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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

Europäische Zukunft in versöhnter Verschiedenheit ./. Christliche Mitgift als Unterpfand für die Entwicklung Europas

Hannover (ots)

Europäische Zukunft in versöhnter Verschiedenheit
Christliche Mitgift als Unterpfand für die Entwicklung Europas
Christliche Werte und Überzeugungen haben die europäische 
Vereinigung von Anfang geprägt, erklärte der Vorsitzende des Rates 
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang 
Huber, auf einem Treffen von etwa 60 kirchenleitenden 
Persönlichkeiten aus über 30 verschiedenen europäischen Staaten in 
Brüssel. Im Vorfeld der deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben sich 
auf Einladung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) Vertreter von 
Kirchen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union (EU) 
getroffen, um über "Werte - Religion - Identität" zu diskutieren. Für
die Zukunft der EU sieht der Ratsvorsitzende aus der Tradition der 
Versöhnung und der Verpflichtung für den Frieden fünf Aufgaben für 
die nahe Zukunft der EU und die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.
Auf die Verwirklichung der Menschenrechte und in diesem Rahmen der
Kampf gegen Menschenhandel müsse die EU über die eigenen Grenzen 
hinaus achten. Zudem verpflichteten die Erfahrungen des vergangenen 
Jahrhunderts und die europäischen Grundwerte zum Eintreten für 
Menschen, die als Flüchtlinge im Sinne der Genfer 
Flüchtlingskonvention oder als anderweitig Verfolgte auf Schutz 
angewiesen seien, zählte der Ratsvorsitzende der EKD die ersten 
beiden Aufgaben auf. Weltweit müsse die EU sich der Armutsbekämpfung 
in der Entwicklungszusammenarbeit als vorrangigem Ziel verpflichtet 
wissen. In Fragen der Energiepolitik soll alternativen, die Umwelt 
schonenden Energiekonzepten die notwendige Priorität eingeräumt 
werden. Huber begrüßte es, dass die Bundesregierung Fragen des 
Klimawandels zu einem Schwerpunkt der deutschen Ratspräsidentschaft 
machen wolle. Die Armut in Europa liege ihm als Thema "am Herzen", 
betonte der Berliner Bischof vor den versammelten Vertretern 
lutherischer, reformierter, anglikanischer und orthodoxer Kirchen: 
"Wir setzen uns gegen Entwicklungen zur Wehr, die zum Ausschluss 
nicht nur einzelner, sondern ganzer Gruppen von den Möglichkeiten 
gesellschaftlicher Beteiligung führen." Die Verantwortung für Frieden
und Versöhnung lenke die Aufmerksamkeit auf die Frage nach einer 
kohärenten Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik: "Als 
Kirchen treten wir für den Vorrang gewaltfreier Konfliktlösungen und 
den Ausbau präventiver Möglichkeiten ein."
Hannover / Brüssel, 13. Dezember 2006
Pressestelle der EKD
Christof Vetter
Nachfolgend Rede des Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof 
Wolfgang Huber, im Wortlaut:
"Future of the European Project" - Zur Zukunft der Europäischen 
Union
Erwartungen an die deutsche Ratspräsidentschaft
I. Der Blick zurück: Versöhnung und Frieden
Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Europäische Union auf den 50. 
Jahrestages ihrer Gründung am 25. März 1957 zugeht, muss man sich vor
allem an eines erinnern: Die Geschichte der Europäischen Union ist 
eine Geschichte der Versöhnung. Die Ansätze einer wirtschaftlichen 
Kooperation, zuerst im Bereich der Montanindustrie, verbanden sich 
mit der Idee, ein Europa der Versöhnung und des Friedens zu schaffen.
Diese Idee verdankt dem christlichen Glauben und mit ihm der 
jüdischen Tradition entscheidende Impulse. Die Sehnsucht nach einer 
Zeit, in der Frieden und Gerechtigkeit sich küssen, wie der Psalm 
sagt, treibt das christliche Friedensengagement an. Dieses Engagement
hat dazu beigetragen, die Gesetzmäßigkeit der Vergeltung zu 
durchbrechen und sogenannte "Erbfeindschaften" aus dem Geist der 
Versöhnung zu überwinden. So wurde ein neuer Anfang möglich. Meine 
Generation hat das am eigenen Leib erfahren. Mich und meine 
Mitschüler, die wir nach dem Krieg im Südwesten Deutschlands 
aufwuchsen, hat beispielsweise der Schüleraustausch mit Frankreich 
entscheidend geprägt. Damit hat ein Lernprozess begonnen. Durch ihn 
haben wir gelernt, warum ein gerechter Frieden das gemeinsame 
europäische Ziel ist; wir haben gelernt, warum der gerechte Frieden 
an die Stelle einer Rückkehr zur Lehre vom gerechten Krieg treten 
soll.
