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Neue Westfälische (Bielefeld): Urteil im Schlecker-Verfahren Weg zur Einsicht Dieter Wonka, Berlin

Bielefeld (ots)

Anton Schlecker, Ex-Patriarch, Bankrotteur und gescheiterte Kaufmannsperson, ist haarscharf am Knast vorbei gekommen. Für viele der berühmten "Schlecker-Frauen" muss das wie ein ungerechtes Urteil, wie ein falscher Schlussstrich erscheinen. Aber es ist ein vertretbares Urteil. Anders als viele große Manager hat sich Schlecker Senior, nach allem was man weiß, nicht persönlich bereichert. Er ist als gescheiterte Existenz auf der Strecke geblieben. Eine ehrliche Entschuldigung bei seinen Ex-Angestellten, seinen Opfern, für deren entstandene familiäre und berufliche Not hat er nicht zustande gebracht. Für ein Mindestmaß an Anständigkeit fehlten ihm wohl der Mumm und die Größe. Vieles von dem, was Schlecker und seiner Geschäftsidee anzukreiden ist, ist unsozial, aber nicht justiziabel. Geblieben ist die Erkenntnis, dass einer privat und als ungelernter Kaufmann ins Risiko gegangen ist, dass er mächtig und vielleicht auch gierig wurde. Und jetzt ist dem Milliardär von einst nur noch der Unterschlupf bei seiner recht vermögend gewordenen Frau geblieben. Die Kinder wird er wohl zeitweilig in der Zelle besuchen können. Das geschieht der Familie recht, die nach dem Bankrott zur falschen Zeit die irreführende Nachricht der Öffentlichkeit zurief: "Verstehen Sie, es ist nichts mehr da!" Das war eine Verhöhnung der Schlecker-Generation. Und es war eine miserable Vorstellung, denn später wurden doch ein paar Millionen für den Insolvenzverwalter überwiesen. Es war auch ein Hinweis darauf, dass im Gegensatz zu ihrem gescheiterten Vater die Kinder dachten, sie könnten mit Tricks den Rechtsstaat ausmanövrieren. Sie haben sich die Zeit für Buße auf dem Weg zur Einsicht verdient. Anton Schleckers Idee war es, billigste Arbeitskräfte einzukaufen und im großen Stil Drogerieartikel zu verkaufen. Ihm brachte das zeitweilig Milliarden ein, Tausende von Schlecker-Frauen blieben beim Bankrott auf der Strecke. Der Metzgermeister hatte kein unternehmerisches Format. Das ist nicht strafbar. Gesellschaftspolitisch ist Schleckers Verhalten schlicht saumäßig. Wäre ein solches ethisches und unternehmerisches Versagen justiziabel, dann müssten aber in Deutschland flächendeckend neue Knäste gebaut werden. Air Berlin ist vom Markt verschwunden, aber der letzte Vorstandschef Thomas Winkelmann hat sich trotz knallharter Pleite vier Millionen Euro Gehalt bis 2021 absichern lassen. Bei VW sitzen Bosse fest im Amt, die entgegen der Vernunft behaupten, sie hätten nichts von systematischer Schummelkriminalität mitbekommen. Im Siemens-Konzern hantieren Top-Manager eiskalt mit Arbeitsplätzen, nur um ihr unternehmerisch-strategisches Versagen zu kaschieren. Schlecker hat sich dümmer angestellt. Die anderen Manager-Versager sind deshalb aber nicht besser - eher im Gegenteil.

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