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DIE ZEIT

Journalistin bestätigt Kindesmissbrauchs-Vorwürfe gegen Michel Foucault

Hamburg (ots)

Die französische Journalistin Chantal Charpentier bestätigt die jüngsten Pädophilie-Anschuldigungen gegen den Philosophen Michel Foucault. "Foucault führte sich wie ein scheußlicher Kolonialist auf", erinnert sie gegenüber der Wochenzeitung DIE ZEIT. Charpentier besuchte im Frühling 1969 Foucault in seiner Privatwohnung im tunesischen Sidi Bou Saïd und sah nach eigener Erinnerung, wie er im Dorf einer Gruppe hinter ihm herlaufender acht-, neunjähriger Jungen Geldstücke vor die Füße warf. "Ich möchte mir nicht vorstellen", so Charpentier, "wie er sexuell mit den Jungen des Dorfes umging". Sie bestätigte damit indirekt die Vorwürfe des Essayisten Guy Sorman, der in seinem Buch und zwei Interviews behauptete, Foucault habe sich mit Minderjährigen gegen Geld auf dem Friedhof von Sidi Bou Saïd verabredet und sie "vergewaltigt". Charpentier war gemeinsam mit Sorman bei Foucault in Tunesien. Beide räumten jedoch gegenüber der ZEIT ein, die entsprechenden Taten nie persönlich gesehen zu haben.

Die Pariser Literaturprofessorin und Roland-Barthes-Biografin Tiphaine Samoyault bezeichnet die Anschuldigungen jedoch als plausibel. "Die Vorwürfe sind glaubwürdig, was Foucaults Ausnutzung der Kinderprostitution in Nordafrika betrifft", sagt sie gegenüber der ZEIT. Viele französische Intellektuelle seien laut Samoyault Mitwisser des Kindesmissbrauchs gewesen. Viele von ihnen haben außerdem, wie Foucault 1977, offene Briefe zur Abschaffung der Strafbarkeit von Pädophilie in Frankreich unterschrieben. 1978 behauptete Foucault in einem Interview, dass Kinder gut einschätzen könnten, ob sie einvernehmlich Sex wollten oder nicht. Der Pariser Schriftsteller Pascal Bruckner, der in den 1970er Jahren zum Freundeskreis von Foucault zählte, verteidigt den Philosophen dagegen gegen die Vorwürfe: "Bis heute wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, Foucault könne selbst pädophil gewesen sein." Sorman, von dem die Anschuldigungen ausgingen, nannte er dagegen einen "reuigen Liberalen", der versuche, sein ansonsten bedeutungsloses Buch zu verkaufen und dabei alte Rechnungen zu begleichen.

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