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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel/Opel

Bielefeld (ots)

Seit einem Jahr war Angela Merkels Besuch bei
Opel geplant. Wohl als Ausweis besonderer Weitsicht betonte sie 
diesen an sich unerheblichen Punkt gestern in Rüsselsheim in ihrer 
gerade 15-minütigen Rede, die kaum mehr als ein besseres Grußwort 
war. Jenen, die ihr Kneifen vorausgesagt hatten, hielt sie keck 
entgegen: Seht her, ich bin doch da!
Es half alles nichts. Frank-Walter Steinmeier hatte ihr am Vorabend 
die Wurst vom Butterbrot genommen. Die Kanzlerin bot die bekannten 
Bürgschaften, der Kanzlerkandidat aber brach Tabu wie Regierungsräson
und stellte den Opelanern eine staatliche Beteiligung in Aussicht.
 Das Spiel heißt Hase und Igel, wurde jahrelang von Lafontaine mit 
den Sozis gespielt und weist mit dem Näherrücken des Wahltermins 
immer öfter der Union die Hasenrolle zu.
Steinmeier als Mister Abwrackprämie, Steinmeier als Co-Autor der 
»sozialdemokratischen Antworten zur Finanzmarktkrise« und jetzt 
Steinmeier als Erfinder der Task-Force Opel Europa. Auch wenn es 
niemand im politischen Berlin bestätigt, die Kanzlerin wusste vom 
jüngsten Coup ihres Vizekanzlers bis Dienstagabend rein gar nichts.
Zeitgleich beklagte Franz Müntefering, der längst die Rolle des bad 
guy (bösen Buben) übernommen hat, »unzureichendes Tempo« der Union 
auf den Baustellen Steuerhinterziehung, Managergehälter, Jobcenter. 
Die Nervosität in der Union, insbesondere kaum noch zu zügelnde 
CDU-Ministerpräsidenten bestärken Müntefering in seiner Strategie
Merkels Problem ist Steinmeiers schlüssiges Konzept. Und so kann's 
gehen: Die Bundesregierung, vier Bundesländer, die OpelBeschäftigten,
das Management und Opel-Händler beteiligen sich mit »50 plus eins« an
Opel-Europa, alle sprechen mit einer Berliner Stimme und 2,6 
Milliarden Euro sind auch noch drin. Denn: genauso teuer würde die 
Totalpleite für die Volkswirtschaft auch. Während noch Details für 
die Zukunft mit General Motors und anderen Beteiligten ausgehandelt 
werden, läuft die Suche nach einem privaten, langfristig orientierten
Investor für Opel. Unwiderstehlich und alle Maximalforderungen 
erfüllend.
Das lässt die Linie erkennen, an der entlang die Sozialdemokraten die
Union bis zum Wahltag treiben werden. Seien wir gewiss: Es kommen 
weitere Vorstöße und stets wird die Kanzlerin abwarten und sammeln, 
die aktivere Hälfte in der Koalition aber nach vorne streben.
 Dabei geht es im Kern um den zweiten Fall von Verstaatlichung und 
schon dräuen die nächsten Ausnahmen, die dann keine mehr sind: 
Schaeffler, Schiesser, Thyssen-Krupp, die Chemie...
Keine Frage: Was in dieser Krise an Industriearbeitsplätzen abgebaut 
wird - ob bei Autozulieferern in Ostwestfalen, auf den Werften oder 
sonst wo - all das wird im nächsten Boom in Fernost wieder aufgebaut.
 Was jetzt verloren geht, ist für immer verloren. Wahlkämpfer, die 
sich dieser Dramatik entziehen, haben schon verloren.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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