In diesem europäischen Rahmen wurde uns neu bewusst, dass die 
christlichen Kirchen und ihre Theologie dem Frieden zu dienen haben. 
Ebenso wie meine persönliche Lebensgeschichte ist die Biographie 
vieler Christen in Europa während der letzten Jahrzehnte durch diese 
Erfahrung geprägt. In dem gemeinsamen Eintreten für Gerechtigkeit, 
Frieden und die Bewahrung der Schöpfung hat das Ausdruck gefunden. 
Die Europäischen Ökumenischen Versammlungen in Basel und Graz haben 
dem auf exemplarische Weise Ausdruck verliehen. Wir hoffen darauf, 
dass die dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu dem 
einen neuen und deutlichen Akzent hinzufügen wird.
Aber der Friedensauftrag der Religion ist natürlich nicht auf das 
Christentum beschränkt. Vielmehr hat jede Religion den Auftrag, für 
den Frieden unter den Menschen zu wirken. Gemeinsam müssen die 
Religionsgemeinschaften insbesondere jeder Gewaltanwendung, die sich 
durch einen religiösen Bezug legitimieren will, eine klare Absage 
erteilen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat das unlängst mit
folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: "Es ist die Aufgabe von 
Angehörigen aller Religionen, einen Beitrag zur Förderung des 
Friedens und zur Minderung des Gewalt- und Aggressionspotentials im 
menschlichen Zusammenleben zu leisten" (EKD-Texte 86, 46). Wenn die 
Religionsgemeinschaften in diesem Sinn vorbildhaft wirken, wird dies 
einen Raum gesellschaftlichen Vertrauens öffnen und breite 
Anerkennung finden.
Frieden hat seinen Ursprung in der Versöhnung. Lothar Kreyssig, der 
Begründer von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, hat dies im Jahr 
1958 mit folgenden Worten erläutert: "Wir Deutschen haben den Zweiten
Weltkrieg begonnen und schon damit mehr als andere unmessbares Leiden
der Menschheit verschuldet: Deutsche haben in frevlerischem Aufstand 
gegen Gott Millionen von Juden umgebracht. Wer von uns Überlebenden 
das nicht gewollt hat, der hat nicht genug getan, es zu verhindern. 
Wir haben vornehmlich darum noch immer keinen Frieden, weil zu wenig 
Versöhnung ist."
Auch die Geschichte der Europäischen Union ist eine Geschichte der 
Versöhnung. Sowohl die Anfänge der Europäischen Union als auch ihre 
Erweiterung nach Osteuropa wären ohne dieses Motiv der Versöhnung 
nicht denkbar; die Versöhnungsinitiativen der christlichen Kirchen 
haben dazu ihren Beitrag geleistet.
II. Der Blick in die Zukunft: Versöhnte Verschiedenheit
Diesen Blick in die Vergangenheit will ich mit einem Blick in die 
Zukunft verbinden. Dabei knüpfe ich an einen Besuch an, den eine 
Delegation europäischer Kirchenführer im Jahr 2004 dem früheren 
Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, hier in 
Brüssel abstattete. Während des Gesprächs schaute der Präsident uns, 
die Repräsentanten orthodoxer, anglikanischer, römisch-katholischer 
und evangelischer Kirchen, an und sagte sinngemäß: Bis zu einem 
gewissen Grade nehmen Sie in den Kirchen die Zukunft Europas vorweg. 
Denn die entscheidende Aufgabe Europas ist es, der Pluralität eine 
Gestalt zu geben, die Einheit in Verschiedenheit zu leben. Und er 
fuhr fort: Die ökumenische Gemeinschaft der Kirchen ist ein Modell 
für die Einheit in Verschiedenheit, die wir in Europa brauchen.
