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Börsen-Zeitung: Die Konsolidierung wird teuer, Kommentar von Ulli Gericke zur Übernahme des Erfurter Solarunternehmens Ersol durch Bosch

Frankfurt (ots)

Die Solarindustrie ist eine Boombranche par
excellence. Dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen expandieren 
die Waferhersteller, Zellenproduzenten und Modulbauer mit jährlich 
zweistelligen Wachstumsraten. Gleichzeitig werden hohe Gewinnmargen 
eingefahren, obwohl immense Investitionen gestemmt werden müssen, um 
den hektischen Kapazitätsausbau vorantreiben zu können. Nach nur 
einem halben Jahrzehnt sind aus hoffnungsvollen Start-up-Firmen 
hochprofessionelle Technologieunternehmen geworden, die allein sieben
der 30 TecDax-Titel stellen - und mit Roth&Rau steht schon ein achter
Wert vor der Aufnahme in den Hightech-Index. Zugleich klopft das 
Schwergewicht Q-Cells mit seiner Börsenkapitalisierung von gut 5 Mrd.
Euro laut und vernehmlich an die Tür zum Dax.
Die Übernahme des Erfurter Solarunternehmens Ersol durch den 
weltgrößten Kfz-Zulieferer Bosch zeigt nun die beginnende 
Konsolidierung in der Branche, wie sie in reifen Industrien üblich 
ist. Dass das Fusionskarussell mit der teuren, wahrscheinlich 
überteuerten Milliarden-Akquisition der Thüringer angeschoben wird, 
liegt auf der Hand. Kein anderes Unternehmen hat wie Ersol einen 
Mehrheitseigner, und dieser, der Private-Equity-Fonds Ventizz, sucht 
einen lukrativen Exit. Alle anderen größeren Photovoltaikwerte haben 
deutlich kleinere Großaktionäre, womit ein 
Kaufwesentlichkomplizierter wird.
Gleichwohl drängen zunehmend Interessenten in die Branche, wie die
bemerkenswert hohe Übernahmeprämie für Ersol belegt. Einerseits 
suchen fernöstliche Zellenproduzenten hiesige Modulbauer wie Solon, 
Aleo Solar oder Phoenix, da diese einen guten Zugang zum 
hochsubventionierten deutschen, aber auch - bei Exportquoten von 
teilweise über 70% - zum italienischen oder boomenden spanischen 
Markt bieten. Daneben dürften globale Konzerne wie die heute schon in
der Windkraft aktiven General Electric oder Siemens vornehmlich an 
größeren, höhermargigen Konglomeraten interessiert sein, die die 
gesamte solare Wertschöpfungskette abdecken. Doch egal ob groß oder 
klein, die Preise für Solarunternehmen dürften sich in Zukunft an der
Bosch-Transaktion orientieren, bei der die Schwaben zum allgemeinen 
Erstaunen auf den von Analysten als "fair" bezeichneten Ersol-Wert 
von 50 Euro eine Prämie von satten 51 Euro draufsattelten.
(Börsen-Zeitung, 3.6.2008)

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