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Mittelbayerische Zeitung: Auch Studenten wählen Minister Ramsauer schiebt des Problem der studentischen Wohnungsnot vor sich her - ein grober Fehler. Von Christian Kucznierz

Regensburg (ots)

Die Idee eines Runden Tisches klingt ja immer erst einmal gut: Man setzt sich zusammen, um ein Problem gemeinsam anzugehen. Und das in bester Arthus- Manier: An der Tafelrunde des Sagenkönigs sollte keiner am Kopf der Tafel sitzen und damit der Chef sein. Alle sind gleichberechtigt. Was am Ende auf die altbekannte Formel hinausläuft: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bild' ich einen Arbeitskreis. Sprich: Hinterher ist man oft genauso schlau wie vorher. So auch gestern beim Runden Tisch zum Thema studentische Wohnungsnot. Allerdings wäre derjenige, der sich etwas Substanzielles erwartet hätte vom Ausgang des Treffens im Bundesbauministerium, auch naiv. Schließlich ist der Chef der Tafelrunde Peter Ramsauer, und der ist nicht unbedingt bekannt dafür, Probleme ernsthaft anzugehen. Ankündigen, meist mit großen Brimborium, mit schönen Fotos und markigen Sprüchen, um dann zum nächsten Verlautbarungstermin zu ziehen. Beispiel gefällig? An der Notwendigkeit der Elektrifizierung der Bahnstrecke Regensburg-Hof hat der Minister keine Zweifel, sagte er jüngst im Interview mit unserer Zeitung. Unternehmer und Bahnfahrer aus der Region haben daran auch keinen Zweifel, und das seit Jahrzehnten. Nur: Sie werden noch Jahrzehnte auf die Umsetzungwarten müssen, solange im Verkehrsministerium ein Minister sitzt, der Güterverkehr lieber mit Gigalinern auf die Straßen schickt. Am Freitag also wurde das Problem, das tausende von Studenten seit Jahren vor allem jedes Wintersemester haben, wieder einmal vertagt. Im November soll ein weiterer Runder Tisch stattfinden, auf dem dann aller Voraussicht nach gesagt wird, warum es nach der Wahl nicht anders aussieht als vor der Wahl. Es ist ein Trauerspiel: Von den mehr als 400 000 Studenten, die zum Wintersemester 2013/14 auf den Wohnungsmarkt drängen, werden sich viele erneut zunächst mit Notunterkünften begnügen müssen. Nach wie vor fehlen in Deutschland rund 70 000 Wohneinheiten. Und Ramsauer setzt allen Ernstes weiterhin seine Hoffnungen auf Initiativen zwischen Investoren, Immobilienwirtschaft und Studentenwerken - als ob die ein gemeinsames Ziel verfolgten. Die Studentenwerke fordern seit Jahren mehr Fördermittel für den Bau von Wohnheimen, während es Investoren vor allem um Profit geht. Das ist ihr gutes Recht. Aber die wenigsten Studienanfänger haben das Geld, um sich eine neu gebaute Wohnung zu mieten, geschweige denn zu kaufen. Und dass günstiger Wohnraum in den Städten knapp ist, wissen nicht nur die Studenten, sondern alle, die auf ihr Geld achten müssen, also auch Familien mit geringem oder mittleren Einkommen. Für die Studenten hatte Ramsauer vor dem Treffen am Freitag erneut leer stehende Kasernen ins Spiel gebracht - ein klassischer Ramsauer-Vorstoß: klingt besser als er ist. Kasernen sind oftmals entkernt und von der Energie- und Wasserversorgung abgekoppelt. Und Mehrbettzimmer sind vielleicht eine Lösung für Soldaten; für Studenten, die unterschiedliche Stundenpläne und Prüfungstermine haben und über Jahre hinweg weit weg von zuhause ein wenig Privatsphäre brauchen, kann das nur eine Notlösung sein. Ein langfristiges Konzept ist das ebenso wenig wie das Aufstellen von Wohncontainern, über das man in Berlin nachdenkt. Es ist heute schon oft genug der Fall, dass Studenten ihren Studienort nicht nur nach der Qualität der Lehre wählen, sondern auch danach, wo sie es sich leisten können zu leben. Wer nicht möchte, dass der Geldbeutel über das Studium entscheidet, wer will, dass deutsche Hochschulen weiterhin attraktiv sind, der darf nicht so tun, als würde sich das Problem zunehmender Studentenzahlen von alleine lösen. Die doppelten Abiturjahrgänge mögen sich eines Tages verlaufen; aber die meisten Studenten sind mindestens drei Jahre an den Unis. Und die Zahl der Studienanfänger steigt von Jahr zu Jahr. Was Ramsauer und Co. offenbar vergessen: Auch Studenten wählen - nicht nur ihr Studienfach.

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