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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld)zum Iran

Bielefeld (ots)

Iran steckt in seiner tiefsten Krise seit 30
Jahren, »Oppositionsführer« Mir Hussein Mussawi ist »als Märtyrer zu 
sterben« und die ungezählten Massen auf der Straße lassen sich nicht 
mundtot machen.
Zugleich stützt sich das Regime auf eine große Zahl von Anhängern. 
Zehntausende sind finanziell und existenziell abhängig vom System, 
den Beton-Mullahs und der Führung um Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
Gemeinsam mit dem Hetzer im Präsidentenamt können sie nur noch siegen
oder untergehen.
Entsprechend entwickelt sich die Lage auf den Straßen. Sie wird nicht
besser, sie wird ganz eindeutig schlimmer - und das nicht nur in 
Teheran.
Schon vor der umstrittenen Präsidentenwahl am 12. Juni 2009 gab es 
Proteste, etwa von 60 000 Derwischen, die im Februar vor das 
Parlament zogen. Auch wollte die Welt wenig davon wissen, dass das 
Regime Minderheiten, ja sogar sunnitische Glaubensbrüder unterdrückt.
Inzwischen schreckt das System nicht einmal vor Folter an 
unbotmäßigen Ayatollahs zurück.
 Trotz Zensur gibt es keinen Zweifel, dass die Konfrontation zwischen
Sicherheitskräften und Demonstranten zum Dauerzustand geworden ist. 
Das ist neu.
Nach der brutalen Niederschlagung der Proteste hatten sich 
Oppositionelle erst im Herbst wieder am Rande staatlicher 
Kundgebungen auf die Straßen gewagt. Wie in der Spätphase von Schah 
Reza Pahlavi kommen seitdem die Universitäten nicht mehr zur Ruhe. 
Dort findet der Protest seine Inhalte, dort werden Forderungen, 
Losungen und damit Richtung der neuen Revolution formuliert.
 Mit dem Tod von Großayatollah Montazeri im Dezember 2009 schwappte 
die politische Debatte zurück auf Straße. Im Juni war dort noch ganz 
naiv gefragt worden: »Where is my vote?«, (Wo ist meine Wahlstimme 
geblieben?).
Was folgte, war ein durch die harsche Reaktion des Regimes 
beschleunigter Prozess politischer Erkenntnis. Montazeri bot als 
ranghöchster Geistlicher dem iranischen Revolutionsführer Chamenei 
die Stirn und bezeichnete die Wiederwahl Ahmadinedschads als 
gefälscht. Damit war er das Idol des Protestes. Inzwischen berichten 
Aktivisten, die führenden Köpfe des Protestes dächten längst über die
Positionen des schiitischen Geistlichen hinaus. Wahlen, Meinungs- und
Religionsfreiheit sind Forderungen einer aufgeklärten Gesellschaft - 
und die gibt es im Iran durchaus, wo nur noch die ganz Alten nie 
Lesen und Schreiben gelernt haben.
 Auch in den letzten Monaten vor der Revolution 1980 lagen zwischen 
einzelnen Kundgebungen lange Wochen ohne Proteste, bis sich der 
Rhythmus beschleunigte. Die wachsende Unerschrockenheit der 
Opposition zeigt eine auffällige Ähnlichkeit mit damals.
Inzwischen scheinen die Demonstranten immer weniger auf äußere 
Anlässe angewiesen zu sein. Nicht einmal die Androhung massiver 
Bestrafung - und das heißt: Hinrichtung - kann sie noch bremsen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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