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Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um die Managerentlohnung: Volksherrschaft und Gier

Cottbus (ots)

Es deutet einiges darauf hin, dass die
Bundespolitik die Debatte um die Konsequenzen aus der Kernschmelze 
der Finanzindustrie an einem wesentlichen Punkt gerne der 
amerikanischen Öffentlichkeit überlassen würde. Zwar beharrt 
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf, dass endlich ihre Vorstellungen
zu einer besseren Regulierung ernst genommen werden. Und ihr 
sozialdemokratischer Koalitionspartner drängt mit Macht darauf, 
Steuerflüchtigen das Leben schwer zu machen. Aber wenn die deutsche 
Politik glaubt, damit den Ärger der Wähler auffangen zu können, liegt
sie falsch. Sie stellt vielmehr, wie jetzt auch US-Präsident Barack 
Obama angesichts der Bonus-Zahlungen für Bankrotteure, die 
Glaubwürdigkeit ihrer gesamten Krisenpolitik infrage.
Festmachen lässt sich dies hierzulande an der Person des Klaus 
Zumwinkel. Der per Gerichtsurteil vom Ordensempfänger zum 
Kleinkriminellen herabgestufte einstige Spitzenmanager hat 
bekanntlich vor Kurzem 20.Millionen Euro Rente überwiesen bekommen. 
Nun ist die Summe - eine Million für jedes seiner Arbeitsjahre bei 
dem einst vollständigen, jetzt noch zu großen Teilen staatseigenen 
Konzern - schon eine unvorstellbare Sache. Aber sie wird zum Skandal 
angesichts der Ermittlungen, die gegen Zumwinkel als 
Aufsichtsratschef der Telekom laufen - eines ebenfalls 
teilprivatisierten Staatsunternehmens, das jetzt wegen der 
Spitzelaffäre vor großen Problemen steht. Es wird - an Zumwinkel 
geradezu exemplarisch - auf Dauer der Widerspruch zwischen dem 
zwielichtigen Verhalten und der scheinbar unanfechtbaren Bereicherung
nicht zu erklären sein - jedenfalls nicht in einer Demokratie und 
nicht bei Unternehmen, in denen die öffentliche Hand die Geschicke 
lenkt oder mit Milliardenbeträgen das Überleben sichert.
Es bedarf eben nicht nur neuer Regeln für Finanzprodukte und besserer
Eingriffsmöglichkeiten bei Steuerflucht. Es gilt darüber 
nachzudenken, wo das Maß an Ungleichheit zu einer derartigen 
Ungerechtigkeit wird, dass sich den Menschen ganz zwangsläufig die 
Frage danach aufdrängt, ob die gesellschaftliche Ordnung noch 
gerechtfertigt ist. Die Krise hat ja eines der bisher ins Feld 
geführten Argumente widerlegt. Sie ist von denen zu verantworten, die
sich die dicksten Pfründe sicherten - aber von denen zu bezahlen, die
von den Summen, mit denen die Zumwinkels ihren Lebensabend gestalten,
nicht einmal zu träumen wagen. Immerhin gab es an diesem Wochenende 
erste Anzeichen dafür, dass die politische Herausforderung, die 
hinter den Millionen für Manager steht, allmählich erkannt wird und 
wir der Debatte in den USA zwar hinterherhinken, aber noch zu folgen 
vermögen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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