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Sperrfrist: Sonntag, 24. Oktober 2004, 12.30 Uhr // WDR-Sendung "west.art am Sonntag" präsentiert: Gewinner des Internationalen Wettbewerbs "Das schönste deutsche Wort"

Köln (ots)

»Das schönste deutsche Wort« Internationaler
Wettbewerb
Die Gewinner
P R E S S E M I T T E I L U N G
Im Rahmen der WDR-Sendung west.art am sonntag (WDR Fernsehen, 11.00-
12.30 Uhr) wurden heute die Gewinner des Internationalen
Wettbewerbs „Das schönste deutsche Wort“ gekürt. Auf Platz eins
setzte die Jury, zu der u.a. Jutta Limbach, die Präsidentin des
Goethe-Instituts und Vorsitzende des Deutschen Sprachrats, Herbert
Grönemeyer, Uwe Timm, Volker Finke und Joseph Filsmayer gehören, das
Wort
„Habseligkeiten“.
In der Begründung der Einsenderin Doris Kalka, die eine Reise nach
Mauritius inklusive Flug und Unterkunft gewann, heißt es:
„Das Wort bezeichnet nicht den Besitz, nicht das Vermögen eines
Menschen, wohl aber seine Besitztümer, und es tut dies mit einem
freundlich-mitleidigen Unterton, der uns den Eigentümer dieser Dinge
sympathisch und liebenswert erscheinen lässt. Typischer Vertreter
dieser Klasse von Eigentümern ist etwa ein 6-jähriges Kind, das den
Inhalt seiner Hosentaschen ausbreitet, um sich am Reichtum, an der
Vielfalt der geliebten Sammlung zu erfreuen.
Oder das Wort bezeichnet - die mehr vom Mitleid geprägte Variante
- den spärlichen Besitz dessen, der sein Zuhause verliert und sein
karges Hab und Gut für alle sichtbar transportieren muss, zu welchem
Unterschlupf auch immer. Nur schwer lässt sich das Wort im Singular
vorstellen: Eine Habseligkeit? – So einfach ist die Seligkeit nicht
zu erringen.
Vielfältig und wie zufällig muss die Ansammlung von auf den ersten
Blick wertlosen Gegenständen sein, um das Prädikat der Habseligkeiten
zu verdienen. Dabei muss sie aber zugleich für ihren Besitzer einen
Wert darstellen, der sich aus seinem individuellen seelischen Erleben
ergibt und für Außenstehende nicht leicht erkennbar ist.
Lexikalisch gesehen verbindet das Wort zwei Bereiche unseres
Lebens, die entgegengesetzter nicht sein könnten: das höchst
weltliche Haben, d.h. den irdischen Besitz, und das höchste und im
irdischen Leben unerreichbare Ziel des menschlichen Glücksstrebens:
die Seligkeit. Diese Spannung ist es, die uns dazu bringt, dem
Besitzer der Habseligkeiten positive Gefühle entgegenzubringen, wie
sie gemeinhin den Besitzern von Vermögen und Reichtümern oder
Eigentümern von Krempel, Gerümpel und Altpapier versagt bleiben.
Und wo sonst der Weg zum spirituellen Glück, zur Seligkeit also,
eher in der Abwendung von weltlichen Gütern oder doch zumindest in
der inneren Loslösung aus der Abhängigkeit von Weltlichem gesehen
wird, so fassen wir hier die Liebe zu Dingen, allerdings zu den
kleinen, den wertlosen Dingen auf als Voraussetzung zum Glück.“
Auf den zweiten Platz wurde das Wort „Geborgenheit“ gewählt.
Annamaria Musakova aus der Slowakei, die mit ihrem Beitrag einen
vierwöchigen Sprachkurs an einem Goethe-Institut in Deutschland
gewann, schrieb:
„Mein schönstes deutsches Wort lautet: ‚Geborgenheit’, weil es
kein Wort in meiner Muttersprache (ich komme aus der Slowakei) gibt,
das die genaue Bedeutung dieses Wortes enthalten würde. Ich liebe
dieses Wort, weil ich kein anderes Wort kenne, mit dem man ausdrücken
könnte, dass man sich so geborgen, gut, eingelebt ... irgendwo fühlt.
