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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Türkei:

Bielefeld (ots)

Sollte es dem türkischen Ministerpräsidenten
Recep Tayyip Er-dogan bei seinem Auftritt in Deutschland wirklich 
darum gegangen sein, eine Brücke des Vertrauens zu schlagen, so muss 
man konstatieren, dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Im 
Gegenteil: Erdogan hat sich mit seiner Warnung an die in Deutschland 
lebenden Türken vor einer Assimilation, also einer Aufgabe ihrer 
kulturellen Identität, nicht nur in empörender Weise in innerdeutsche
Angelegenheiten eingemischt. Ein Vorgehen, dass sich Ankara noch im 
Fall des lange Zeit in einem türkischen Gefängnis sitzenden Deutschen
Marco zu Recht verbeten hatte.
Nein, Erdogan hat mit seinem Vorwurf, Deutschland strebe eine 
zwangsweise Eingliederung der hier lebenden Türken in die 
Gesellschaft an, alte Vorurteile belebt - auf beiden Seiten. Das 
Bemühen, die immer noch kleine Pflanze des Vertrauens zum Blühen zu 
bringen, hat einen herben Rückschlag erlitten.
Ob bewusst oder ungewollt, der türkische Premier hat der Integration 
einen Bärendienst erwiesen. Natürlich weiß auch Erdogan, dass 
türkische Einwanderer ihre Identität bei der Einreise nach 
Deutschland nicht an der Grenze abgeben müssen. Niemand hindert sie 
daran, hier weiterhin türkisch zu sprechen und ihre eigene Kultur zu 
pflegen.
Doch wenn ich mich in Deutschland integrieren will, muss ich doch 
auch alles daran setzen, die deutsche Sprache zu lernen, muss auch Ja
sagen zu Deutschland und zu unseren Werten. Und wenn ich dann auch 
noch die deutsche Staatsangehörigkeit annehme, was ist daran 
verwerflich, wenn ich mich assimiliere?
Das haben schon viele Deutsche getan, die in die USA oder anderswo 
hin ausgewandert sind. Und das ist auch gut so.
Erdogan ist noch eine Erklärung schuldig und muss die von ihn 
ausgelösten Missverständnisse klarstellen. Die Tatsache, dass in den 
vergangenen Jahrzehnten bei der Integration von deutscher Seite viele
Fehler gemacht worden sind, ist nicht zu leugnen. Doch die 
Parallelgesellschaften in Berlin und anderen deutschen Städten sind 
nicht deshalb entstanden, weil sich die türkischen Mitbürger zu 
schnell angepasst hätten und gar dazu gezungen worden wären.
Da ist es gut, dass Erdogan in diesen Tagen auch einmal der Spiegel 
vors Gesicht gehalten wird. Dass die vermeintliche Assimilation der 
türkischen Einwanderer in Deutschland ein Verbrechen gegen die 
Menschlichkeit sei, erweise sich vor dem Hintergrund der 
Unterdrückung eigener ethnischer und religiöser Minderheiten in der 
Türkei als scheinheilig, sagte der Generalsekretär der Alevitischen 
Gemeinde in Deutschland.
Erdogan hat auf türkischer und deutscher Seite manch unbedachte 
Äußerung provoziert, die besser nicht gesagt worden wäre. Das heißt 
aber nicht, dass nicht Klartext geredet werden darf. Man muss nicht 
gleich die EU-Beitrittsverhandlungen in Frage stellen. Aber im 
Klartext gesagt: Recep Tayyip Erdogan muss noch viel über Europa 
lernen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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