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Börsen-Zeitung: Respektabel, Kommentar von Carsten Steevens zum Halbjahresbericht der Deutschen Bank

Frankfurt (ots)

Als Vorsitzender des weltweiten Finanzverbandes
IIF hat Josef Ackermann die Banken unlängst zur Selbstdisziplin 
aufgerufen. Nur wenn die Branche zu Reformen und hohen Standards etwa
beim Risikomanagement, bei der Vergütung der Mitarbeiter und bei der 
Offenlegung bereit sei, könne das Vertrauen in das Finanzsystem 
zurückerlangt werden. Wohl wahr. Inwieweit die Adressaten die 
Verhaltensregeln, die am 17. Juli in Washington vorgestellt wurden, 
freiwillig umsetzen werden, ist fraglich. Von staatlicher Seite ist 
bereits Regulierung angesagt. Doch der Aufruf zur Selbstdisziplin 
verlangt auch die Autorität der handelnden Personen. Und hier konnte 
dem IIF kaum etwas Besseres passieren, als in diesen Monaten den 
Vorstandschef der Deutschen Bank an seiner Spitze zu haben.
Der deutsche Branchenprimus kann sich sehen lassen in der 
internationalen Finanzgemeinde - auch nach zwölf Monaten 
Finanzmarktturbulenzen. Trotz Gesamtbelastungen seit dem dritten 
Quartal 2007 von inzwischen 7,3 Mrd. Euro und wohl weiteren 
Abschreibungen in der zweiten Jahreshälfte hat die Krise im Gegensatz
zu globalen Rivalen wie Citigroup, Merrill Lynch oder UBS die 
Kapitaldecke der Deutschen Bank noch nicht perforiert. An deutlich 
niedrigeren Boni-Rückstellungen und Beteiligungsverkäufen ist 
allerdings abzulesen, dass sich auch die Frankfurter strecken müssen.
Und ein Ende der Turbulenzen ist, wie Ackermann anlässlich des 
Halbjahresberichts durchblicken ließ, doch noch nicht in Sicht.
Im Investmentbankgeschäft, das für einen Großteil der Erträge der 
Bank steht und vor Jahresfrist noch einen Milliardengewinn lieferte, 
steht nun ein Quartalsverlust. Das ist ernst zu nehmen. Doch 
Erwähnung verdient auch, dass die Bank heute 5000 Mitarbeiter mehr 
beschäftigt als vor Jahresfrist - trotz Milliardenbelastungen. 
Immerhin: Gut drei Jahre ist es her, da wurde zeitgleich über 
Milliardengewinn und Stellenabbau informiert.
Seit Anfang des Jahres hat die Deutsche Bank gut ein Drittel ihres
Börsenwerts verloren. Das ist hart, aber viele Wettbewerber trifft es
derzeit noch härter. Vor zwölf Monaten nicht absehbare Akquisitionen 
im Privatkundengeschäft, das wertvolle, weil stabile Erträge bringt, 
sind plötzlich möglich. Ihre Position in der Krise nutzt die Deutsche
dennoch nicht um jeden Preis. Soviel Disziplin ist wohl auch 
angebracht.
(Börsen-Zeitung, 1.8.2008)

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