Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Westfälische (Bielefeld) mehr verpassen.

Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische (Bielefeld): Verheerende Anschlagserie in Brüssel Mitten ins Herz Thomas Seim

Bielefeld (ots)

Der französische Präsident Hollande spricht von Kaltblütigkeit, mit der man dem Terror begegnen müsse. Kann man das? Kann man kaltblütig bleiben angesichts dieses menschenverachtenden Gewaltszenarios, das gestern Dutzende Menschen tötete und über hundert zum Teil schwer verletzte? Wenn Kaltblütigkeit nicht Vergeltung meinte, nicht kaltblütige Rache an den Terroristen, sondern überlegtes Handeln gegen Kriminelle, dann werden wir alle einen Weg finden müssen, der uns dieses Handeln möglich macht. Kaltblütig im menschenverachtenden Sinn sind Terroristen. Sie nehmen unschuldige Menschen in Haft für ein Kriegsgeschehen, dessen sie anders nicht Herr werden. Menschen wie du und ich, die nur zufällig und ohne Schuld zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Sie wurden gestern von kaltblütigen Killern bestialisch ermordet oder schwer verletzt. Ihnen gilt unsere Trauer, ihren Angehörigen unser Mitgefühl. Kaltblütig treffen diese skrupellosen Verbrecher das aufgeklärte Leben in Europa mitten ins Herz. Gegen diesen Terror kann sich eine offene Gesellschaft - und sei sie noch so wehrhaft - nicht verteidigen. Nicht mal dem türkischen Halbdiktator-Präsidenten Erdogan gelingt dies. In Europas demokratisch verfassten, freiheitlichen Staaten ist ein lückenloser Schutz gegen diese feige Mörderbande nicht zu schaffen. Das ist in Deutschland schon Ende der 70er Jahre im Kampf gegen den RAF-Terror kaum gelungen. In der Tat: Erstmals seit damals gibt es wieder Anlass zur Furcht in großen Menschenmassen an zentralen Orten. Jeder für sich prüft seit gestern wieder genauer, beobachtet misstrauischer und handelt defensiver in der Öffentlichkeit. Das ist ja das Ziel des Terrors, dass er die Angst wachsen lässt und die Freiheit des Lebens zerstört. Diese Freiheit ist aber der Markenkern unseres Europas. Wenn wir ihn beschädigen lassen, lassen wir die Europäische Einigung, unsere Kultur, unsere Lebensqualität beschädigen. Das ist das Herz Europas. Nicht weniger steht hier auf dem Spiel. Wir werden nun in den nächsten Tagen untersuchen, prüfen, ermitteln. Wir werden finden, dass es Fehler gab, ohne die man die Anschläge hätte verhindern können. Wir werden Fragen haben und wir werden das Versagen Einzelner oder einer Struktur ermitteln und Schlussfolgerungen ziehen. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, wie wir uns in Deutschland gegen solche näher gekommenen Gefahren schützen. Wir werden Schuldige und Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit finden. Aber die wichtigste Frage, die Europa beantworten muss: Lassen wir uns mitten ins Herz treffen? Töten die Mörder von Brüssel auch unser aufgeklärtes freies Leben? Wir würden gut daran tun, die Antwort mit kühlem Kopf zu geben - aber nicht kaltblütig.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Westfälische (Bielefeld)
Weitere Storys: Neue Westfälische (Bielefeld)
  • 22.03.2016 – 16:01

    Neue Westfälische (Bielefeld): EU-Außenpolitiker Brok kritisiert Geheimdienste

    Bielefeld (ots) - Elmar Brok (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, kritisiert nach den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt Brüssel die Zusammenarbeit der europäischen Geheimdienste. Der in Bielefeld erscheinenden Tageszeitung Neue Westfälische (Mittwochausgabe) sagte Brok: "Wir haben Europol. Europol ...

  • 21.03.2016 – 19:55

    Neue Westfälische (Bielefeld): Die Rente steigt Nachricht mit Zukunftsproblemen Carsten Heil

    Bielefeld (ots) - Diese gute Nachricht hat mehrere Haken. Wenn die Renten in Westdeutschland in diesem Jahr um 4,25 Prozent steigen und damit so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr, können sich die Rentner freuen. Bei einer Durchschnittsrente des Jahres 2015 von 1.176 Euro im Monat sind das dann zwar nur knapp 50 Euro. Aber bei einer Inflation nahe null Prozent ist das ...

  • 21.03.2016 – 19:50

    Neue Westfälische (Bielefeld): Wasser als knappes Gut Vorbeugen statt abwarten Wolfgang Mulke

    Bielefeld (ots) - Ökonomen galt das Wasser lange Zeit als praktisch kostenloser, unendlich verfügbarer Rohstoff. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der Zugang zu frischem Süßwasser entscheidet mit über den Wohlstand einer Region. Wo sauberes Wasser fehlt, kann sich wirtschaftlich nichts entwickeln. Und in vielen Ländern dieser Erde ist diese Ressource knapp. 1,8 ...