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Börsen-Zeitung: Alptraum der Fondsbranche, Kommentar zum Madoff-Skandal von Stefanie Schulte

Frankfurt (ots)

Manche Ereignisse sind so gruselig, dass sie nur
in Alpträumen vorkommen dürften. Dass Fonds, die offenbar in den 
betrügerischen US-Anlagemanager Bernard Madoff investierten, in 
Dutzenden deutscher Dachfonds auftauchen, ist für die Fondsbranche 
ein solches Ereignis - und leider Realität.
Es ist freilich nicht so, dass Anlegern dramatische Verluste 
drohen. Die meisten betroffenen Dachfonds investierten zwischen 1% 
und 20% ihrer Assets in "Thema International Fund" und "Herald (LUX) 
US Absolute Return", hinter denen Madoff stehen soll. Zu den Opfern 
zählen überwiegend Fonds kleinerer Vermögensverwalter. Große Adressen
stehen kaum beschadet da. Falls sich der Betrugsverdacht erhärtet, 
stehen die Chancen recht gut, dass Fonds Schadenersatz von HSBC, der 
Depotbank von "Thema" und "Herald", erhalten. Wer Aktienfonds kaufte 
und 50% Verlust 2008 realisierte, hat also mehr Grund zum Jammern.
Dass die Angelegenheit dennoch ein flaues Gefühl verursacht, liegt
daran, dass man sich fragen muss, wie ein Bernard Madoff alle 
Kontrollinstanzen der streng regulierten europäischen Publikumsfonds 
umgehen konnte. Lagerte die HSBC Kontrollaufgaben an Madoffs 
Unternehmen aus? Darüber wird spekuliert; bewiesen ist nichts. Welche
Rolle spielte die Bank Medici, die offizielle Anlagemanagerin von 
"Thema" und "Herald"? Wo waren Verwaltungsräte und Wirtschaftsprüfer?
Man fragt sich auch, ob die Dachfondsmanager qualifiziert genug 
waren, um Zielfonds mit Hedgefonds-ähnlichen Strategien, wie es 
"Thema" und "Herald" waren, zu analysieren. Oft handelte es sich um 
kleine Vermögensverwalter und Fondsmakler-Pools, die Dachfonds 
aufgelegt hatten, um 2008 vom Jahresendgeschäft vor Einführung der 
Abgeltungsteuer zu profitieren. Die stabilen Renditen der strittigen 
Fonds von knapp 10% wirkten verlockend angesichts der 
Kapitalmarktturbulenzen. Dass sie ein bisschen zu "schön" waren, weil
anscheinend Betrug dahintersteckte, irritierte zu wenig.
Sobald die Behörden Licht in den Kriminalfall Madoff gebracht 
haben, muss die Fondsbranche ihre Kontrollmechanismen und 
Investmentprozesse prüfen. Sie muss bei Experimenten mit neuartigen 
Produkten vorsichtiger sein - selbst wenn es mal Rendite kostet. Das 
Gruseln beim Gedanken an 2008 wird bleiben.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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