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Mittelbayerische Zeitung: Alternative nicht in Sicht Die Republikaner liefern sich eine zähe Vorwahl. Ihr größtes Problem ist, dass ihnen die Vision fehlt. Leitartikel von Christian Kucznierz

Regensburg (ots)

Wer will, kann den Wahlkampf ums Weiße Haus auf einen ganz einfachen Nenner bringen: Wenn Barack Obama im Amt bleibt, bekommen die Vereinigten Staaten eine weitere Chance, die Fehler, die unter Bush junior gemacht wurden, zu beheben. Kommt ein Republikaner, werden die Fehler unter Bush wiederholt. Mit dem Unterschied, dass George W. seine Eltern fragen konnte, wenn er nicht weiterwusste. Doch so weit ist es noch lange nicht. Derzeit heißt es erst einmal: Alles zurück auf Los. Nach dem Sieg von Mitt Romney bei den Vorwahlen der Republikaner in Florida ist der ehemalige Gouverneur von Massachusetts zwar wieder in Führung vor seinem parteiinternen Rivalen Newt Gingrich gegangen. Aber der will nicht einfach so aufgeben. Warum auch? In South Carolina schlug Gingrich Romney. Wie es bei den weiteren Vorwahlen im tiefen Süden der USA weitergehen wird, muss sich noch zeigen. Interessanter Weise ist es der weit abgeschlagene republikanische Kandidat Rick Santorum, der es auf den Punkt gebracht hat: "Was wir in den vergangenen Wochen in Florida gesehen haben, ist nichts, was uns bei dieser Wahl helfen wird." In der Tat war der Wahlkampf in Florida vor allem eins: hart. Romney und Gingrich haben sich nichts geschenkt. 92 Prozent der Wahlwerbespotts, die im Staat gelaufen sind, waren Negativwerbungen des einen gegen den anderen Kandidaten. Das haben die Statistiker in den USA analysiert. Zwar gibt es in den Vereinigten Staaten für jeden Zweck den passenden Statistiker, der die Zahlen in jedem beliebigen Sinn liefern und deuten kann. Dennoch ist die Beobachtung richtig, dass die Kandidaten der Republikaner sich gegenseitig zerfleischen. Wobei diese Tatsache zumindest für Romney Vorteile hat. Er galt bislang vielen Hardlinern als zu weich. Nun hat er deutlich gezeigt, dass er auch nicht nett, vorsichtig und zurückhaltend sein kann. Vor allem im direkten Kontrast zu Gingrich hat Romney an Profil gewonnen. Um noch einmal die Statistik zu bemühen: Florida gilt als USA im Kleinen, was gesellschaftliche Zusammensetzung angeht. Und hier konnte Romney mit 14 Prozentpunkten Vorsprung Gingrich schlagen. Auch bei den Wählern, die sich als sehr konservativ oder als Anhänger der Tea Party bezeichnen, verbuchte er Zuwächse. Aber wird ihm das reichen? Oder, noch viel wichtiger: Wird der zähe Vorwahlkampf, der den USA bevorsteht, am Ende nicht dazu führen, dass sich die Republikaner so weit selbst schwächen, dass sie eine leichte Beute für Obama sind? Denn selbst wenn es Romney werden sollte: Er ist der Kandidat, auf den die Berater des Präsidenten geradezu warten. Seit Monaten hat sich Obamas Team auf Romney eingeschossen, auf den Investmentbanker und Mulitmillionär, der sich selbst am besten widersprechen kann. Zudem hat der Präsident erst vergangene Woche mit seiner Rede zur Lage der Nation ein eindrucksvolles Zeugnis davon abgelegt, dass er immer noch eine Vision von Amerika hat. Es ist die von Wohlstand für möglichst viele Menschen. Von Gerechtigkeit. Von einem Land, in dem nicht mehr ein sehr kleiner Teil der Menschen den größten Teil vom Kuchen abbekommt und dafür auch noch die geringsten Steuern zahlt. Haben die Republikaner also noch eine Chance? Ja. Aber nur, wenn sie aufzeigen können, dass sie eine echte Alternative bieten. Dass sie nicht nur eine Protestveranstaltung für diejenigen sind, denen Obamas Versuche einer längst überfälligen Gesellschaftsreform zu unangenehm, weil mit Einschnitten verbunden sind. Bislang klingt alles, was von den republikanischen Kandidaten zu hören ist, wenig nach Zukunft und sehr nach George W. Bush, Teil 2. Eine echte, zukunftsgerichtete Vision sind die Republikaner bislang schuldig geblieben.

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