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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Abgeordneten-Diäten

Bielefeld (ots)

Wieviel sind uns unsere Bundestagsabgeordneten
wert? Keine andere Frage vermag die Gemüter so zu erhitzen wie die 
der Diätenhöhe. Argwöhnisch blickt das Wahlvolk wieder einmal nach 
Berlin, wo um einen üppigen Nachschlag für die Volksvertreter 
gerungen wird. Von derzeit 7339 auf 8159 Euro pro Monat im Jahr 2010 
soll das Gehalt der Parlamentarier steigen. Rechnet man die zu 
Jahresbeginn vollzogene Erhöhung von 300 Euro hinzu, beträgt das 
geplante Diätenplus satte 16 Prozent. Ist das gerecht?
Selbst gestandene Parlamentarier wie der Herforder SPD-Abgeordnete 
Wolfgang Spanier haben da Zweifel. Wo sich Rentner mit mickrigen 1,1 
Prozent mehr begnügen müssen, wo das Lohnplus bei Normalverdienern 
mit Müh' und Not die Teuerung ausgleicht, erscheint ein solcher 
Diäten-Anstieg schamlos.
Aber wieviel sind uns unsere Abgeordneten nun wirklich wert? Das 
Verfassungsgericht hat darüber im Jahr 1975 geurteilt: Volksvertreter
haben Anspruch auf eine Entschädigung, die »eine Lebensführung 
gestattet, die der Bedeutung des Amtes gemessen ist.«
Was aber ist die Bedeutung des Amtes? Man muss nicht 
Verfassungsrichter sein, um diese Frage zu beantworten: Abgeordnete 
sind die Maschinisten der Demokratie. Rein statistisch vertritt jeder
der 612 Abgeordneten 134 000 Bundesbürger, bestimmt mit über ihre 
Lebensumstände und Zukunftsaussichten. Das ist - anders als es 
Fernsehbilder aus dem halb leeren Plenarsaal vorgaukeln - eine ebenso
fordernde wie zeitaufwendige Arbeit. Aus diesem Blickwinkel erscheint
die Anpassung der Diäten an die Besoldung von einfachen 
Bundesrichtern also nicht als unbillig.
Wenn die Abgeordneten aber mit ganzer Kraft dem Wohle des Volkes 
dienen sollen, warum dürfen sie dann soviel dazuverdienen? 45 
Positionen führt allein die Nebentätigkeitsliste des SPD-Kämpen 
Walter Riester auf. Die Bielefelder CDU-Bundestagsabgeordnete und 
Handwerkskammerpräsidentin Lena Strothmann nennt drei 
Aufsichtsrats-Sitze, ihr Bielefelder SPD-Kollege und Rechtsanwalt 
Rainer Wend führt vier Mandate auf - eines davon in der höchsten 
Entgeltstufe. Das ist ganz legal - eine gesetzliche Obergrenze für 
den Dazuverdienst gibt es nicht.
Eine Extrawurst braten sich die Abgeordneten zudem bei der 
Alterssicherung. Nach acht Jahren im Parlament beträgt das Ruhegeld 
satte 20 Prozent der Diät. »Es ist überfällig, dass die 
Altersvorsorge der Abgeordneten neu geregelt wird«, fordert 
Sozialverbands-Präsident Adolf Bauer.
Wie das geht, hat Nordrhein-Westfalen vorgemacht. Seit Beginn dieser 
Wahlperiode muss jeder Abgeordnete 1500 Euro für die Altersvorsorge 
abführen, die steuerfreie Kostenpauschale wurde gestrichen.
Ach ja: Gleichzeitig wurden die Diäten in NRW auf 9633 Euro erhöht. 
Gestört hat das niemanden. Denn dieses System ist durchschaubar und 
gerecht. Genau daran aber fehlt es in Berlin.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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