Gemeinschaft in Europa bedeutet Einheit in Vielfalt. Kulturelle und 
religiöse Pluralität hat Europa zwar von Anfang an bestimmt. Sie ist 
aber keineswegs immer als selbstverständliches Element der 
europäischen Kultur anerkannt worden. Das Christentum hat wesentlich 
zur europäischen Pluralität beigetragen; die christlichen Kirchen 
wissen sich auch weiterhin verpflichtet, ihren Beitrag zur 
politischen Kultur Europas zu leisten. Die christliche Mitgift 
Europas ist deshalb ein wichtiges Unterpfand für Gegenwart und 
Zukunft. Die christlichen Prägungen sind wesentliche Grundlagen der 
politischen Kultur auch der Europäischen Union. Das ausdrücklich 
bewusst zu machen, gehört zu unseren Pflichten. Deshalb treten wir 
dafür ein, dass die Bedeutung der jüdisch-christlichen Tradition für 
die kulturelle Gestalt Europas auch im Europäischen 
Verfassungsvertrag klar angesprochen wird.
In der vergangenen Woche hat Finnland als sechzehnter Mitgliedsstaat 
den Verfassungsvertrag ratifiziert. Die Evangelische Kirche in 
Deutschland sieht in diesem Verfassungsvertrag ein wichtiges 
Unterpfand dafür, dass das Eintreten für Grundrechte und Demokratie, 
aber auch für Transparenz und Bürgernähe als gemeinsame Verpflichtung
wahrgenommen wird. Deshalb sehen wir in dem Verfassungsvertrag ein 
wichtiges Instrument für die künftige Gestaltung der politischen 
Union.  Die Bürgerinnen und Bürger werden sich mit der Europäischen 
Union in dem Maß identifizieren, in dem sie sich auf die Achtung 
ihrer jeweiligen Kultur, Religion und Geschichte verlassen können. 
Auch aus diesem Grund ist ein Hinweis auf die jüdisch-christliche 
Überlieferung im Verfassungsvertrag dringend zu wünschen.
III. Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen
Dies ist auch deshalb hervorzuheben, weil sich die meisten 
Prognosen der letzten Jahrzehnte zur Rolle der Religion als falsch 
erwiesen haben. Zwar hat sich in Europa die Rolle die Kirchen während
der vergangenen zweihundert Jahre tiefgreifend gewandelt. In vielen 
Bereichen haben sie im Prozess der Säkularisierung ihre unmittelbare,
mit staatlicher Unterstützung durchsetzbare Bestimmungsmacht 
verloren. Doch die Wirkungsgeschichte des Evangeliums dauert an: Die 
Botschaft von Gottes Gnade wird verkündet; Menschen gründen ihr Leben
im Glauben und lassen sich zu Taten der Liebe anstiften; der Gedanke 
der christlichen Freiheit wirkt fort. Das Prinzip der Menschenrechte,
die Ausgestaltung des demokratischen Staates, die Orientierung 
gesellschaftlichen Handelns an Gerechtigkeit und Solidarität oder 
eben die Idee eines versöhnten Europas verdanken sich entscheidenden 
Impulsen der jüdisch-christlichen Tradition.
Je unerbittlicher die europäische Welt auf die globalisierte 
Wirtschaft ausgerichtet wird, je strikter Markt und Finanzkraft, 
Lohnnebenkosten und Konkurrenzkampf das Leben aller bestimmen sollen,
desto stärker wird nach Gegenkräften gefragt. Die meisten spüren, 
dass Konsum allein nicht Halt gibt, dass Wirtschaft allein nicht Sinn
schenkt, dass Funktionieren allein nicht Bedeutung verleiht. Mit der 
Rückkehr der Religion rebelliert die Seele der Menschen gegen ihre 
kommerzielle Reduktion. Die Vorstellung, dass sich der Glaube in die 
Privatsphäre abschieben lasse und dass gesellschaftliches 
Zusammenleben ohne die öffentliche Erkennbarkeit von Religion und 
Glaube möglich sei, gehört der Vergangenheit an. Natürlich bedeutet 
das keineswegs, dass alle Menschen sich zum Glauben an Gott bekennen.
Aber in vergleichsweise kurzer Zeit ist deutlich geworden, dass dies 
eine der Fragen ist, in denen man zu einer persönlichen Entscheidung 
kommen muss.
Heute müssen zugleich mit der wirtschaftlichen Funktion des 
vereinigten Europa die Grundlagen seiner politischen Kultur bewusst 
gemacht und erneuert werden. Der Einfluss der Religion, insbesondere 
der Kirchen, auf die Gesellschaft - durch kulturelle Präsenz und 
politische Äußerungen, Gemeinwohlarbeit in den Kommunen, Diakonie und
Bildung - wird in seiner Bedeutung weiter bestehen und wachsen. 
