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WAZ: Die Bundeswehr im Kriegseinsatz - Bittere Wahrheiten - Leitartikel von Gudrun Büscher

Essen (ots)

Es klingt immer noch befremdlich, wenn die Kanzlerin von Tapferkeit spricht, die den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan abverlangt wird. Tapferkeit gehört zu den Vokabeln, an denen für viele Deutsche noch immer das Kriegstrauma klebt. "Nie wieder Krieg" - mit dieser Hoffnung sind Generationen in Deutschland aufgewachsen. Und im zusammenwachsenden Europa wurde es immer unwahrscheinlicher, dass die Bundeswehr je zur Verteidigung der eigenen Landesgrenzen eingesetzt wird. Deutsche Soldaten waren Brunnenbohrer, Sanitäter, Brückenbauer - eine Art technischer Hilfsdienst auch in ihrem Selbstverständnis. Und jetzt das. Der Wandel von der Hilfs- zur Kriegsarmee ist seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Realität. Die Bundeswehr, so sagt Angela Merkel, verteidigt Deutschlands Sicherheit in Afghanistan. Aber mit jedem Soldaten, der im Sarg heimkehrt, werden Zweifel lauter. Was tun wir da? Macht der Einsatz Sinn? Und: Wie viele Soldaten werden noch sterben? Es sind bittere Wahrheiten, denen man sich auf der Suche nach Antworten stellen muss. Der Einsatz in Afghanistan war gerechtfertigt. So richtig es war, "Nein" zum Irak-Krieg zu sagen, so richtig war die Zustimmung zu Afghanistan. Die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September hatten sich hier versteckt, ihre "Gotteskrieger" am Hindukusch ausgebildet. Dazu kommt: Afghanistans Nachbar ist die Atommacht Pakistan. Beide Länder verbindet eine kaum kontrollierbare Grenze. Der Gedanke, dass die radikalen Islamisten oder Terroristen Atommaterial in die Finger bekommen, ist ein Alptraum. Richtig ist auch, dass die Lage in Afghanistan immer gefährlicher wird. Das verschweigt die Kanzlerin auch nicht mehr. Es ist Krieg, und sie stellt sich dem Tod ihrer Soldaten. Sie fordert Respekt, Solidarität und Mitgefühl und betont: "Unser Einsatz ist nicht auf Dauer angelegt." Was sie nicht sagt: Wie lange wird er dauern? Wie kommt man wieder heraus? Und wie hoch ist der Blutzoll, den dieses Land ertragen kann? Denn sicher ist: Die Zahl der Soldaten, die in Afghanistan sterben, wird steigen. Die Bundesregierung wird sich der Sinnfrage immer wieder stellen müssen. Und sie muss Antworten geben, ob sie zum Schutz der Truppe alles getan hat. Und da sind erhebliche Zweifel angebracht. Es reicht nicht aus, betagtes Kriegsgerät in die Region zu schicken, wo modernste Hubschrauber, Drohnen und feinste Sensortechnik benötigt werden. Was die Truppe aber genauso nötig braucht, ist Vertrauen und Akzeptanz. Aber daran mangelt es nicht nur in Afghanistan.

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