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Börsen-Zeitung: Existenz verspielt, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Jahresverlust der Dresdner Bank

Frankfurt (ots)

Die gute Nachricht aus deutscher Sicht vorweg:
Verglichen mit der Royal Bank of Scotland ist der Dresdner Bank 2008 
geradezu ein Kunststück gelungen. Während in der Verlustrechnung der 
Briten ein astronomisches Loch von 27 Mrd. Euro klafft, konnte die 
von der Allianz verstoßene und von der Commerzbank adoptierte Tochter
ihren Fehlbetrag auf 6,3 Mrd. Euro begrenzen. Solche Erfolge sollte 
man auch mal würdigen, wenn darüber diskutiert wird, ob es moralisch 
vertretbar ist, dass formidable Investmentbanker auf ihre Boni 
pochen.
Pardon, aber angesichts des mit Worten kaum noch angemessen zu 
beschreibenden Fiaskos in der Finanzwelt im Allgemeinen und aktuell 
bei der Dresdner im Besonderen fällt es schwer, den Sarkasmus zu 
unterdrücken. Dieses Drama passt längst nicht mehr auf die 
sprichwörtliche Kuhhaut. 137 Jahre nach ihrer Gründung hat die einst 
so stolze, gerade in den oberen Gesellschaftsschichten hoch 
angesehene und in besseren Jahren vor Ertrags- und Kapitalkraft 
strotzende Bank ihre Existenz im wahrsten Sinne des Wortes verspielt.
Durch den gigantischen Verlust sind die Rücklagen komplett verbrannt,
die Zeichner von Hybrid- und Genussrechtskapital müssen bluten - was 
nicht gerade hilfreich für den Markt solcher Emissionen ist -, und 
die Kernkapitalquote schnurrte auf das gerade noch zulässige, 
praktisch aber nicht annähernd ausreichende Niveau von 4% zusammen. 
Ohne Multimilliardenhilfe ihres Alleinaktionärs bzw. der Steuerzahler
wäre die Dresdner Bank am Ende, weil die Finanzaufsicht spätestens 
jetzt den Stecker ziehen müsste.
Für die Allianz und die Dresdner-Beschäftigten, soweit sie ihren 
Arbeitsplatz behalten, erweist sich die im Januar vollzogene 
staatlich finanzierte Übernahme durch die Commerzbank mithin als ein 
Glücksfall, wie man ihn sich bei Ankündigung der Transaktion Anfang 
September kaum vorzustellen vermochte; es dürfte nicht mehr allzu 
viele geben, die der grünen Bank Tränen der Trauer nachweinen. 
Umgekehrt ist den Gelben ungeachtet des soeben noch einmal erneuerten
Bekenntnisses zu der Übernahme sicher erst allmählich gedämmert, 
welchen Klotz sie sich da ans Bein gebunden haben - ein Klotz, der 
angesichts fortbestehender kritischer Dresdner-Exposures auch die 
Commerzbank noch ein Stück weiter in den Abgrund zu ziehen droht. Der
Blick nach Großbritannien lässt erahnen, welche Lasten auch 
hierzulande noch auf die Allgemeinheit zukommen könnten.
(Börsen-Zeitung, 27.2.2009)

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