In meiner Sprache kann man die Gefühle der Geborgenheit nicht in
Worte fassen. Das macht aus diesem Wort mein Lieblingswort der
deutschen Sprache.“
Das Wort „lieben“ wurde auf Platz 3 gewählt. Gloria Bosch aus
Palma de Mallorca, die sich auf ein literarisches Wochenende im
traditionsreichen „Hotel Adlon“ freuen darf, schrieb:
„Dieses Wort ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es nur
ein ‚i’ vom Leben entfernt ist.“
Sabine Brenner aus der Schweiz überzeugte die Juroren mit ihrem
Votum für den „Augenblick“ und gewann auf Platz 4 ein
fünfzehnbändiges Brockhaus-Lexikon:
„Mein schönstes deutsches Wort lautet: ‚Augenblick’, weil es um
eine subversive Idee zu lang ist für das, was es besagt, und so viel
sinnlicher klingt als ein ‚Moment’.“
Das Wort „Rhabarbermarmelade“ wurde auf Platz 5 gewählt. Frank
Niedermeyer gewann ein vertragsfreies Mobiltelefon. Er schrieb in
seiner Begründung:
„Ich glaube, viele haben diesen Wettbewerb nicht verstanden. Es
geht doch nicht darum, die schönste Sache zu wählen, sondern das
schönste Wort zu prämieren. Kinderlachen ist etwas Wunderschönes.
Aber was für ein beknacktes Wort!
Man stelle sich jemanden vor, der kein Wort Deutsch spricht. Jetzt
sage man zu ihm in einem etwas lauteren Tonfall ‚Kinderlachen’.
Verschreckt wird er das Weite suchen! Auch Liebe, Glück und Heimat
sind toll. Die Wörter dazu aber eher einfallslos und nicht wirklich
schöner als ‚Hiebe’, ‚Mücke’ oder ‚Fahrrad’.
Mein derzeitiges Lieblingswort ist ‚Rhabarbermarmelade’. Was für
ein Klang! Und welches Wohlgefühl umfällt mich, wenn ich Sonntag
morgens zu meinem Schatz sagen kann: ‚Barbara, reich mir doch bitte
die Rhabarbermarmelade’. – Der Tag ist gerettet!“
Im Wettbewerb um »Das schönste Wort der Kinder« machte die „Libelle“
das Rennen. Für den zehnjährigen Sylwan Wiese ist Libelle das
schönste Wort,
„weil ich Wörter mit dem Buchstaben ‚l’ liebe und dieses Wort
sogar drei davon hat. Das Wort lässt sich irgendwie so leicht
sprechen. Das flutscht so auf der Zunge. Aber ich finde auch, dass
Libellen so schön flattern und genau das erkennt man auch in dem
Wort. Das Wort macht, dass man diese Tiere von Anfang an mag und
keine Angst vor ihnen hat. Würde das Tier ‚Wutzelkrump’ oder so
heißen, dann wäre das nicht so. Ich wüsste gerne, wer sich dieses
Wort ausgedacht hat. Der Mensch war bestimmt sehr freundlich. Weil
das Wort das freundlichste ist, das ich kenne.“
Sylwan Wiese und seine Eltern gewinnen den Sonderpreis des WDR-
Kinder-Radios „Lilipuz“: Ein Wochenende für das Gewinnerkind und
seine Familie in Köln. Dazu gehören Lesungen bei der lit-kid.cologne
und eine Führung durch den WDR.
Insgesamt 22.838 Einsendungen aus 111 Ländern gingen beim
Deutschen Sprachrat in der Zeit vom 4. Mai bis zum 1. August 2004
ein. Das weltweite Durchschnittsalter aller Einsender – Beiträge für
das schönste Wort der Kinder ausgenommen – lag bei 39 Jahren, 65%
aller Vorschläge kamen von Frauen. Ca. ein Viertel der Vorschläge kam
aus dem Ausland: Dabei lagen die USA noch vor der Schweiz und
Österreich.
Die „Liebe“ war weltweit der unangefochtene Spitzenreiter unter
den eingesandten Wörtern.
In Deutschland kam ebenfalls die "Liebe" auf Platz eins, dicht
gefolgt von "Gemütlichkeit" und "Sehnsucht". Die Plätze vier bis zehn
belegen die Wörter "Heimat", "Kindergarten", "Freiheit", "gemütlich",
"Frieden", "Sonnenschein" und "Schmetterling".
Ab Montag, den 25. Oktober, sind die Liebeserklärungen an die
deutsche Sprache im Buchhandel zu haben. Das intelligent und
humorvoll bebilderte Buch zum Wettbewerb versammelt eine Auswahl der
Einsendungen zum Wettbewerb - darunter Beiträge Prominenter,
Schriftsteller und Politiker wie Loriot, Wolfgang Joop, Wladimir
Kaminer, Julia Franck, Wolfgang Thierse, Otto Schily und Renate
Künast.
Das Buch ist über den Buchhandel oder über den Max-Hueber-Verlag
(http://www.hueber.de/das-schoenste-deutsche-wort/index.asp) zu
beziehen.
www.ard-foto.de
PRESSEKONTAKT: Gabriele Stiller-Kern, Telefon 030 844 1 28 25,
mobil 0175 203 85 61
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: 
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