Allerdings vollzieht sich hierbei keine Rückkehr zu einem überholten 
Staatskirchentum. Nur an den Punkten, an denen sich für die 
gesellschaftlichen Kräfte eine Auseinandersetzung mit der Meinung der
Vertreter der Religionsgemeinschaften qualitativ lohnt, wird sie auch
vollzogen werden. Aber unverkennbar wächst die Nachfrage nach der 
geistlichen Orientierung, die von den Religionsgemeinschaften 
ausgeht. Unsere christlichen Kirchen müssen darauf antworten mit der 
Konzentration auf das, was allein sie vertreten können: die 
Orientierung an der Wirklichkeit Gottes. Die Kirchen vermögen es, 
Orte und Riten anzubieten, die über ihre eigenen Mitglieder hinaus 
tragfähig sind. Entwickeln wir Zutrauen zu den neuen und 
überraschenden Wegen, auf denen das geschieht! Europa muss sich als 
Wertegemeinschaft verstehen. Der Wechsel in der Ratspräsidentschaft 
ist ein Anlass, daran erneut zu erinnern.
IV. Was Menschen brauchen: Sicherheit, Frieden und die Wahrung der
Menschenrechte
Wie wird das Zutrauen der Menschen wachsen, dass die  Zukunft 
Europas sicher ist - und dies nicht auf Kosten der einen Welt? Wie 
kann die Begeisterung der Menschen wachsen, sich für die Zukunft 
Europas zu engagieren - und dies in Solidarität mit denen, deren 
Menschenrechte und Menschenwürde bedroht sind? Ich will einige wenige
Themen hervorheben.
(1) Europa hat nach innen Risse und nach außen Grenzen. Bei seinem 
Zusammenwachsen darf es nicht zur Festung werden. Mit der 
Europäischen Nachbarschaftspolitik will die Europäische Union 
jenseits ihrer neuen Außengrenzen einen "Ring befreundeter Länder" 
aufbauen, die in eine zunehmend engere Beziehung eingebunden werden. 
Bei der Weiterentwicklung der Nachbarschaftspolitik, wie sie für die 
Zeit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft geplant wird, sollten die 
Verwirklichung der Menschenrechte und in diesem Rahmen auch der Kampf
gegen Menschenhandel in ihrem Gewicht gewürdigt werden. In der 
Konferenz Europäischer Kirchen leben wir die grenzüberschreitende 
Gemeinschaft in Europa seit vielen Jahrzehnten - in Begegnungen 
zwischen Gliedern unserer Gemeinden, in gemeinsamen Projekten, in 
Partnerschaften, im Ringen um die gemeinsamen theologischen und 
ethischen Grundlagen.
(2) Die Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts und die europäischen
Grundwerte verpflichten uns in gleicher Weise zum Eintreten für 
Menschen, die als Flüchtlinge im Sinne der Genfer 
Flüchtlingskonvention oder als anderweitig Verfolgte auf Schutz 
angewiesen sind. Die Menschenrechte sind in unmittelbarer Gefahr, 
wenn Flüchtlinge oder Asylsuchende keinen Schutz und keine 
Lebensperspektive finden. Bei dem Versuch, illegale Einwanderung zu 
verhindern, müssen deshalb die internationalen 
Menschenrechtsstandards eingehalten werden. Statt  Mittel der 
Abschreckung einzusetzen und beispielsweise Grenzkontrollen zu 
verstärken, müssen im Blick auf irreguläre Zuwanderung nachhaltige 
und langfristige Lösungen gefunden werden.
(3) Mit dem europäischen Konsens zur Entwicklungspolitik liegt jetzt 
erstmals ein gemeinsames Grundlagenpapier zu den Zielen und 
Dimensionen einer gemeinsamen  europäischen Entwicklungspolitik vor. 
Die Verstärkung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit ist ohne 
Zweifel ein wichtiges Element; dabei sollten auch die kirchlichen 
Hilfswerke wieder verstärkt wahrgenommen und unterstützt werden. Wir 
befürworten, dass die EU sich der Armutsbekämpfung in der 
Entwicklungszusammenarbeit als vorrangigem Ziel verpflichtet weiß, 
und treten für eine entwicklungspolitisch stimmige Gestaltung anderer
Politikbereiche ein. Das entscheidende Ziel liegt darin, die 
Fluchtursachen durch entwicklungspolitische Maßnahmen in den 
jeweiligen Ländern zu überwinden. Nur dann wird es auf Dauer auch 
gelingen, legale Zuwanderungswege in die Europäische Union zu 
schaffen, die fair und transparent sind.
