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DIE ZEIT

Baumert, Leiter der PISA-Studie: Alle Bundesländer zeigen Schwächen

Hamburg (ots)

Die Pisa-Studie gibt keinem Bundesland Anlass zum
Triumph. Auch Bayern und Baden-Württemberg sind trotz ihres
Abschneidens von der internationalen Spitze noch weit entfernt.
"Würden wir Bayern mit den Provinzen Kanadas vergleichen, dann bliebe
es hinter dem erfolgreichsten Landesteil Alberta um Längen zurück",
sagt Jürgen Baumert, der Leiter der Pisa-Studie der ZEIT. Bayern sei
sozusagen nur "das Bremen Kanadas".
Die Pisa-Studie hält noch weitere Überraschungen bereit: "Je höher
die Personalkosten pro Unterrichtsstunde ausfallen, desto niedriger
ist das mittlere Leistungsniveau", beschreibt Baumert einen seiner
paradoxen Befunde. Das sei nur damit zu erklären, dass das
zusätzliche Geld offenbar nicht dem Unterricht zugute komme - sondern
in andere Bereiche fließe (wie zum Beispiel in höhere
Lehrergehälter).
Auch zeigt die Studie, dass die soziale Ungleichheit in
Deutschland gewaltig ist: In Bayern hat ein Kind aus der Oberschicht
eine sechsmal höhere Chance, ein Gymnasium zu besuchen, als ein Kind
aus einem Facharbeiter-Haushalt. "In keinem anderen Bundesland
schlägt sich die Herkunft so krass in der Bildungslaufbahn nieder",
sagt Baumert. Allerdings würden Kinder aus Arbeiterhaushalten in
Bayern wiederum mehr lernen, als in anderen Bundesländern.
Das ist eine bittere Erkenntnis für Bundesländer wie
Nordrhein-Westfalen, die sich  die Bildungsgerechtigkeit auf die
Fahnen geschrieben haben und deshalb vor allem Gesamtschulen fördern:
Pisa habe gezeigt, so Baumert, dass ausgerechnet "in den
Gesamtschulen in Deutschland der Zusammenhang zwischen sozialer
Herkunft und Kompetenzerwerb enger ist, als in anderen Schulformen".
Kurz gesagt: Arbeiterkinder haben in Düsseldorf oder Duisburg
höhere Chancen, aufs Gymnasium zu kommen, in Augsburg oder Fürth
jedoch höhere Chancen, gut ausgebildet zu werden.
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 27, EVT 27.06.2002)
   zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder 
Verena Schröder, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 
(Tel.: 040/ 3280-217, -303, Fax: 040/3280-558, e-mail:  bunse@zeit.de, 
schroeder@zeit.de).

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

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