgesetzt, die Bundesregierung macht Ernst mit ihrem neuen Kurs. Aber das werden wir ja erfahren - in drei Monaten, oder so.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 15.03.2011 – 18:38

    WAZ: Hier die Demos, dort die Disziplin - Kommentar von Britta Heidemann

    Essen (ots) - In Deutschland kaufen die ersten jetzt Jodtabletten - in Tokio gehen viele Menschen noch immer zur Arbeit, in Anzug und Krawatte. Wir Deutschen demonstrieren gegen und diskutieren über Atomstrom - und zeigen dabei, immerhin 8900 Kilometer entfernt vom Super-GAU, ein so viel wütenderes, aufgewühlteres Gesicht als die Japaner. Doch mögen sie auch ...

  • 15.03.2011 – 16:49

    WAZ: Gröhe fordert Kurskorrektur - Urteil zu NRW-Haushalt sei "dramatische Klatsche für Kraft"

    Essen (ots) - Nach dem Urteil gegen den NRW-Haushalt dringt CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe auf eine "umfassende Kurskorrektur der Regierung". Rot-Grün müsse endlich einen verfassungskonformen Haushalt vorlegen. "Wenn Frau Kraft das wieder nicht schafft, dann brauchen wir Neuwahlen", sagte er gestern der WAZ-Mediengruppe (Mittwochausgabe). Gröhe: "Wir stehen ...

  • 15.03.2011 – 16:13

    WAZ: Grass regt "freie" Übersetzung seines Romans "Grimms Wörter" an

    Essen (ots) - Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat bei einem Treffen mit seinen Übersetzern angeregt, sein aktuelles Werk "Grimms Wörter" mit größtmöglicher Freiheit zu übertragen. Beim 6. Straelener Atriumsgespräch im Europäischen Übersetzer-Kollegium sagte er, der Roman über das Grimm'sche Wörterbuch sei "im herkömmlichen Sinne unübersetzbar". ...