(4) Der Klimawandel macht deutlich, dass wir den Folgen unseres Tuns 
nirgendwo entkommen und dass wir nur eine Erde mit begrenzen 
Ressourcen haben. Energiepolitik wird ein Schwerpunktthema sowohl der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft als auch des G-8-Gipfels in 
Heiligendamm sein. Mit Sorge nimmt die Evangelische Kirche in 
Deutschland wahr, dass alternativen, die Umwelt schonenden 
Energiekonzepten nicht die notwendige Priorität eingeräumt wird; 
vielmehr treten wieder verstärkt Maßnahmen der fossilen und atomaren 
Energiegewinnung in den Mittelpunkt der Debatte. Angesichts des 
dramatischen Klimawandels ist es geboten, ohne falsche Kompromisse 
für die Nachhaltigkeit der Energieversorgung einzutreten.
(5) Ein weiteres Thema liegt mir am Herzen: die Armut in Europa. Wir 
setzen uns gegen Entwicklungen zur Wehr, die zum Ausschluss nicht nur
einzelner, sondern ganzer Gruppen von den Möglichkeiten 
gesellschaftlicher Beteiligung führen. Wirtschaft, Bildung, Familie, 
Diakonie, Kirchengemeinden sind die fünf Felder, auf die sich die 
Vorschläge beziehen, die wir dazu unlängst in einer Denkschrift über 
"Gerechte Teilhabe" vorgelegt haben. Die Synode der EKD hat vor einem
Monat daran erinnert, dass wir als Gottes Ebenbilder mit gleicher 
Würde begabt sind. Es gibt Lebenssituationen in Armut, die der Würde 
des Menschen Hohn sprechen; und es gibt ebenso auch ein falsches 
Vertrauen auf Reichtum und einen nicht zu rechtfertigenden Umgang mit
ihm. Wir Menschen sind von Gott aneinander gewiesen und tragen 
füreinander Verantwortung. Einzelne oder ganze Gruppen vom 
gemeinsamen Leben auszuschließen und ihnen die Teilhabe zu 
verweigern, ist Sünde vor Gott. Gott traut uns zu, Europa gerecht zu 
gestalten und seinen Reichtum zum Wohle aller einzusetzen. In diesem 
Geist rufen wir dazu auf, dass Armut bekämpft und Reichtum in die 
Pflicht genommen wird.
(6) Die Verantwortung für Frieden und Versöhnung lenkt unsere 
Aufmerksamkeit schließlich auf die Frage nach einer kohärenten 
Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Viele kritische 
Anfragen dazu beziehen sich auf die Gewichtung zwischen militärischen
und zivilen Instrumenten im Umgang mit Krisen, ihrer Prävention wie 
ihrer Bewältigung. Als Kirchen treten wir für den Vorrang 
gewaltfreier Konfliktlösungen und den Ausbau präventiver 
Möglichkeiten ein. Die Erfahrungen, die christliche Kirchen auf 
diesem Feld gesammelt haben, können dabei eine Hilfe sein. Aber wir 
erwarten zugleich mit besonderer Dringlichkeit, dass die Europäische 
Union ein Vorreiter darin wird, die Möglichkeiten der zivilen 
Krisenbearbeitung auszuschöpfen.
V.  Auf dem Weg
Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu wird unter
dem Thema stehen: "Das Licht Christi scheint auf alle - Hoffnung auf 
Einheit und Erneuerung für Europa". Damit wird ein zentrales Motiv 
unseres christlichen Glaubens aufgenommen. Christus als das Licht der
Welt zeigt uns den Weg dazu, für Gerechtigkeit, Frieden und die 
Bewahrung der Schöpfung einzutreten. In der Charta Oecumenica haben 
wir uns dazu verpflichtet, unseren Beitrag dazu gemeinsam zu leisten.
Nun geht es darum, diese Verpflichtung in die Tat umzusetzen. Mit dem
gemeinsamen Eintreten für den Friedensbeitrag Europas wollen wir das 
Licht bezeugen, das in Jesus Christus in unsere Welt gekommen ist.

Pressekontakt:

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Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
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Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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