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Neue Westfälische (Bielefeld): Klimadebatte Keine Panik Dirk Müller

Bielefeld (ots)

Es ist ein Trauerspiel! Ich sage es offen: Eine Welt ohne Autos, die mit Benzin oder Diesel angetrieben werden, kommt mir noch sehr fad vor. Ich bin immer Autofan gewesen. Kadett, Manta, Calibra, auch ein Käfer war dabei, dann - mit Kindern und Familie - alte Benz E-Klasse-Kombis, aktuell das dritte Exemplar. Ich habe meinem Sohn die Auto-Begeisterung in die Wiege gelegt, er konnte Marken schneller unterscheiden als die Tiere im Tierpark Olderdissen. Es verbindet uns die Leidenschaft für Hubraum - der bekanntlich nur durch eins zu ersetzen ist: durch mehr Hubraum. Und durch die Gänsehaut beim Klang eines Achtzylinder-Blocks. Inzwischen macht mir das Sorgen. Ich fürchte, mein Sohn wird dereinst der Letzte sein, der sich weigert, von seinem Verbrennungsmotor-Gefährt Abschied zu nehmen und versteckte Benzin-Depots hütet wie Mad Max, während die Welt unter der Klima-Katastrophe dahinschmilzt. Klima-Katastrophe? Wird es so schlimm kommen? Ist die ohnmächtige Greta-Wut, die den Vereinten Nationen ihr "Wie können Sie es wagen?" entgegenschleuderte, angemessen? Oder das "nun mal langsam" der Kanzlerin? Sagen wir's mal so: Angst ist nicht immer der beste Ratgeber - aber auch ein Reflex, der uns schützen soll. Vieles spricht dafür, die Vernunft in der aktuellen Debatte nicht durch Panik zu ersetzen - aber auch nicht durch Ignoranz. Zugegeben: Greta Thunberg ist bewundernswert in ihrem kompromisslosen Einsatz, sie hat ungeheuer viel in Bewegung gesetzt. Aber ihre Radikalität macht auch hilflos und verstört. Mich haben Gespräche etwa mit dem Meteorologen und Klimaforscher Mojib Latif beeindruckt. Unaufgeregte Bestandsaufnahmen, die doch in der Erkenntnis münden: Die Menschheit hat kaum noch Zeit umzusteuern, will sie ihre Existenzgrundlagen nicht gefährden. Und dann ist es nicht mehr weit zu der Einsicht, dass Menschen anderswo das Wasser schon bis zum Hals steht, während ich noch mein geliebtes Auto damit wasche. Werden uns zu große Opfer abverlangt? Ist ein Tempolimit unzumutbar? Bewusstere Ernährung? Der Ausstieg aus der Kohle? Verzicht auf Inlandsflüge? Investitionen in öffentlichen Nahverkehr und Elektromobilität? Hilfe für die Regionen der Welt, die sich nicht selbst helfen könne? Nein. Wenn es hilft, dann lasst uns das machen. Und zwar zügig und vernünftig. Vielleicht drehen wir die Perspektive einfach nach und nach um: Six days for future. Und nur noch fridays für Hubraum.


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